Dienstag, 3. Mai 2011

Amerikas Jubel als "zivilisatorischen Rückfall"?

Osama Bin Laden wurde getötet, wie wohl schon fast jeder weiß. Die „Partystimmung“ in den USA zeigt mir derzeit, wie sehr Feindbilder und die Feindesjagd bzw. die Suche nach einem „bösen Gegenpart“ tiefe (unbewusste) Emotionen der Menschen anspricht. Meine Zeit ist momentan etwas knapp, insofern verweise ich hiermit auf den SPIEGEL-Online Artikel „Er ist tot. Hurra?“, der meine Gedanken sehr trifft. Ein Auszug. „Es sind wohl letztlich leider nicht "die Kräfte des Friedens", die hier gesiegt haben, wie Merkel meint, sondern die Anhänger einer archaischen Blutrache-Moral. Dass sich die Spitzen unserer Regierungsparteien dieser Ideologie unterwerfen, bedeutet einen zivilisatorischen Rückfall. Die Erleichterung über den Tod Bin Ladens ist nachvollziehbar, der Applaus für seine Hinrichtung ist es nicht.

Mir fällt in der aktuellen Berichterstattung aus den USA auf, dass sehr viele Junge Amerikaner und Amerikanerinnen jubelnd und feiernd gezeigt werden. Diese waren zur Zeit des 11. September allerdings noch Kinder und werden die Ereignisse zwar mit Schrecken mitbekommen haben, allerdings ohne diese klar einordnen zu können. Besonders erschreckend ist, dass diese neue, junge Generation so auf der Rachewelle und dem Jubeltaumel mitschwimmt und sie sogar die Medienbilder dominieren.

Amerikas derzeitiger Jubel und die mancher Europäer stellt nicht wirklich einen "zivilisatorischen Rückfall" dar, sondern zeigt den Ist-Zustand der emotionalen (Entwicklungs-)Lage auf.


Siehe ergänzend auch: "Kindheit in den USA"

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