Dienstag, 11. August 2015

Kriminologe Christian Pfeiffer analysiert das Strafbedürfnis der US-Amerikaner

Dank der Leserin Ute wurde ich auf einen aktuellen Text in der Süddeutschen Zeitung vom 11.08.2015 ("Was Strafjustiz mit Kindererziehung zu tun hat") von Christian Pfeiffer aufmerksam.

Er ist einer der bedeutsamsten Kriminologen Deutschlands. Der Textinhalt verwundert mich nicht, dann Pfeiffer hat sich schon vor Jahren ähnlich geäußert. Dieser Text hat aber eine neue Qualität! Er mutet geradezu psychohistorisch an und ist in meinen Augen eine kleine Sensation. Die Psychohistorie wird seit Jahrzehnten nicht ernst genommen und von der Sozialwissenschaft wie auch klassischer Geschichtsforschung weitgehend ignoriert (ich arbeite gerade an einem Text zu dem Thema). Wenn wissenschaftlich anerkannte Persönlichkeiten wie Pfeiffer solche Richtungen einschlagen, wird das nicht ohne Folgen bleiben.
Es ist etwas in Bewegung im Land. Ich gehe davon aus, dass in den nächsten 5 Jahren viele Türen in Deutschland aufgehen. Ich rechne mit einem ähnlichen Sturm wie den bzgl. des sexuellen Missbrauchs und der folgenden großflächigen Debatte in den deutschen Medien. Nur dass es diesmal um die Geschichte der Kindheit, die Folgen von Kindesmisshandlung für Gesellschaften und die Kindheiten der NS-Generation inkl. Hitlers gehen wird. Auch Menschen wie Arno Gruen und Alice Miller werden noch mal großflächig besprochen werden. Aber ernsthafter. Es ist alles eine Frage von Zeit.

Den oben verlinkten Text sollten alle hier interessierten Leserinnen unbedingt lesen!!

Ich beobachte - nebenbei bemerkt - seit einiger Zeit den Wahlkampf von Donald Trump in den USA. Er liegt ja in Umfragen bzgl. rep. Wähler ganz vorne. Mensch schaue sich nur einmal ein Video an, in dem Trump seine Kandidatur für die Wahl zum Präsidenten erklärt. Die Rede ist voll mit emotional besetzen Wörtern und Sätzen. ("They are killing us", "They are beating us") In seiner Rede geht es um gefühlte Schwäche und Ohnmacht. Die USA hätten keine Erfolge mehr vorzuweisen, würden keine andere Nation mehr schlagen, sondern würde von Japan, China etc. geschlagen. Schlagen, Töten, Schwäche. Immer wieder dreht sich Trump um diese Begriffe, auch in anderen Kontexten und Reden. Es besteht die große Gefahr, dass Trump durch diese Art das Opfer in den Menschen  weckt. In den USA wurde und wird die Mehrheit der Kinder geschlagen und gedemütigt. Egal wie offensichtlich destruktiv Trump agiert und erst recht als Präsident agieren würde, wenn die Emotionen der Opfer von kindlicher Gewalt die Oberhand gewinnen, könnte auch ein Trump weiter ganz nach vorne kommen. Um so dringlicher werden wissenschaftlich fundierte Analysen wie die von Christian Pfeiffer. Sie können emotionale Schieflagen erklären und Präventionsansätze eröffnen.