Freitag, 2. September 2011

(Elite-)Soldaten - Die geschlagenen Kinder von gestern. Ein Fallbeispiel

Der ehemalige US-Elitesoldat (Team Six) Howard Wasdin wollte in seinem Leben vor allem eines: „Nie wieder schwach sein.“, schreibt der SPIEGEL in einem Porträt über diesen Mann, der auch ein Buch über seine Zeit als Elitekämpfer geschrieben hat. Als Soldat wollte er der Beste und immer der Härteste sein. Bloss nichts mehr fühlen oder Schwächen zeigen. Denn das hätte ihn wahrscheinlich an seine Kindheit erinnert. „Der Sohn eines Lastwagenfahrers, aufgewachsen in einfachsten Verhältnissen des ländlichen Georgias, lernt schon früh, Schmerzen zu ertragen. Sein Stiefvater prügelt ihn regelmäßig mit einem Ledergürtel, jede angebliche Verfehlung des Kindes - und sei sie noch so geringfügig - wird mit gnadenloser Brutalität bestraft. Also funktioniert Howard, wie es von ihm erwartet wird, passt sich an, sorgt dafür, dass der erste Vorgesetzte seines Lebens möglichst oft zufrieden mit ihm ist. Im Militär läuft es später eigentlich genauso.“, schreibt der SPIEGEL und bestätigt damit erneut das, was ich unter dem Kapitel „4. Die Soldaten: Gewalt und Gehorsamsforderung in der Familie ist das Fundament für das Militär und kriegerische Ziele“ geschrieben habe. „Die Kameraden sind seine Familie, das Team steht über allem, seine Ehe geht schon bald in die Brüche.“ Die Armee dient als Familienersatz, auch das ist etwas, worüber ich bereits geschrieben habe und was immer wieder auffällt.

Es sind schwer verletzte, traumatisierte Männer, die Elitekämpfer werden wollen. Sie wollen legal töten und vor allem steinhart und emotionslos sein. Emotionen und Gefühle von Schwäche und Ohnmacht mussten sie schon früh als etwas Fremdes abspalten, um in ihren Familien zu überleben. Jungen, die als Kind Liebe und Geborgenheit erleben durfte, die Gefühle zeigen durften, werden niemals Berufssoldaten oder Elitekämpfer werden.

Kriege bauen immer darauf auf, dass sich Menschen finden, die eine Waffe in die Hand nehmen und damit andere Menschen bereitwillig töten. Dafür müssen sie in der Lage sein, ihr Mitgefühl abzuspalten. Auch die unausgebildeten Kämpfer in Libyen, seien es jetzt die Leute des Diktators oder die "Rebellen", müssen als Kind Gewalt und Lieblosigkeit erlebt haben, sonst wären sie zu ihren Taten nicht fähig.

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