Dienstag, 3. Juli 2012

Gäste-/Infoaustauschbuch



Hinweis vom 29.07.2019: 
Da dieses Gästebuch - außer durch mich selbst - selten genutzt wurde/wird, habe ich den Link darauf entfernt. Kommentare können bei Bedarf weiterhin unter allen Blogbeiträgen abgegeben werden.



Ich ringe schon länger mit mir, in welcher Form ich hier eine Art Gäste-/Infoaustauschbuch einrichten könnte. Das Ganze bei einem externen Internetanbieter unterzubringen, ist mir irgendwie nicht so lieb, da man nie weiß, ob das Angebot bestehen bleibt, obgleich diese Angebote natürlich optisch und funktional weit entwickelt sind. 

Insofern greife ich jetzt zu der einfachsten Variante, dieser Beitrag ist hiermit das Gästebuch dieses Blogs, in dem per Kommentarfunktion Eure Mitteilungen und Gedanken für mich und  alle LeserInnen sichtbar sind. 

Lob, Tadel, Ideen, Grüße, bedeutsame Informationen. Schreibt gerne, was Euch wichtig ist. Sehr freuen würde ich mich auch immer über interessante Infos zum Thema, neu entdeckte Bücher, die wichtig erscheinen, eigene Forschungsarbeiten oder Gedanken zum Thema, so weit sie zum Blogthema passen.

Ich bitte um Verständnis dafür, dass ich Kommentare, die eher in ein Selbsthilfeforum passen oder persönliche Hilfsgesuche hier nicht veröffentliche. Etwas anderes ist es, wenn persönliche Erfahrungsberichte dem Thema des Blogs dienen und etwas zur Erhellung bzgl. der gesellschaftlichen Folgen der Gewalt gegen Kinder beitragen. Mit Links bitte insoweit sorgsam umgehen, als dass die verlinkten Seiten seriös sein sollten. 

Ich lese selbstverständlich alle Kommentare/Einträge und bedanke mich schon mal im Voraus dafür. Um die Übersicht zu erhalten, werde ich i.d.R. die Gästebucheinträge nicht kommentieren. 

Übrigens kann mensch bei Interesse unten im Kommentar-Bereich auch die Kommentare für dieses Gästebuch abonnieren.

304 Kommentare:

1 – 200 von 304   Neuere›   Neueste»
Anonym hat gesagt…

Hi, dann fange ich doch gleich mal an. Ich lese hier immer mit und habe anonym auch schon mitgeredet. Den Blog finde ich super. Endlich mal ein Forum, in dem gesagt wird, was ich denke.

Anonym (Ute)

ShoBeazz hat gesagt…

ne Anmerkung zu "Texte, die eher in ein Selbsthilfeforum passen": warum nicht den Blog mit einem solchen verzahnen? Spontan fällt mir da "hilferuf.de" ein, weil ich das ganz gut kenne - das ist zwar thematisch vielfältig, aber in meinen Augen ziemlich gut, auch für von "deinem" Thema Betroffene. Gibt aber ganz sicher noch diverse andere Online-Hilfsangebote, die als niedrigschwellige Anlaufstellen Lösungen bieten können für Leute, die vllt nicht oder nicht nur "therapiebedürftig" sind, aber Unterstützung und ein gewisses Auffangnetz gebrauchen können.

Vllt kannst du dich mal durch die entsprechenden Foren klicken und ein paar auswählen, die du in die Linkliste setzt.

Sven Fuchs hat gesagt…

Hallo ShoBeazz,

ich glaube, jeder der Hilfe braucht und sucht, wird diese selbst finden, sofern er/sie dies wirklich will. Ein paar Googelanfragen, der Blick ins gute alte "Gelbe Seiten" unter Psychotherapie/Beratungsstellen usw., dass kann jeder selbst.

Dieses Projekt hier ist rein politisch, auch wenn es natürlich viele Selbsthilfe-/Selbsterkenntnismöglichkeiten bietet.

Viele Grüße

Johanna Feld hat gesagt…

Mich würde sehr interessieren, wie das gerade heftig diskutierte Thema Beschneidung mit der Thematik dieses Blogs in Zusammenhang steht. Ich bin fassungslos, mit welcher Vehemenz sich viele Männer (und Frauen) für das Recht auf religiös motivierte Körperverletzung einsetzen.

Sven Fuchs hat gesagt…

Hallo Johanna,

ich denke, dass dies Thema zu viele Facetten hat, als dass wir es hier in einem Gästebuch ausführlich besprechen könnten.

Grundsätzlich sind die Abläufe sicherlich klassisch die, dass Eltern an ihre Kinder weitergeben, was sie selbst erlebt/erlitten haben. Wer die Angst, Scham oder auch den Schmerz erinnern könnte, den er bei der Beschneidung empfand, würde dies nicht für seine Kinder wollen, sondern ihnen die Entscheidung überlassen, wenn sie mündig sind.

Anonym hat gesagt…

Lieber Sven Fuchs
Ich buddel mich grade in Deinem Blog durch und stelle fest,das mir Gedankengänge/Worte und Tatsachen wirklich sehr oft aus dem Herzen sprechen...
lg.von Kuckucksverdacht

Anonym hat gesagt…

Lieber Sven

Ich kenne Deinen Blog seit gut einem Jahr und lese mit grossem Interesse Deine Artikel.

Ich möchte auf eine aktuelle Kampagne aufmerksam machen, die in Frankreich von der "Stiftung für Kinder" ins Leben gerufen wurde und offenbar eine recht heftige Debatte ausgelöst hat. Der Slogan der Kampagne lautet: «Eine kleine Ohrfeige für Sie, ein grosser Schlag für ihn!»

Die Kampagne soll aufklären, welch fatale Wirkung Ohrfeigen auf Kinder haben. Die Forderung: Frankreich soll das Recht des Kindes auf eine gewaltfreie Erziehung ins Gesetz aufnehmen.

85 Prozent der Franzosen sind der Ansicht, Ohrfeigen gehöre zur Erziehung und 92 Prozent sind gegen ein Züchtigungsverbot!

So wurde in der Schweiz darüber berichtet:
http://www.blick.ch/news/ausland/85-prozent-der-franzosen-schlagen-ihre-kinder-id2344705.html

und hier: http://www.blick.ch/news/schweiz/ab-und-zu-darf-es-einen-klaps-geben-id2344945.html

Man beachte auch die vielen Kommentare dazu, die sich in der Mehrheit für das Schlagen aussprechen! Das wird auch deutlich bei den beiden Kommentaren, die am meisten Zuspruch erhalten haben!

Beste Grüsse
Mario

Sven Fuchs hat gesagt…

Hallo Mario,

danke für die Hinweise.

ich hatte bzgl. der Kindererziehung in Frankreich bereits einen Text angefangen. Vielleicht ist dein beitrag jetzt Motivation genug, ihn zu Ende zu schreiben.

Viele Grüße

Sven

Anonym hat gesagt…

Hallo Sven,

auch ich (weibl., 47 J.)beschäftige mich mit dieser komplexen Thematik, wenn auch hingeleitet durch die Aufarbeitung des selbst erlittenen emotionalen Schadens und im Heute bezogen auf die kriegerischen Handlungen von machthaberischen Eltern an ihren von ihnen abhängigen Kindern. Ich bin damit noch nicht öffentlich unterwegs, doch versuche ich in meinen Kreisen dafür zu sensibilisieren. Ein schwieriges Unterfangen. So viele sind infiziert von diesem Eltern grundsätzlich heilig sprechendem Virus. Doch steter Tropfen höhlt den Stein. Es werden immer mehr erwachsen gewordene Kinder, die die Wahrheit hinter dem schönen Schein entdecken, mutig genug sind, sich überhaupt auf die Suche gemacht zu haben, die Erkenntnis oder Bewusstwerdung aushalten und auf diesen unfassbaren Missstand aufmerksam machen.
Ich bin in der Situation, meine Eltern als Vertreterinnen solch kriegerischer Handlungen mit der Wahrheit zwischen uns zu konfrontieren und ihre Widerstände in höchster Güte erleben zu müssen. Als deren "Kind" scheint es unmöglich, sie dazu bewegen zu können, der Wahrheit ins Gesicht zu sehen. Ich kann nicht die Therapeutin meiner Eltern sein, denn das bräuchten sie als selber früher so verletzte Kinder. Allerdings sind sie als Erwachsene zu Tätern geworden und tragen dafür selbst die Verantwortung, die sie ablehnen zu Tragen, sondern ihr Kind haben schultern lassen. Das Muster, das viele Menschen kennen. Es bleibt dann die Entscheidung des erwachsen gewordenen Kindes, weiterhin zu bleiben oder zu gehen. Erste Entscheidung bedeutet, krank oder noch kränker zu werden durch die Aufrechterhaltung der Lüge und damit selbst zum Lügner zu werden. Zweite Entscheidung bedeutet Heilungsweg inklusive aller zu ertragener Schmerzen bei dem endgültigen vor allem auch inneren Abschied von den Eltern und das große Risiko nicht nur aus dem familiären, sondern auch gesellschaftlichen Rahmen zu fallen. So leicht die Wahl scheint, es geht um die elementarste Beziehung, die unser lebenslanges Bindungsmuster prägt. Sich von diesen Menschen abzuwenden, sie mit konsequentem Handeln zu konfrontieren (wie man es in jeder anderen Beziehung auch machen würde) setzt ein immenses Maß an Mut voraus.

Ich würde gerne ein Buch schreiben, um Menschen generell zu sensibilisieren, wach zu rütteln, wenn es sein muss, und erwachsenen Kindern Mut zu machen, dass es in Ordnung ist, sich für sich selbst und das verinnerlichte damalige Kind in einem selbstverteidigend einzusetzen. Tja, aber da das Thema so emotional besetzt ist und zudem sehr umfangreich, weiß ich nicht, wo ich da anfangen soll. Klassiche Schreibblockade. ;-)

Ich find's Klasse, dass Du Dich so konzentriert mit der so breiten Thematik auseinandersetzt und es schaffst, die Zusammenhänge auch bzgl. der weitreichenden Nachhaltigkeit so gut auf den Punkt bringen kannst.
Mir geht es beim Lesen Deiner Texte sehr ähnlich wie mit denen z.B. von Alice Miller: Sie machen mich stark und immer mutiger, weil sie mir Energie geben. Ich hoffe sehr, dass Du nicht aufhörst, Dich öffentlich so stark zu engagieren! Mein Dank an Dich für das, was Du tust!

Sven Fuchs hat gesagt…

Hallo anonym,

ich finde es immer besonders schön, wenn Gewaltbetroffene hier positive Kritiken hinterlassen und sich nicht durch die Texte persönlich angegriffen fühlen.

Besonders herzlichen Dank für Deinen Beitrag!

Anonym hat gesagt…

Hallo Sven
Im Zusammenhang mit Misshandlungen von Kindern kann man leider fast täglich irgendwelche Berichte in den Medien lesen. So auch in diesen Tagen. Da gab es einen Bericht über das sog. "Brustbügeln", wie diese schwere körperliche Misshandlung bei Mädchen bezeichnet wird und in einigen Ländern in Afrika offenbar immer noch "Tradition" ist! Ich wusste bislang nicht, dass es so etwas Grausames überhaupt gibt! http://www.merkur-online.de/aktuelles/welt/grausamer-brauch-brustbuegeln-zr-3184793.html

Beste Grüsse
Mario

Anonym hat gesagt…

Hallo Sven!
Nur als kleine Anregung, ich bin heute durch Zufall auf diesen Artikel gestoßen:

http://www.handelszeitung.ch/politik/schallende-ohrfeigen-fuer-deutsche-spitzensozis-527024

Man beachte die Überschrift.
Ansonsten: Danke, danke und nochmals danke für diesen Blog und deine großartige Arbeit zu diesem enorm wichtigen Thema.

Viele Grüße!

Anonym hat gesagt…

Hallo Sven

Habe gerade einen Artikel gelesen über eine weltweite Studie über die Häufigkeit von Depressionen. Der kurze Artikel auf 20min.ch geht nicht auf die Ursache ein. Vielleicht die Studie selbst, die man erreicht über den Link am Ende des Artikels. (die Studie ist in englisch und dieser Sprache bin ich zuwenig mächtig).

http://www.20min.ch/community/stories/story/25-Jaehrige-sind-am-haeufigsten-depressiv-17326225

Herbstliche Grüsse
Mario

Anonym hat gesagt…

Sehr geehrter Herr Fuchs,

Mein Name ist Christian Dubaire und ich bin eher zufällig auf Ihren interessanten Blog über Gewalt gegen Kinder gestossen. Ich habe jedoch wohl ein wenig Bauchschmerzen bei der Auswahl der Fallstudien und wollte Ihnen darum kurz meine Zweifel schreiben. Vielleicht können sie Ihnen ja für Ihre weiter Arbeit hilfreich sein.

Grundsätzlich ist ihre unabhängige Variable ja die Kindheit und die abhängige Variable das Verhalten im Alter. Allerdings sehe ich doch einen „Selection bias“ darin, dass alle negative Beispiele im politischen Bereich sind, aber kein einziges positives Beispiel eine politische Funtion innehatte. Das ist meiner Meinung nach ein etwas schiefer Vergleich, da beispielsweise ein Tony Blair natürlich auch vor ganz andere Dillemmas gestellt wurde als eine Kinderbuchautorin wie Astrid Lindgren.

Um also wirklich vergleichen zu können, müsste man sich auch „positive“ oder zumindest „normale“ Politiker anschauen, um zu sehen ob die sich wirklich grundlegend unterscheiden. Wenn Sie nämlich immer von der abhängigen Variable beginnen (ob die Person ein "Kriegstreiber" war) liefert das noch keinen Beweis dafür, dass die unabhängige Variable (Kindheitserfahrungen) dafür verantwortlich ist. Es könnte ja beispielsweise sein, dass zu einem gewissen Zeitpunkt beinahe alle Kinder geschlagen wurden, aber trotzdem wurde nur ein Teil davon gewalttätig.

Ich hoffe, dass Ihnen dies weiterhilft.

Mit freundlichen Grüßen,
Christian Dubaire

Sven Fuchs hat gesagt…

Hallo Christian Dubaire,

danke für die Kritik. Eine ausführliche Antwort (zum Thema Wissenschaftlichkeit) ist fast einen Blogbeitrag wert, vielleicht schaffe ich das nächste Woche…

- Die Kindheiten einiger bekannter Einzelpersonen sind nur ein Teil des Gesamtbildes, das ich hier im Blog versuche zu zeichnen.

- Leider habe ich die „Positivbeispiele“ aus Zeitgründen etwas vernachlässigt. In der Tat wäre es wichtig, die Kindheit von einigen konstruktiven PolitikerInnen mit in die Analyse aufzunehmen. (Um etwas unwissenschaftlich zu sein: Jemand wie Astrid Lindgren wäre – so meine ich - niemals in den Politikbetrieb – wie er sich meist gestaltetet – eingestiegen.)

- Ich betone in dem Blog oft auch, dass es mir nicht um eine felsenfaste Verbindung geht wie hier misshandeltes Kind und dort automatisch Gewalttäter/Zerstörer (dies entspräche nicht der Realität, ebensowenig werden alle geliebten Kindern automatisch zu Menschen wie Einstein oder Lindgren). Sprich im Politikbetrieb werden sich – genauso wie im Bevölkerungsdurchschnitt oder vermutlich sogar etwas über den Durchschnitt – viele als Kind misshandelte Menschen finden, die nicht Kriegstreiber sind oder gar eine Diktatur anstreben etc. , sondern echte Demokarten sind.
Sigmar Gabriel z.B. ist als Kind häufig von seinem Vater verprügelt worden (http://www.tagesspiegel.de/meinung/sigmar-gabriels-familiengeschichte-mein-vater-der-nazi/7617046.html). Das wird nicht ohne Folgen für ihn gewesen sein, aber er ist ein demokratisch denkender Mensch. Mir geht es vor allem darum aufzuzeigen, dass diejenigen, die durch extreme Destruktivität auffallen (davon habe ich einige hier im Blog analysiert) einen sehr destruktiven Kindheitshintergrund haben, der das Fundament ihrer emotionalen Kälte bildet. Die zweite grundlegende These ist, dass Menschen, die zu besonderen Grausamkeiten und Massenmord fähig sind, niemals gewaltfrei erzogen und durch Elternteile geliebt wurden.

- Zudem gibt es ganz unterschiedliche Gewalterfahrungen, angefangen bei seltenen leichten Übergriffen bis hin zu Folter. Dazwischen verlaufen entsprechend die Linien bzgl. der Folgeschäden.

Viele Grüße

Mia Hess hat gesagt…

Sie weisen immer wieder auf Studien hin, die belegen, dass Gewalt gegen Kinder während den letzten Jahrzehnten zurückgegangen sei. Das mag so sein, doch glaube ich, dass es sich um eine schlichte Taktik der Tarnung handelt: Die Kinder werden nicht mehr so selbstverständlich geschlagen, geohrfeigt, etc., aber nur, weil dies inzwischen gesellschaftlich geächtet wird. Sprich: Die potentiellen Täter fürchten Sanktionen. - Stattdessen ist Gewalt ersetzt worden durch Vernachläßigung, und zwar flächendeckend: Die meisten im 21. Jahrhundert aufwachsenden Kinder sind ihren Bezugspersonen schlicht GLEICHGÜLTIG, sie werden VERWAHRT, aber ABGESCHOBEN, wo immer möglich. Erwachsene haben heute Kinder, weil "man" Kinder hat, so wie "man" ein iPhone hat und einen Flachbildschirm. Die Kinder überleben, da sie ein Dach über dem Kopf haben, eingekleidet werden und ernährt. So entstehen wirtschaftlich verwertbare Roboter. - LEBEN und LIEBE zu erfahren wäre etwas ganz anders.

Sven Fuchs hat gesagt…

Hallo Mia Hess,

ich arbeite gerade daran, sämtliche deutsche Studien zusammenzustellen, die ich gefunden habe, um den Trend des Gewaltrückganges nochmal überdeutlich zu machen. Der beitrag wird vielleicht in ca. 4 Wcohen online sein.

Die düstere Szene, die Sie über die Kindheit speziell in Deutschland zeichnen, teile ich nicht. Anders sieht dies oft aus, wenn man außerhalb der EU schaut.

Vernachlässigung ist natürlich auch weiterhin ein großes (auch erforschtes) Problem in Deutschland. ich sehe dies aber nicht als "Ersatz für körperliche Gewalt", sondern die Kinder in früheren Zeiten wurden in Deutschland routinemäßig vernachlässigt und wir sehen heute immer noch die Nachwirkungen davon.

Vielleicht können wir diesen Punkt aber auch weiter diskutieren, wenn ich den erwähnten Beitrag online habe.

Anonym hat gesagt…

Hallo Sven

Gestern Abend im ZDF lief die Sendung ZDFZoom mit dem Titel "Kinderschutz am Pranger":
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/2080856/ZDFzoom-Kinderschutz-am-Pranger#/beitrag/video/2080856/ZDFzoom-Kinderschutz-am-Pranger

Anschliessend dann bei Markus Lanz eine Diskussion mit den Gerichtsmedizinern Dr. Saskia Guddat und Prof. Michael Tsokos. Die beiden haben auch das Buch geschrieben "Deutschland misshandelt seine Kinder"! Wöchentlich sterben in Deutschland drei Kinder an den Folgen von Misshandlungen! Die beiden Rechtsmediziner fordern die Öffentlichkeit dringend dazu auf, endlich ernsthaft etwas dagegen zu unternehmen!

Beste Grüsse
Mario

Anonym hat gesagt…

Hallo Sven

"In seinem wichtigen Buch "Spare the Child" ("Verschont das Kind") wies Philip Greven nach, wie weit verbreitet sadistische und zerstörerische Methoden der Kindererziehung noch sind, besonders jene unter dem Deckmantel der Religionen." Alice Miller im Buch "Dein gerettetes Leben", Seite 245.

Kennst Du dieses Buch? Hast Du es gelesen? Weisst Du, ob es auf deutsch übersetzt wurde? Wenn nein, kennst Du Verlage, an die man sich wenden könnte für eine Übersetzung auf deutsch?

Beste Grüsse
Mario

Sven Fuchs hat gesagt…

hallo Mario,

so weit ich kurz lesen konnte, bezieht sich das Buch auf die Kindererziehung in den USA. Dazu habe ich hier ja einiges an Zahlen im Blog vorgestellt.
Ich selbst lese auch auf Englisch, auch wenn ich Deutsch natürlich schneller lesen kann.
Da das Buch schon älter ist, glaube ich nicht, dass ein deutscher Verlag dies übersetzen würde. Übrigens, danke auch für die Infos davor!

Anonym hat gesagt…

Hallo Sven

Danke für Deine Antwort. Schade, gibt es das Buch von Philip Greven nicht auf deutsch. Er hat die religiösen und weltlichen Begründungen für die körperliche Bestrafung der amerikanischen Kinder durch vier Jahrhunderte hindurch untersucht und das hätte mich sehr interessiert. Aber vielleicht finde ich ja ähnliches bei Lloyd deMause. Da hat mir nämlich jetzt jemand sein Buch "Das emotionale Leben der Nationen" empfohlen.

Beste Grüsse
Mario

P.S.
Am 7. April 2014 um 23:30 Uhr bringt ARD eine Doku von Erika Fehse zum Thema "Wer seine Kinder liebt, der züchtigt sie..."

Anonym hat gesagt…

Hallo Sven

Kennst Du André Stern? Er ist Jg. 1971 und sagt heute von sich, "Ich bin ein 42-jähriges Kind. Ich bin immer der geblieben, der ich war. Die Haltung meiner Eltern hat bewirkt, dass ich immer mich selbst sein durfte!"

Er ist in Paris aufgewachsen und lebt auch heute noch dort. Er ist nie in die Schule gegangen und wurde aber auch nicht zuhause unterrichtet! Er durfte sich von Anfang an dem hingeben, was ihn begeisterte, was ihn interessierte und erfreute!

Auf "youtube" gibt es zahlreiche Interviews und Vorträge mit und von ihm. Ich habe ihn auch schon einmal live erlebt, wie er einen Abend lang von seiner Kindheit erzählte, die so anders war, als jene der meisten von uns!

http://www.youtube.com/watch?v=MwFdo_XX_eQ

http://www.youtube.com/watch?v=EQDjOj4q6to

Beste Grüsse
Mario

P.S. Er wirkt auch mit als Protagonist im Doku-Film "Alphabet" von Erwin Wagenhofer:

http://www.youtube.com/watch?v=ab5SEh3hsTs


Sven Fuchs hat gesagt…

Hallo Mario,

Stern scheint mir doch vor allem zu bestätigen, dass füsorgliche Eltern wache, flexible und sehr individuelle menschen "produzieren", die ihre Gedanken frei haben (anstatt mit den Folgen von Misshandlungen und Vernachlässigung zu kämpfen)

Wir werden sehen, wie die Welt Schule zukünftig gestaltet.

Anonym hat gesagt…

Wenn ich das richtig verstehe, ist das Gästebuch auch als Info-Austausch gedacht.

In der Online-Ausgabe der Deutsche Wirtschafts Nachrichten (DWN) habe ich am Wochenende folgenden (traurigen) Artikel gefunden:
"Erziehungs-Maßnahme: Wiener Stadtrat will Kinder ins Gefängnis sperren"
Hier geht's zum Artikel:
http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2014/02/23/wiener-stadtrat-will-kinder-hinter-gitter-bringen/

Traurig sind auch manche Leser-Kommentare. Hoffnungsschimmer dagegen, dass immer mehr Menschen die wahren Ursachen endlich begreifen, sind wiederum die Leser-Kommentare, die sich auf die Seite von misshandelten Kindern stellen.

Gruß
"Ines"

heikophilo hat gesagt…

Hi Sven,

ich möchte dich auf den Psychologen James Prescott hinweisen. Er war lange Zeit ein leitender Forscher beim National Institute of Child Health and Human Development (NICHD) und scheint dann dort rausgeflogen zu sein, weil er politisch unliebsame Forschungsergebnisse produziert hat. Seine Thesen haben ein bisschen Ähnlichkeit mit deMauses Thesen, aber er geht empirischer vor. Seine Grundthese ist, dass gewalttätige und extrem kriegerische Kulturen entstehen, indem a) zwischen Mutter und Kind ein gestörtes emotionales Band durch kulturell übliches Behandeln von Babies erzeugt wird und b) in der Pubertät Erotik und Sexualität unterdrückt wird. Ein Überblicksartikel über seine Forschungen ist hier wiedergegeben: http://www.violence.de/prescott/pppj/article.html
Im Table 2 sind seine Ergebnisse bezüglich Kindererziehung und kultureller Gewaltneigung aufgelistet, und in Table 4 und 5 ist der Zusammenhang von der Unterdrückung von vorehelichem Sex und "Bellicosity is extreme" und anderen Variablen aufgelistet.
Er hat eine bindungs- und traumabasierte Theorie, warum diese Zusammenhänge bestehen, Grundlagen, die auch deMause verwendet. Ich finde seinen Ansatz recht überzeugend, daher dachte ich, du solltest ihn kennen. Ich fand es auch interessant, dass gerade Deutsche diesen US-amerikanischen Forscher ausgraben und auf violence.de bekannt machen.

Anonym hat gesagt…

Hallo Sven,

ich bin sehr froh, diesen Blog gefunden zu haben, denn das Thema "Gewalt an den eigenen Kindern" ist nach wie vor ein absolutes Tabu. Natürlich wird darüber geschrieben und gesprochen, aber es wird in die Hartz IV -Ecke geschoben, weil das für unsere Gesellschaft so bequem ist. Aber gehört es in diese Ecke? Nein! Denn die Dunkelziffer zum Thema ist kaum zu beziffern, weil man in der entgegengesetzten Ecke von Hartz IV alle Möglichkeiten hat, das Thema von sich fernzuhalten und sich zu schützen. Ich selbst komme aus einem solchen Elternhaus und die Konfrontation der eigenen Eltern mit dem Thema Gewalt macht deutlich, dass es keinerlei Schulbewusstsein dafür gibt. Allerdings sollte sich unsere Gesellschaft dringend mit diesem Thema auseinandersetzen, denn auch gewalttätige Eltern erwarten, dass sie - wenn es soweit ist - aufopferungsvoll gepflegt werden. Über Gewalt und Misshandlung in der häuslichen Pflege, i.V. m. einer gewalttätigen Kindheit habe ich noch nichts gelesen, aber es wäre wichtig, sich genau dieses Thema einmal genauer anzuschauen, insbesondere vor dem Hintergrund unserer Demographie-Problematik.

Ich wollte dir auch gern ein Buch empfehlen, dass du aber vielleicht schon kennst: Am Anfang war Erziehung von Alice Miller.

Vielleicht ist auch dieser Link für dich interessant: www.generation-ohrfeige.de

Vielen Dank für deinen Blog und die vielen interessanten Gedanken zum Thema.

Herzlichst
Verena

Anonym hat gesagt…

Hallo Sven

Gestern erschien ein Artikel auf 20- Minuten-online mit der Überschrift "UNO verlangt Ohrfeigen-Verbot in der Schweiz". Darin steht u.a.: "In der Schweiz wird jedes zweite Kind regelmässig körperlich bestraft. Das hielt eine Untersuchung im Jahr 2004 fest."

Und wenn man die Kommentare liest, die zum Artikel geschrieben wurden, dann bestätigt sich diese Tatsache auf erschreckende Weise: Fast alle Schreiber sind für Ohrfeigen und überhaupt für das Schlagen als sinnvolle, nützliche Erziehungsmassnahme!

Es ist fast zum Verzweifeln!

Mein Kommentar wurde nicht veröffentlicht, weil ich mich klar und deutlich für den Schutz des Kindes ausgesprochen habe und gegen jegliche Art des Schlagens.

Nicht verwundert hat mich auch der SVP-Politiker Hans Fehr mit seiner Erwähnung, dass "eine Ohrfeige im Ausnahmefall erzieherisch mehr nützen könne als fünf Psychologen". Ich denke, so oder ähnlich würde jeder SVP-Politiker antworten, denn in dieser Partei versammeln sich ganz offensichtlich die einst am ärgsten misshandelten Kinder... mit der entsprechenden Politik, weil sie ihre erlittene Misshandlung verleugnen und ihre Eltern idealisieren.

http://www.20min.ch/schweiz/news/story/UNO-verlangt-Ohrfeigen-Verbot-in-der-Schweiz-14111867

Beste Grüsse
Mario

Anonym hat gesagt…

Der "Ohrfeigen-Artikel" hat eine Fortsetzung...

1. Das Schlagen von Kindern hat eine lange Tradition:

http://www.20min.ch/wissen/news/story/Das-Schlagen-von-Kindern-hat-eine-lange-Tradition-24545687

2. "Ohrfeigen kommen oft von den Müttern":

http://www.20min.ch/schweiz/news/story/-Ohrfeigen-kommen-oft-von-den-Muettern--20226292

Anonym hat gesagt…

Nach den drei Artikeln über das Schlagen von Kindern als Erziehungsmassnahme, hat "20Minuten" eine Umfrage unter den Lesern gemacht und wollte wissen, wer als Kind wie gezüchtigt wurde und ebenfalls, wer heute seine Kinder wie züchtigt. Immerhin 5621 Personen haben daran teilgenommen und das Ergebnis... ist erschütternd!

http://www.20min.ch/community/stories/story/Die-Ohrfeige-hat-noch-nicht-ausgedient-14570506

Beste Grüsse
Mario

Sven Fuchs hat gesagt…

Hallo Mario,

die Schweiz scheint eher auf dem Stand Deutschlands um das Jahr 1995-2000 zu sein. Auch damals gab es hier heftige Debatten bzgl. des Züchtigungsverbotes (das in der Schweiz ganz sicher in den nächsten Jahren kommen wird) Aus den 50 % "gezüchtigten" Kinder aktuell wird dann wohl auch bald eher ca. 70 % werden, hoffentlich.

Ansonsten erklären die aktuellen Zahlen gut, was ich hier schrieb: http://www.kriegsursachen.blogspot.de/2014/02/schweizer-kampagne-gegen-auslander-als.html (Kennst Du ja schon)

Anonym hat gesagt…

Vielen Dank für diesen Blog. Ach, es sollten so viele Menschen mehr darüber bescheid wissen.
Auch ich habe Verletzungen in der Kindheit erfahren und Arbeite seit einigen Jahren erfolgreich daran. Gerade für meine Tochter.
Immer wieder machen mich da Besuche auf dem Spielplatz traurig wenn ich mitbekomme, wie viele unwissende oder einfach unreflektierende Eltern da draussen auf ihre Kinder losgelassen werden dürfen. Und dabei meine ich nicht das Schlagen sondern die allgemeine Haltung gegenüber dem Kind. Das ständige Kritisieren und Schimpfen, das Unvertrauen in die Fähigkeiten der Kinder und die Bequemlichkeit sich mit ihnen zu beschäftigen -Nicht zuletzt speilt bei der ganzen Sache wahrscheinlich auch mit, dass das in unseren Gefilden praktizierte "privatisierte" Kleinfamilien-Modell viele Mütter und Väter isoliert und schlichtweg überfordert. So kann auch kein Austausch von obsoleten Erziehungsmassnahmen zu, durch gesündere Rollenbildern erfahrene Selbstbildung stattfinden.
Was könnte da helfen? Obligatorische Elternbildung wie hier in der Schweiz bei den Hundehaltern nun veranlasst? Aufklärungsflyer? Sticker? Guerillaaktionen? Erziehungsmissionare? Penetrante Bahnhofswerber wie bei den NGOs?

Ohjeh, dieses Thema macht mich wirklich ganz verzweifelt. Ich wünsche mir für meine Tochter und für die ganze Welt eine Zukunft mit mehr Liebe und weniger Gewalt, doch das einzige was ich tun kann was uns sicher hilft ist bei mir selbst weiter zu machen.

Mona

Anonym hat gesagt…

"Die Liebe zu Gott wird in den USA auf eine ganz neue Weise ausgelebt: mit brutalen Käfigkämpfen. Ein neuer Dokfilm erklärt, was dahintersteckt."

http://www.20min.ch/panorama/news/story/Fight-Club---fuer-Christen-11294830

Im Artikel heisst es weiter: "Bald fanden die Filmemacher unzählige Gemeinden, die diesem Trend folgten. Dabei erfuhren sie, worum es beim christlichen Prügeln geht: «Das Mainstream-Christentum hat die Männer verweiblicht», so ein Pastor. Ein anderer bestätigt: «Als Christ muss man ab und zu Schläge einstecken.» Und: «Nirgends in der Bibel steht, dass Kampfkunst verboten sei.»

Und weiter: "Offenbar, so erklären die beiden Dokumentarfilmer, hätten diese christlichen Gemeinschaften eine besondere Vorstellung, wie Junge erzogen werden sollten."

Und zum Schluss: "Die Macher bitten das Publikum, «eigene Rückschlüsse in Bezug auf die Verbindungen zwischen Religion und Gewalt» zu ziehen und sich «mit dem Thema Christentum in der postmodernen Gesellschaft» zu befassen."

Anonym hat gesagt…

Hallo,
ich wollte mal auf eine Doku hinweisen, die vor kurzem in der ARD lief: "Geschichte im Ersten: Wer seine Kinder liebt, der züchtigt sie". Es geht um die Geschichte der Prügelstrafe und der Kinderrechte in Deutschland, auch mit Bezug zur NS-Zeit, und wie sich die Erziehungsmethoden mit den 68ern verändert haben.
Einige Links:

http://www.daserste.de/information/reportage-dokumentation/dokus/07042014-wer-seine-kinder-liebt-der-zuechtigt-sie-100.html

http://www.erika-fehse.de/content/kritiken/k_pruegel_zuechtigung.php

Ein anderer Film, der sehr gut zum Thema dieses Blogs passt, ist "Das Weiße Band" von Michael Haneke. Es würde wohl den Rahmen sprengen, diesen preisgekrönten Film hier im Kommentar zu besprechen, deshalb nur soviel:
"Hanekes Film zeichnet das Bild einer ganzen Epoche. Er zeigt die zu Anfang des 20. Jahrhunderts in Deutschland gängigen demütigenden und persönlichkeitsfeindlichen Erziehungsmethoden, die zum Nährboden des Nationalsozialismus wurden, [...]" (Quelle unten)

Auf Arte lief letztes Jahr zusätzlich zu diesem Film noch eine Doku über die Geschichte der schwarzen Pädagogik, wo sogar Alice Miller persönlich über die Kindheit von Adolf Hitler und anderen NS-Funktionären sprach. Im Netz leider nicht mehr zu finden, aber ich halte nach einer Wiederholung Ausschau...

http://programm.ard.de/?sendung=287249887147740

Viele Grüße!



Anonym hat gesagt…

Hallo Sven

Habe soeben einen Artikel gelesen, wonach weltweit die meisten Morde in Staaten in Mittel- und Südamerika verübt werden. Laut einer Erhebung des UNO-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung ist Honduras dabei Spitzenreiter. Entsprechend wird dort wohl auch die Gewalt gegen Kinder besonders verbreitet und grausam sein.

http://www.blick.ch/news/ausland/trauriger-weltmeister-titel-fuer-nati-gegner-id2790313.html

Beste Grüsse
Mario

heikophilo hat gesagt…

Lieber Sven,

ich möchte einen Artikel empfehlen, den ich gerade wieder entdeckt habe bei der Vorbereitung eines Vortrages. Ich fand DeMauses Forschungen und Gruens Erklärungen immer recht überzeugend, aber sie haben den Nachteil, dass DeMause mir in manchen Teilen zu spekulativ ist und Gruen überwiegend qualitativ argumentiert. Der Artikel, den ich empfehlen möchte, kommt von der quantitativen Seite und schlägt eine Brücke zu einem Trauma-Modell der "Vererbung" von Gewalt in der Kindheit zu erwachsenem Gewalthandeln. Es werden somit quantitative Phänomene (das Erleben von Trauma) mit quantitativ messbaren Risikofaktoren für erwachsene Gewalt in Verbindung gebracht. Ich meine, das ist ein wichtiges Bindeglied in dem Puzzle, dass du hier zusammenzusetzen versuchst.

Der Artikel lautet: Haapsalo, Jaana; Pokela, Elina: Child-rearing and child abuse antecedents of criminality. Aggression and Violent Behavior (Zeitschrift), Vol. 4, No. 1, pp. 107-127. 1999.

Es ist ein Überblicksartikel (review), der den Forschungsstand referiert, zusammenfasst und neue Zusammenhänge aufzeigt.

Sven Fuchs hat gesagt…

Hallo Heiko,

ich wollte hier ja nicht auf alle Kommentare antworten, finde aber keine Kontaktfunktion über dein Bloggerprofil. Also hiermit herzlich Dank für diesen Literaturhinweis, ich habe das Papier schon durch und finde es in seiner wissenschaftlichen Übersicht fast schon einzigartig in dieser Art und Weise.
Letztlich sind die Erkenntnisse darin ja nichts Neues, aber es ist auch immer gut, gründliches empirisches Material in der Schublade zu haben.

Interessant ist doch auch, dass in der Kriminologie schon seit langer langer Zeit Kindheitseinflüße besoderer Beachtung zukommen, in der Kriegsursachforschung (also bzgl. politisch Kriminellen) aber nicht.

heikophilo hat gesagt…

Ich habe neulich bei Stefan Molyneux in einem Podcast folgenden Gedanken gehört, den ich hier passend und grundsätzlich stimmig finde. Mir fiel er ein, als ich deinen optimistischen 300. Beitrag gelesen haben, dem ich übrigens völlig zustimme.

Die Idee ist, dass sich entwickelnde Hirne sich auf die Umwelt einstellen, in der sie groß werden, und zwar haben sie dafür zwei grundlegende Funktionsweisen. Die eine wäre der Modus des Krieges, der andere der Modus des Friedens. Gehirne, die für den Modus des Krieges optimiert sind, haben eine größere Amygdala, sind emotional instabiler, haben mehr Angst, stärkere Stressreaktionen, sind kampfbereiter und weniger empathisch. Dies entspricht einer typischen Beschreibung von Kindern, die geschlagen worden sind oder andere Gewalt durch ihre Eltern erlebt haben. Der Modus des Friedens wäre durch ein Hirn gekennzeichnet, das stärkere kontrollierende Fasern vom Präfrontalkortex zur Amygdala sendet, und dass daher empathischer ist, weniger starke emotionale Reaktionen auf Gefahrenreize hat, und weniger starke Stressreaktionen hat. Es kann besser verhandeln.

Die verschiedenen Modi wäre Anpassungsleistungen an soziale Umwelten, in denen Konflikte eher durch Gewalt (entweder du oder ich) oder durch Verhandlung (sowohl du als auch ich) geklärt werden.

Wenn das so ist, dass sich entwickelnde Hirne sensible Phasen haben, in denen dieser Aspekt der soziale Umwelt die weitere Entwicklung des jeweiligen Hirns grundlegend bestimmt (und mir scheint, das ist mit den Daten vereinbar), dann wäre verständlich, warum es einen Umkipppunkt in der sozialen Entwicklung zu mehr Friedlichkeit gibt: Wenn mehr und mehr Hirne für den Modus der Friedlichkeit in Inseln der Friedlichkeit optimiert werden, dann geht das zunächst recht langsam, weil die dominante kriegerische soziale Umwelt auch immer wieder viele auf Krieg optimierte Hirne produziert. Wenn dann aber die friedlichen Hirne eine kritische Masse erreicht haben, sind sie mit einem Male die dominante Kultur, was dann der Entwicklung friedlicher Gehirne dramatischen Rückenwind gibt. Mir scheint, in Deutschland und Schweden sind wir an einem solchen Punkt, was Anlass zu großem Optimismus ist.

Anonym hat gesagt…

Die sexuellen Übergriffe (Vergewaltigungen) und die Misshandlungen gehen weiter... Hier eine Meldung von gestern Sonntag und eine von heute Montag:

http://www.blick.ch/news/schweiz/doris-wagner-wurde-als-nonne-im-orden-missbraucht-wir-waren-nur-da-zur-befriedigung-anderer-id3258424.html

http://www.blick.ch/news/schweiz/tessin/wer-nicht-pariert-wird-gezuechtigt-horror-lehrer-fesselt-schuelerinnen-id3258982.html

Erschreckend sind auch die Kommentare zum misshandelnden Lehrer!

Beste Grüsse
Mario

Anonym hat gesagt…

Experten (*) erklären warum Jugendliche schlagen...

1. manchmal ohne jeden Grund
2. weil sie in einer Gruppe sind
3. um nicht ihr Image vor den Kollegen zu verlieren
4. weil sie den Nervenkitzel suchen
5. weil sie sich selber spüren wollen
6. weil Zurechtweisungen provozieren
7. weil sie in der Pubertät leicht reizbar sind
8. weil sie ihre Muskelkraft ausprobieren wollen
9. weil sie wegen Alkohol ihre Aggressionen nicht mehr unter Kontrolle haben
10. weil sie in einer gewissen Stimmung sind und dann genügt die kleinste Bemerkung

(*) = Thomas Richter, 1 – 6, Schweiz. Inst. Gewaltprävention, Cornelia Bessler, 7 – 8, Chefärztin Uni Zürich, Allan Guggenbühl, 9 – 10, Jugendpsychologe

Hier der Artikel dazu:
http://www.20min.ch/schweiz/news/story/-Schlaeger-brauchen-nicht-immer-einen-Grund--28072743

In unserer Gesellschaft gibt es wohl grundsätzlich zwei Gruppen, nach denen man alle Menschen einteilen kann. Die eine besteht aus den Opfern und ihren Helfern und die andere aus den Tätern und ihren Beschützern. Geschätzte 99 von 100 Menschen mutieren vom Opfer zum Täterschützer und ein grosser Teil davon auch zu Tätern! Die Wahrheit darf nicht ans Licht kommen!
Es fällt auf, dass diese sog. Experten gleich verwässernd und relativierend argumentieren wie die sog. Experten der Schulmedizin, wenn sie über die Ursachen von sog. Krankheiten sprechen.

Bemerkenswert: In den 80er Jahren schrieb Alice Miller die so wichtigen Bücher für die Opfer der Misshandlungen in der Kindheit und benannte die Täter... und in der gleichen Zeit schrieb der deutsche Arzt Dr. Hamer über seine Entdeckungen und Erkenntnisse bezüglich der eigentlichen Ursachen der sog. Erkrankungen! Beide werden noch immer von der Öffentlichkeit verkannt und ignoriert, seine Erkenntnisse noch viel mehr als ihre.

Das ungeschriebene Gebot "Du sollst nicht merken" wirkt noch immer machtvoll in den Köpfen der meisten Menschen und hält sie gefangen.

Beste Grüsse
Mario

Sven Fuchs hat gesagt…

Hallo Mario,

solche Einschätzungen von Experten sind klassisch. Auch das Nicht-Nennen von Kindheitseinflüssen.

Dabei muss mensch ja an sich schon nur deren Analyse mit Fragen belegen:
Warum brauchen diese Täter denn eine Gruppe?
warum haben sie Angst, das gesicht zu verlieren, wenn sie nicht mitmachen?
warum müssen sie sich durch gewalt selbst spüren, statt durch andere lebensbejahende Verhaltensweisen?
Warum sind sie so leicht reizbar? Usw.

Die Antwort liegt dann bei eigenen Ohnmachtserfahrungen und psychischen Störungen.

naja...
Ansonsten möchte ich anmerken, dass ich von einer gedanklichen Zahlenrelation von "99 von 100 Opfern werden zu Täterschützern oder Tätern" nichts halte.

ich sehe zudem auch immer öfter gute Ansätze. so werden zur zeit laut Planung über 200.000 Menschen in Deutschland für eine Gesundheitsstudie befragt ("Nationalen Kohorte"), dabei werden auch Kindheitserfahrungen von Misshandlungen abgefragt. Die Gesellschaft ist nicht mehr ganz so blind wie in den 80erJahren.

Michael Kumpmann hat gesagt…

Sehr interessante Seite. Mich würde interessieren, wie Sie das Judge Rotenberg Education Center in Amerika bewerten, wo Eltern geistig behinderte Kinder einweisen und diese unter Anderem mit Elektroshocks und Nahrungsentzug zum Gehorsam gedrillt werden, und Elektroshocks für lächerliche Dinge wie Jacke nicht ausziehen, oder zur falschen Zeit Niesen als Strafe vergeben werden.

Eine Mutter von einem Patienten wurde ja berühmt, weil sie der Presse sagte, wie glücklich sei, dass ihr Sohn endlich aufs Wort gehört, so lange sie nur den Elektroshocker hochhält. (Ehrlichgesagt war es gerade dieser Satz, der bei mir sehr viele Alpträume verursacht hatte. Kann sein, dass das irgendwie bei mir einen wunden Punkt traf, der mir eigentlich nicht bewusst ist. Mysteriös. Ich kann mir das auch nicht erklären.)

Interessanterweise ist diese Institution laut dem Buch "Living Walden Two" als Plan zur Aufbau einer Utopie einer gewaltfreien Erziehung und Gesellschaft entstanden, aber nachdem die Leute abgehauen waren, weil der Leiter zu kontrollierend war, ist der dazu übergegangen, behinderte Kinder zu foltern.

Sven Fuchs hat gesagt…

Hallo Michael Kumpmann,

ich höre das erste mal von diesem "Education Center". Die Antwort auf die Frage müssten sie im Grunde kennen. Wenn diese zustände wie geschildert dort herrschen, ist dies ein Verbrechen, nicht mehr und nicht weniger.

Leider werden in den USA Verbrechen sehr oft nicht als solche gesehen. Wir konnten das jüngst bzgl. Aussagen von ranghohen Politikern zu den Folterskandalen sehen oder bei der Todesstrafe.
Ebenso ist es in den USA weiterhin legal, Kinder körperlich zu "züchtigen".

Der Zusammenhang zwischen den weit verbreiteten diversen Bestrafungsformen gegen Kinder und dem politischen Verhalten der Nation ist offensichtlich.

Michael Kumpmann hat gesagt…

http://www.motherjones.com/politics/2007/08/school-shock

http://www.heise.de/tp/artikel/32/32575/1.html

2 Artikel über diese Einrichtung

Anonym hat gesagt…

Wir haben jetzt Ende 2014... oder 1914? Jedenfalls wurde von einer Kinderpsychiaterin im Elternmagazin "Babymag" ganz entspannt der Ratschlag erteilt, schreiende Babys schreien zu lassen! Zum Glück haben viele Mütter mit Entsetzen darauf reagiert und entsprechende Leserbriefe verfasst! Aber "Die Macher des Magazins wurden von den Reaktionen überrascht. «Uns war nicht bewusst, dass wir ein so sensibles Thema angeschnitten haben», sagt Verlagsleiter Michel Guex. Vielleicht habe man mit der Kinderpsychiaterin, die ihre Meinung darlegte, die falsche Person gewählt. Zudem stellt Guex fest, dass die Diskussion in der Romandie nicht stattfindet. «Offenbar sind Deutschschweizer Eltern Kuscheln und sanfte Schlafmethoden wichtiger.»"

Unfassbar dann auch die "beliebtesten Leserkommentare" zum Artikel!

http://www.20min.ch/schweiz/news/story/-Baby-schreien-lassen----Ratschlag-entsetzt-Eltern-28621876

Sven Fuchs hat gesagt…

Vermutlichh hat die Kinderpsychiaterin ähnliches selbst als Säugling erlebt...
Vor allem ist sie nicht nur unempathisch gegenüber Kindern, sondern auch fachlich absolut nicht auf den Stand.

Glücklicherweise sieht der große teil der Fachwelt, Ratgeber, Krankenkassen, wie auch Hebammen das nach meinem Eindruck nämlich heute ganz anders. Babys haben immer einen grund, wenn sie schreien und vor allem sind sie gar nicht dazu in der Lage oder von Natur aus dazu programmiert, ihre eltern zu "manipulieren" (das ist eine reine Projektion der Erwachsenen), sie wollen einfach ihre Bedürfnisse erfüllt haben und das ist auch ihr volles recht.

Leonhardt hat gesagt…

Neuling begann seine lange Reise in die Psychiatrie, die mit Unterbrechungen fünf Jahre dauern sollte. In den Mittelpunkt rückte rasch Neulings Kindheit: Nach dem frühen Tod des Vaters aufgewachsen in einer Art Patchwork-Großfamilie, völlig ignoriert von seiner eiskalten Mutter, die ihn dann, als er neun Jahre alt war, in ein bayerisches Internat verschickte. Dies war der Moment, der sein Leben prägen sollte. Abgeschoben von der eigenen Mutter, das Empfinden tiefster Einsamkeit, tiefster Verlassenheit, grenzenlosen Verrats. Und die unbewusste Reaktion des Jungen: Nie wieder lasse ich in meinem Leben Gefühle zu, die mich derart verletzen. "Ich verbannte jede Emotion", sagt Neuling, "von da an führte ich im Grunde ein Anti-Leben, ein Anti-Leben gegen mich selbst."
[…]
Nein, er macht die Gerichtsverfahren, die Verhaftung, all die Schlagzeilen nicht für seinen Absturz verantwortlich. "Nein, nein, das wäre ganz falsch. Ich musste mich dem Drama meines Lebens stellen und habe damit viel zu spät angefangen. Ich habe keine einzige Erinnerung an meine ersten zehn Jahre. Das ist meine Geschichte." Aber die Wut ist da, "schauen Sie, was aus den Verfahren geworden ist". Da ist die Steuersache, zwei ehemalige Bankbeauftragte sind zu Bewährungsstrafen verurteilt worden. Doch in einem Zivilverfahren vor dem Brandenburger Finanzgericht wurde festgestellt, dass es sich eindeutig nicht um Steuerhinterziehung gehandelt habe. "Das Urteil ist für mich eine große Genugtuung. Die Profis vom Finanzgericht haben den Vorwurf weggewischt, nichts war dran, nichts." (Lebert, Stephan (2014): Am Pranger. Bankenskandal Berlin. In: ZEIT Magazin (51 (30.12.2014)), zuletzt geprüft am 25.01.2015.

Anonym hat gesagt…

"Der Papst würde seine eigenen Kinder schlagen!"

"Seine Kinder zu schlagen ist aus Sicht von Papst Franziskus in Ordnung – solange dabei deren Würde geachtet werde. Das erklärte das Kirchenoberhaupt diese Woche bei seiner wöchentlichen Generalaudienz, die der Rolle von Vätern in der Familie gewidmet war. Bei der Gelegenheit gab Franziskus preis, was für ihn einen guten Vater ausmache. Dies sei jemand, der vergebe, aber «mit Bestimmtheit zu korrigieren» vermöge, ohne dabei das Kind zu entmutigen."

http://www.tagesanzeiger.ch/leben/gesellschaft/Der-Papst-wuerde-seine-eigenen-Kinder-schlagen/story/25792300

Anonym hat gesagt…

Hallo

Im neuesten Newsletter von André Stern habe ich einen Link erhalten zu einem offenen Brief an den Papst. Dieser offene Brief wurde geschrieben von der Diplom-Pädagogin Katia Saalfrank und kann hier gelesen werden:

http://oekologiederkindheit.com/blog/offener-brief-an-papst-franziskus-von-katia-saalfrank/

Ich hoffe, der Oberhirte der Katholiken bekommt diesen Brief zu lesen!

Beste Grüsse
Mario

Anonym hat gesagt…

Eine Sprache des Mitgefühls.
Marshall B. Rosenberg (6.10.1934 - 7.2.2015) in einem Interview, veröffentlicht im April 2004 in der Zeitschrift "Mit Kindern wachsen" (Arbor Verlag). Sehr lesenswert!

http://www.arbor-verlag.de/files/Leseprobe%20des%20Artikels%20von%20Marshall%20B.%20Rosenberg.pdf

Empfehlen kann ich auch sein Buch "Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens." Dieses Buch wurde inzwischen schon in fast alle Sprachen dieser Erde übersetzt.

Beste Grüsse
Mario

Michael Kumpmann hat gesagt…

http://www.spiegel.de/schulspiegel/frankreich-europarat-ruege-wegen-pruegelstrafe-a-1021682.html

Der Europarat hat Frankreich gerügt, weil die erzieherisches Schlagen noch erlauben.

(Und unter dem Artikel kommen natürlich wieder die altbekannten "ein Klaps hat keinem geschadet" Kommentare. Ist ja mal wieder typisch.)

Anonym hat gesagt…

Hallo Sven

Wenn ich mich recht erinnere, hast Du mal irgendwo ein Buch erwähnt über die Zusammenhänge von erlittener Gewalt in der Kindheit und sexuellen Perversionen (wie z.B. Sadomasochismus). Wie heisst das Buch nochmal?

Mit sonnenfinsternen Grüssen
Mario

Sven Fuchs hat gesagt…

Hallo Mario,

das Buch heißt: "Perversionen: Die erotische Form von Hass" von Robert J. Stoller. Sehr lesenswert und auch übertragbar auf andere verhaltensweisen von Menschen.

Anonym hat gesagt…

Vielen Dank, Sven!

Anonym hat gesagt…

Am 10. März war Martin Miller (Sohn von Alice Miller) in der TV-Sendung "Club" von SRF1:

http://www.srf.ch/sendungen/club/kinder-bestrafen-aber-wie

Martin Miller sagte darin u.a., auf die Aussage des Moderators, dass es doch einen Anlass für eine Bestrafung gab,:"Nein, es war eben keine sog. Strafmassnahme. Es gibt bei vielen Menschen, die zuhause geschlagen werden, keinen Anlass dazu. Und das ist eine Thematik, über die spricht man lieber nicht. Also wir sprechen jetzt über eine recht sozialisierte Strafanordnung, aber es gibt eine Dunkelziffer, die ich nicht kenne, aber wenn Sie mich fragen, was haben sie erlebt, dann muss ich sagen – und das macht das Ganze ja noch unwahrscheinlich viel schlimmer -, es war nicht ritualisiert, es war immer überfallartig, dazwischen war er aber auch lieb. Ich wusste nie, warum und wieso, sondern es war immer aus heiterem Himmel und dann mit grosser Brutalität... und ich konnte, also ich habe mir immer wieder überlegt, was muss ich machen, damit ich nicht „zur Kasse komme“. Es war quasi eine Sisyphusarbeit, weil, Sie müssen sich klar bewusst sein, man ist als Opfer von so einem Menschen diesem total ausgeliefert, weil man ihn nicht berechnen kann. Also die Sache war unberechenbar, irrational und ich denke – Sie haben in Ihrer Praxis sicher auch solche Jugendliche -, es gib eine Dunkelziffer, wo Eltern aus ihrem Frust heraus, aus ihrer Gesinnung heraus einfach gewaltbereit ist.

Ich habe meinen Vater – einige Jahre vor seinem Tod -, konfrontiert mit der Frage, sag mal, warum hast du mich damals immer so heftig geschlagen? Da hat dieser renomierte Soziologieprofessor folgendes gesagt: Ich habe dich nie geschlagen!
Worauf ich antwortete, spinnst du eigentlich? Das stimmt doch nicht! Dann sagte mein Vater: dein Verhalten hat meine Hand geführt! Du weißt nicht, wie du mir Schmerzen bereitet hast, durch dein Verhalten und mich gezwungen hast, dich so zu behandeln."

Also Schläge und Demütigung einfach deshalb, weil ein Kind so ist, wie es ist und die Eltern oder ein Elternteil dies nicht ertragen bzw. erträgt.

Beste Grüsse
Mario

Angelika Oetken hat gesagt…


Es ist Martin Miller hoch anzurechnen, dass er so ehrlich über seine Kindheit und sein Leben berichtet. Obwohl er von seinen Eltern sehr schlecht behandelt wurde, versucht er dennoch, sich in sie hinein zu versetzen. Eine große menschliche Leistung.
Im Übrigen legt die Beschäftigung mit der sexualisierten Form der Kindesmisshandlung, dem Kindesmissbrauch nahe, dass die sexuell-sadistische Komponente beim Prügeln von Kindern wohl gleichermaßen verbreitet ist wie sie von den Schlägerinnen und Schlägern geleugnet wird.

Angelika Oetken, Berlin-Köpenick, eine von 9 Millionen Erwachsenen in Deutschland, die in ihrer Kindheit und/oder Jugend Opfer schweren sexuellen Missbrauchs wurden

Anonym hat gesagt…

Hallo Sven

Ein kurioser (oder eher logischer?) Trend in den USA: Eltern geben ihren Kindern martialische Namen!

"Sie heissen Danger (auf Deutsch Gefahr), Arrow (Pfeil), Rebel (Rebell), Pistol (Pistole) oder Arson (Brandstifter) – die Rede ist von Neugeborenen."

http://www.blickamabend.ch/people/kurioser-trend-kinder-heissen-wie-waffen-id4124021.html

Gruss
Mario

ShoBeazz hat gesagt…

Hallo Sven,
vielleicht ist dieser Fall interessant für dich?

http://www.n-tv.de/panorama/15-jaehrige-Daenin-ersticht-Mutter-article15933781.html

Der Konsens in den Medien scheint derzeit zu sein, dass das Mädchen durch den Einfluss ihrer arabischstämmigen Freunde "verroht" wäre. Deswegen ermordet man aber noch lange nicht die eigene Mutter, denke ich.
Wenn deine Hypothese stimmt, dass Gewalttäter iaR eine ebenfalls gewalt- oder mindestens problembehaftete Kindheit hatten, sollte hier vllt auch der familiäre Hintergrund (es werden ja "dauernde Streitereien" erwähnt) beachtet werden und nicht gleich alles auf "ausländischen Einfluss" geschoben werden.

Gruß, Alex

Michael Kumpmann hat gesagt…

Ich weiß nicht, ob Du Dich an dieses heiße Eisen trauen würdest, aber dieses Buch könnte Dich interessieren: https://www.youtube.com/watch?v=RJIwwOxhkeA

Da geht es um eine Betrachtung des islamischen Propheten Mohammed, wo es auch um die psychische Entwicklung des Propheten und etwaiger Einfluss von Kindheitstraumata auf das spätere Verhalten des Propheten geht.

Ich hab das Buch bisher noch nicht gelesen, da man mir den Hinweis gerade erst selbst zugeschickt hatte, aber das scheint auf den ersten Blick sehr genau in dein Forschungsgebiet zu passen.

Michael Kumpmann hat gesagt…

http://www.welt.de/print/die_welt/politik/article146929271/Mohammed-kannte-als-Kind-keine-Liebe.html

In dem Artikel geht der Autor dieses Buches weiter auf seine Thesen, auch im Zusammenhang zwischen Kindheitstraumata und dem Gewaltproblem des radikalen Islam ein.

Sven Fuchs hat gesagt…

Hallo Michael,

danke für die Links. Entsprechende Berichte über die Bücher des Autors kannte ich schon.
Ich sehe es so: Die muslimische Welt braucht dringend eine Modernisierung der Kindererziehung und auch die Möglichkeit, Eltern - speziell den Vater - zu hinterfragen und ggf. auch zu kritisieren. Also eine Entwicklung, die auch in Europa stattfand und weiter stattfindet, denn wir hatten hier früher ähnliche Verhältnisse.
Sobald sich mehrheitlich die Erziehung dreht - und das wird irgendwann kommen - werden sich viele Probleme auflösen. Auch die Auslegung des Islam wird sich entsprechend verändern.

Anonym hat gesagt…


Hallo,

die Holocaust-Überlebende Ruth Klüger über Kindheit in der 1. Hälfte des 20. Jh.:

http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/37089/1/1

Ich zitiere:

Ihre Mutter hat Sie damals also gerettet. Und doch hatten Sie immer ein schwieriges Verhältnis zu ihr. Warum?

Eltern waren anders zu ihren Kindern als heute. Man hat Kinder viel mehr geohrfeigt und das gar nicht ernst genommen. Es gibt ganze Generationen von grausam erzogenen Kindern, die selbst grausam werden. Meine Mutter war vereinnahmend und stachlig. Als ich klein war, hat sie mich gezwungen, kratzige Wollunterwäsche zu tragen. Und es gab überhaupt keinen Grund dafür. Besonders wenn man bedenkt, dass die Mütter selbst solche Unterwäsche nicht getragen haben, sondern sich das Feinste, das sie sich leisten konnten, ausgesucht haben. Diese kleinen Grausamkeiten zwischen den Generationen – meiner Mutter ist es in ihrer Kindheit auch nicht so gut gegangen, ihre eigene Mutter war hoch neurotisch.

In Ihrem zweiten Erinnerungsbuch, unterwegs verloren, ziehen Sie das Resümee, die sechs Jahre Princeton hätten Sie »wehleidiger und ungeschützter gemacht, leider auch zynischer«. Heißt es nicht, was mich nicht umbringt, macht mich stärker?

Das ist Nietzsche. Ich bin keine Nietzscheanerin, ich bin Freudianerin. Ich glaube, dass die Haut nicht besser wird von der kratzenden Unterwäsche, sondern dünner. Es wäre ja ein Grund, Kinder zu schlagen, wenn sie das stärker machte. Das ist die Idee einer Kindererziehung durch Strafen.

Anonym hat gesagt…

Hab´ oben meinen Namen vergessen: Heike

Sven Fuchs hat gesagt…

Hallo Heike,

technischer Hinweis: Du kannst beim Kommentieren auch direkt Deinen Namen angeben unter der Identität "Name/URL".

Ansonsten: Danke für den Hinweis. Der Auszug zeigt, wie verdeckt Gewalt gegen Kinder sein kann (Kratzige Wollwäsche, um das Kind zu quälen...)

Angelika hat gesagt…

Ein wunderbarer Blog! Vielen Dank! Bin durch die Suche nach "Joachim Bauer" und "Alice Miller" darauf gestoßen ... Wir (eine kleine Gruppe von StudentInnen in Vorarlberg / Österreich) versuchen gerade, eine Wanderausstellung o.ä. über Alice Miller zu konzipieren und haben dazu mal die Webseite alice-miller.org registriert.

Vielleicht könnte man auch einen Verein (vielleicht sogar international) mit dem Ziel, ihre Texte weiter zu verbreiten gründen ...

Liebe Grüße aus Bregenz / Ö

Angelika

Michael Kumpmann hat gesagt…

Was mich allgemein mal zur Psychohistorie interessieren würde:

Es gibt ja mehrere zyklische Geschichtstheorien, abseits von Lloyd de Mause.

Es gibt einmal die Kondratiev Theorie, dass jemand eine geniale Idee hat. Diese Technologie löst nachhaltige Verbesserungen der Lebensqualität und einen Wirtschaftsboom aus. Daraus entsteht eine Blase. Die Platzt und es folgt eine Wirtschaftskrise, die soviel zerstört, bis sie beendet wird, durch eine neue geniale Idee.

Dann gibt es Verfassungskreisläufe wie Oswald Sprenglers Verfassungskreislauf. (Zuerst gibt es eine Monarchie, die wird korrupt, wird durch eine Demokratie ersetzt. Die Politiker dort werden gierig, verlieren den Bezug zum Volk, es kommt zu Wirtschaftskrisen, und am Ende stürzt das Volk die Demokratie und setzt einen Diktator an die Macht, der andere Länder zu erobern versucht, und gleichzeitig das Ende der Kultur bedeutet. Aus diesem Rückfall in die Barbarei würde dann eine neue Zivilisation entstehen.)

Jetzt meine Frage: Gibt es irgendeine Verbindung zwischen diesen Theorien und der psychohistorischen Zyklen? Stehen z.B. platzende Investitionsblasen aus der Kondratiev Theorie mit psychischen Belastungen aus der Kindheit? Ist das vielleicht der Grund, warum sich die Menschheit nie aus diesem Zyklus von Krisen befreien konnte und immer den selben Fehler macht?

Michael Kumpmann hat gesagt…

Ich hatte mal gehört, dass Theodor Adorno gesagt hatte, dass dieser Zyklus, den Oswald Sprengler beschrieb, von autoritärer Erziehung (mit)verursacht würde und man nur durch ein Umdenken in der Erziehung diesen Zyklus durchbrechen und den nächsten Hitler verhindern könnte.

Ansonsten habe ich aber nichts zur Vereinigung dieser Geschichtstheorien gefunden.

Mich würde wie gesagt wirklich mal interessieren, ob man das irgendwie zu einem vereinigten Modell verbinden könnte, denn das wäre besser als wenn mehrere Bereiche fast die selbe Idee haben, aber das ganze nicht zu einer Gesamttheorie verbinden.

(Noch was zu diesen Zyklustheorien. Ich kenne zwar auch die Hegelianisch/Marxistische/Fukuyamasche Geschichtsschreibung, dass wir auf ein Ende der Geschichte zu laufen, in der die Welt demokratisch ist, aber das war mir ehrlichgesagt kein besonders einleuchtender Gedanke und Ich muss zugeben, speziell Hegel war mir immer mehr als unheimlich. Der sprach zwar von Demokratie, meinte aber auch, man müsse Kindern den "Willen brechen".

Um ehrlich zu sein, würde Ich eine absolute Monarchie jederzeit einer Demokratie vorziehen, die meint, meinen Willen brechen zu müssen. )

Sven Fuchs hat gesagt…

Hallo Michael,

zu den Zyklen:

Letztlich musst Du Dir nochmal "Das emotionale Leben der Nationen" in die Hand nehmen und kannst Dir dann ein Bild machen.

Vereinfacht gesehen habe ich es so verstanden und kann es so auch nachvollziehen:

Als Kind gedemütigte Menschen ertragen es häufig nicht, wenn es Ihnen gut geht, wenn alles läuft, es keine Feinbilder gibt, Wohlstand und Lebensqualität wächst, sich die Gesellschaft wandelt und entwickelt, es laufend Neuerungen und Veränderungen gibt usw.
Die Folge ist, dass sie bewusst und/oder unbewusst Verhaltensweisen an den Tag legen, die diesen Entwicklungen entgegenstehen. Effekte wären demnach dort am deutlichsten zu spüren, wo die Bevölkerung mehrheitlich aus einst schwer gedemütigten Kindern besteht und es zugleich Perioden von Innovation/Entwicklung/Wachstum/Frieden gibt (wie Anfang des 20. Jahrhunderts in Europa)
Bzgl. Einzelpersonen kann man dies z.B. auch bei Superstars beobachten, die traumatische Kindheitserfahrungen erlebt haben. Sie werden immer beliebter und berühmter und reicher und werden bewundert. Alles läuft gut. Parallel beginnt die Selbstzerstörung durch Drogen etc. Wer sich selbst hasst, erträgt kein Glück, keinen Erfolg, keinen Frieden. Die Welt um einen herum muss so düster werden, wie das eigene Innere.

Michael Kumpmann hat gesagt…

Danke. Das ist einleuchtend. (Sprengler selbst deutete ja den gesellschaftlichen Wandel, der auch mehr Freiheiten bedeutete, als Zeichen von Unmoral und Dekadenz und verband das gedanklich mit der politischen Korruption. Also hatte selbst der, obwohl er sehr gut erkannte, was auf Deutschland zu kommen wird, ebenfalls eine Angst vor Veränderung.)

Irgendwo hatte meine Ich auch das Mises Institut oder ein ähnliches Institut eine Untersuchung zu Wirtschaftskrisen gemacht, wo es hieß, die meisten seien politisch verursacht und politisch einfach zu lösen, nur eigenartiger Weise hätten die Leute an der Macht eine Art "Blinden Fleck" für die Lösung und würden meistens dann eher Dinge tun, welche die Krise verschlimmern, als dass man diese lösen könnte.

Heike hat gesagt…

Hallo Sven.

Stamm und Apfel: Vater und Sohn Vogel, Hells Angel und Salafist.

http://www.bild.de/news/inland/pierre-vogel/vater-des-salafisten-ist-bei-den-hells-angels-43786716.bild.html

Bezeichnend auch die Boxkarriere des Sohnes.

Gruß, Heike

Sven Fuchs hat gesagt…

Ich habe auch noch etwas:

"Doch wie wurde aus dem Getto-Kid mit der angeblich so schweren Kindheit ein Gotteskrieger mit offensichtlich schwerem Schaden?", schreibt SPIEGEL Online unter ein Video, das sich mit dem IS-Kämpfer "Deso Dogg" (Dennis Cuspert) befasst. (http://www.spiegel.de/video/vom-gangsta-rapper-zum-islamisten-die-karriere-des-deso-dogg-video-1541219.html)

Man nehme zwei Infos "Getto-Kid" und "schwere Kindheit" (was in anderen Medien oft mit "zerrüttete Kindheit" bzgl. Cuspert beschrieben wurde und offensichtlich das Wort "angeblich" unpassend ist) und stelle gleichzeitig die Frage nach dem Warum?, obwohl man in der Frage an sich die Antwort gibt. Krasser kann die Scheuklappe und das Wegschauen gar nicht sein...

Michael Kumpmann hat gesagt…

Wobei Gangsta Rapper immer eine schwere Kindheit im Armen Viertel behaupten. Selbst, wenn die wie Bushido in Wirklichkeit aus guten Verhältnissen kommen. Man kann nicht alles glauben, was Gangsta Rapper über ihre Vergangenheit reden.

Und für Gangsta Rapper ist ihre Heimat sowieso immer das "Ghetto", weil die die Idee des Ghettos mythisieren und zu einem eher abstrakten Konzept machen. (Genau so wie der US Mainstream auch oft gerne von der "Frontier" spricht, obwohl es die schon seit über 100 Jahren nicht mehr gibt.) Selbst Nerdcore Rapper, die irgendwelche mittelständischen Computerfreaks sind, sprechen davon, sie würden in einem Ghetto leben. Die meinen aber mit Ghetto eher soziale unbeliebtheit und keine wirklichen Slums.

Michael Kumpmann hat gesagt…

Ich hab eben was Interessantes entdeckt, was vielleicht zu recherchieren lohnen würde. Ich weiß nicht, ob de Mause das selbst schon aufgefallen wahr, aber es gibt Untersuchungen von einem Wissenschaftler namens Marcel Mauss über primitive Kulturen, die zum Ergebnis kommen, dass primitive Kulturen in gewisser Weise eine Angst vor "zu viel Glück" hatten. Beispielsweise war ein weit verbreiteter Glaube im Altertum, Ernteüberschüsse müssten sofort vernichtet oder versteckt werden, weil Gottheiten die Menschen für dieses "zu viel Glück" bestrafen würden.

Deshalb hätten einige Kulturen Rituale gehabt, wo man den Überschuss möglichst schnell "wegfressen" sollte, die Überschüsse verbrannte, oder die Überschüsse den Göttern zum Geschenk machte.

Dies könnte also ein weiterer Beweis sein, dass de Mause mit seinen Theorien recht hatte.

Michael Kumpmann hat gesagt…

Ganz schneller Hinweis, falls Du gerade das lesen kannst und das noch nicht selbst entdeckt hast: Momentan kommt auf Arte eine Doku über Walt Disney, wo es auch um dessen Kindheitstraumata und deren Einfluss auf sein späteres Leben geht.

Michael Kumpmann hat gesagt…

http://kitbashed.com/blog/like-father-like-son

Dies ist zwar hauptsächlich über die Star Wars Filme, aber das kann für Dich interessant sein. Es gibt ein Buch von Bruno Bettelheim, was sich über "böse Stiefmütter" etc. In diesem Buch wird die Theorie aufgestellt, dass quasi die böse Stiefmutter oder die Vorstellung in manchen Mythen, dass der Vater von dunklen Mächten besessen wäre und das Kind die Eltern von der dunklen Macht reinigen müsste, eine Vorstellung in Folge von elterlicher Misshandlung sein soll. Das Kind hätte den misshandelnden Elternteil dann zum bösen Dämon oder zur Stiefmutter erklärt, um die Hoffnung zu haben, zur "richtigen Familie" zurückkehren zu können.

(Im Artikel geht es auch darum, dass ein Zeitungskolumnist nach der Veröffentlichung des ersten Star Wars Films eine bestimmte Vermutung darüber anstellte, welche Star Wars Figur in Wahrheit Luke Skywalkers Vater sei. Und dass George Lucas scheinbar, laut Indizien erst durch diesen Zeitungsartikel auf die Idee kam, das so zu machen. Im Artikel geht es aber auch um das Thema "Zauberer von Ost", wo laut Psychologen diese Figuren von "Guter Hexe des xy" und "Böser Hexe des xy" ebenfalls auf so eine Spaltung zurückführen seien und die Böse Hexe und die gute Hexe eigentlich die selbe Person seien. )

Ich hab das Buch leider noch nicht in die Hände bekommen, obwohl mich das auch interessierte. (Das selbe Muster begegnete mir in sehr vielen eigenen Alpträumen.)

(Mitlerweile habe Ich da neben den Spaltungen allerdings noch den Verdacht, dass quasi diese literarischen Spaltungen auch dazu dienten, die Blutlinie rein zu halten. Wie Evola beschrieb sei ja Familie eine heilige Verbindung gewesen und das Schlimmste, was man sich im Altertum vorstellen konnte, war die Beschmutzung der eigenen Familie. Beispielsweise galt ja Cain nicht nur deshalb als sehr schlimmer Sünder, weil er jemanden umbrachte, sondern weil der ausgerechnet seinen eigenen Bruder umbrachte.)

Der Mythologieforscher Joseph Campbell beschreibt als ein typisches Stadium einer Heldenreise im Mythos auch einen Kampf gegen die Eltern und Ich weiß, Carl Gustav Jung sah den Kampf gegen den Drachen auch als symbolischen Konflikt mit der Mutter.

Michael Kumpmann hat gesagt…

Dazu fällt mir gerade auf: In Fiktion, sofern die bösen Stiefeltern nicht umgebracht oder bekehrt werden, werden diese häufig in Verbannung geschickt. Woher kommt dieses Symbol wohl, die Eltern, die sich an den Kindern versündigten, in Verbannung zu schicken? Verbannung = Verdrängung?

Michael Kumpmann hat gesagt…

Ich hab vor einigen Wochen mal etwas über einen Text von Alexander Dugin über Anarchisten geschrieben. Dort beschrieb Dugin, Anarchisten seien de Facto eine religiöse Bewegung, die vom Gefühl getrieben sei, die Welt sei schlecht und würde sie verderben (und in gewisser Weise "krank machen"). Um ihre Seelen zu retten würden Anarchisten quasi als Gegenangriff einen Krieg gegen "die Welt" führen, oder sich eine "neue Welt" suchen.

(z.B. seien Max Stirners Betonungen des Eigentums laut Dugin eigentlich ein Versuch, die eigene Seele zu schützen.)

Ich fand den Gedanken zuerst relativ cool. Dann kam mir der Satz allerdings mehr als Merkwürdig vor, muss Ich sagen. Irgendwie schien dahinter mehr zu stecken, als auf den ersten Blick sichtbar schien. Und irgendwie schien mir das Ganze nicht nur religiös zu sein, muss Ich zugeben.

Dann hatte Ich den Verdacht, das könnte bei vielen Anarchisten in Wahrheit eine Reaktion auf Traumata sein.

(Der bei Anarchisten beliebte Comic "V wie Vendetta" beschreibt ja zufälligerweise auch eine Figur, die auf Grund von Folter zum Anarchisten wurde.)

Dugin beschrieb auch die Fantasien von Ernst Jünger, sich im Wald zu verstecken, als Fluchtfantasie zu einem Sicheren Ort, wo die eigene Freiheit gewahrt bliebe. (Jünger beschrieb dabei einen Staat, der Abweichung rigoros und grausam bestrafen würde, sodass einem nur die Flucht bliebe, um aus dem Versteck heraus zu kämpfen. )

Ayn Rand, die, obwohl sie selbst Anarchisten hasste, bei Individualanarchisten mehr als Beliebt war (und wo Murray Rothbard sagte, ihre Ideen passten besser zum Anarchismus als zum Liberalismus) beschrieb streng genommen mit Galts Gulch, einem versteckten Ort wo brilliante Geister versteckt "frei von Herrschaft und Ausbeutung" leben konnten, de Facto eine ähnliche Fluchtfantasie wie Jünger. Und da kann man auch davon sprechen, dass die Anhänger von John Galt "ihre Seelen vor der Welt schützen wollten".

Eines von Ayn Rands ersten Büchern, Anthem, beschreibt auch einen Mann, der sich im wörtlichen Sinne im Untergrund versteckt, damit der böse Weltstaat ihm nicht seine Seele rauben kann.

Dann gab es noch den Anarchisten Theodore Kaczinsky, von dem Anders Breivik abschrieb, und der de Facto Jüngers Ideen vom sich im Wald verstecken in die Tat umsetzte. Und wenn man sich mit dessen Lebensgeschichte auseinandersetzt fällt auf, auf den passt Dugins aussage des "nicht zur Welt gehörenden Anarchisten" fast wörtlich: https://krazykillers.wordpress.com/2013/10/13/unabomber-theodore-kaczinski-an-evil-genius-and-socially-awkward-loser/

(Der Vollständigkeit halber muss Ich hierbei allerdings wahrscheinlich auch auf den Text hier von mir hinweisen. Dort tauchen de Facto die selben Motive auf und ich hab mich auf Rand und Jünger bezogen. Hier geht es zwar nur um Kleidung und nicht um politische Radikalität, aber dass Punk und Anarchismus miteinander zu tun haben ist ja bekannt. http://diekolumnisten.de/2015/12/14/visual-kei-nur-eine-jugendkultur/ )

Michael Kumpmann hat gesagt…

Albert Camus und Jean Paul Sartre symphatisierten ebenfalls streckenweise mit dem Anarchismus und bei beiden sind ebenfalls ähnliche Motive sichtbar. (Ähnlich wie bei Nietzsche und Kierkegaard, die den individualistischen Anarchismus stellenweise beeinflussten. )https://en.wikipedia.org/wiki/Existentialist_anarchism

Thoreaus Walden ist de Facto auch eine Weltflucht in den Wald.

Das sogenannte Darknet ist teilweise auch von Anarchisten aufgebaut wuden und das ist auch wieder das geheime Versteck von der Welt.

(Phillip K. Dick, der auch einen sehr kleinen Einfluss auf einige Schulen des Anarchismus hatte, nannte die Welt einen ausser Kontrolle geratenen Supercomputer der das Leben im Inneren foltern wolle. Und Dick war für seine psychischen Störungen bekannt. Zum Thema Phillip K. Dick und Anarchismus empfehle ich hier auch den Abschnitt auf Wikipedia: https://en.wikipedia.org/wiki/Anarchism_and_religion#Gnosticism )

Natürlich sind nicht alle Anarchisten gewalttätig. (Ich sehe mich de Facto auch als Anarchisten an.) Aber Anarchistische Terroristen sind bekannt. Und die französischen Illegalisten haben de Facto tatsächlich einen Krieg mit der Welt geführt. Genau so wie der Unabomber.

Und wie gesagt, gewisse Denkmuster wie diese "Scary World Denkweise" riechen stellenweise zumindest meiner Meinung nach auffällig nach Traumata.

Du magst das vielleicht anders sehen (obwohl Ich persönlich denke, Du hast deutlich mehr gegen den Anarchismus als Ich.) , aber vielleicht kann mein Posting einen nützlichen Hinweis darstellen, sodass Du das irgendwie gebrauchen kannst.

Michael Kumpmann hat gesagt…

Um auch ein positives Beispiel zu nennen. Einige Artikel, wie z.B. dieser Welt Artikel: http://www.welt.de/debatte/kommentare/article124100991/Die-Entzauberung-der-vermeintlich-linken-Helden.html

bringen auch Edward Snowden mit anarchistischen Ideen in Verbindung und der hat sich ja bekanntlich in sehr positiver Weise mit dem System angelegt, was "die Welt regiert". (zumindest die westliche Welt)

Dieser Artikel zählt auch Julian Assange zum Anarchismus: http://www.sueddeutsche.de/digital/wikileaks-gruender-julian-assange-der-gegenverschwoerer-1.1031477-2

Sven Fuchs hat gesagt…

Hallo Michael,

dies ist ja kein Diskussionsforum, sondern eine "Infoaustauschbereich + Gästebuch". Ich will aber jetzt doch kurz eines anmerken:
Ja, ich denke, dass radikal Linke wie auch Anarchisten mit ihrer Angst vor Herrschaft und Macht, ja teils auch ihren Hass auf diese, sehr deutlich von Erfahrungen in der Kindheit getrieben werden. Überhaupt ist es so, dass dort, wo Extreme herrschen, tendenziell auch emotionale Prozesse hintergründig eine große Rolle spielen. So lange eine politische Richtung friedlich in Ziel, Wort und Tat bleibt, kann sie meinetwegen agieren wie sie will, wir haben ja glücklicherweise Meinungsfreiheit.

Ich habe eine andere Vision. Wenn in den nächsten Jahrzehnten und Jahrhunderten weltweit die Kindererziehung sich dem "Helfenden Modus" (nach deMause) annähert und diesen weitgehend erreicht, dann werden die Menschen automatisch mit einer inneren Moral, reichhaltigen Gefühlen und Empathie ausgestattet sein. Macht und Herrschaft verlieren dann im Grunde automatisch ihre potentielle "Bedrohlichkeit", da die Akteure ihr Handeln wie auch ihr Erleben emotional abgleichen und sie nicht von innerem Selbst-Hass geleitet werden. Deutlich Destruktive, gar Menschen tötende Entscheidungen werden dann erschwert oder gar unmöglich. Letztlich: Mit Macht und Herrschaft kann mensch ja auch viel machen, auch positives.

Michael Kumpmann hat gesagt…

Danke für deine Antwort. Erstmal entschuldige ich mich, falls Ich genervt hatte. Meine Absicht war auch nur, Dich im Sinne eines "Infoaustauschbereichs" über Dinge zu informieren, die Ich gefunden hatte und die Ich thematisch für Dich interessant gehalten habe.

Und mir war, als ich vor Wochen meinen Text geschrieben habe halteben dieses Zitat aufgefallen. Dugin bezog sich in seiner Analyse des Anarchismus natürlich offensichtlich auf ein Zitat des Johannesbriefs der Bibel, wo es sinngemäß heißt "Grämt euch nicht, wenn die Welt euch hasst, denn ihr gehört nicht in diese Welt".

Zuerst habe Ich das nur in diesem Sinne verstanden, aber dann habe Ich mich gefragt, wie kommt jemand eigentlich auf die Idee, von der gesamten Welt gehasst zu werden? Und wenn die Außenwelt "gefahr für die Seele" sei, drängt sich bei so einer Aussage wie gesagt noch eine gänzlich unreligiöse Interpretation auf.

Und dann war mir in den Sinn gekommen, dass Ich bei einigen Fallstudien von Dir ähnliche Gedanken gelesen hatte und Ich dachte, dies sei vielleicht für Dich eine nützliche Info. Deshalb wollte Ich das Dir dann irgendwann geben. Als Ich dann den Artikel über den Unabomber fand (den Ich im ersten Posting verlinkte), wo detailliert auf dessen Kindheit eingegangen wurde, dachte Ich, das sollte Ich Dir zukommen lassen.

(Weil genau dieser Text über ein ausgegrenztes, misshandeltes Kind, was zum Terroristen wird, exakt das zu bestätigen schien, was Ich vermutete.)

Und zum Teil hatte Ich auch ein wenig das Gefühl, da würden sich gewisse Parallelen zu Yukio Mishima auftun, über den Alice Miller geschrieben hatte. (Das hatte Ich nur gestern vergessen.) Der meinte ja auch, die Welt mache ihn Krank.

Ich stimme zu, Macht kann viel Positives bewirken. Ich muss sagen, bis Ende letztes Jahr war ich auch bei den Liberalen unterwegs, weil ich dachte, Anarchismus sei zwar auf dem Papier besser, aber nicht durchsetzbar. Und ein konstitutioneller, liberaler Minimalstaat sei der beste Kompromiss. Aber nach einem Streit mit einem, der mir vorwarf böse Bücher zu lesen und "die Partei" zu kritisieren, habe ich gewaltig Zweifel bekommen, ob der Liberalismus das Richtige für mich sei.

Außerdem ging mir die Emphatielosigkeit und Marktverherrlichung der meisten Liberalen gehörig auf den Senkel. (z.B. hat man mir erklärt, in Familien ginge es nicht vorrangig um emotionale Bindung, sondern darum sich in Krisenzeiten ökonomisch zu unterstützen. Und man bräuche nur eine starke Verfassung und genügend freie Märkte und schon werden automatisch alle Bürger glücklich und kreativ. Und Hartz IV Empfänger seien angeblich böse Paraisten, die vorsätzlich arbeitslos seien, um anderen Leuten per Staat Geld stehlen zu können.) Und laut den Liberalen seien alle Anderen böse Kommunisten: die Linken, die Grünen, die CDU, die Piraten, die AFD, Putin, die Islamisten, Hitler etc. Das seien laut der absoluten Mehrheit der Liberalen, die ich kennen gelernt habe, alles Kommunistenschweine. Das ging mir auch ziemlich auf den Geist, dass man jeden Feidn zum Kommunisten erklärte. (Ach ja, laut vielen Liberalen die Ich kenne, sei auch Christian Lindner angeblich ein Kommunist. )

Und sehr viele Liberale verehren die Aufklärung extrem, wohingegen Ich mich eher Adornos "Dialektik der Aufklärung" anschließe.

Deshalb habe Ich gedacht, Ich kann zwar Liberale immernoch tolerieren, aber der Liberalismus scheint leider doch nicht das Richtige für mich zu sein. Anarchismus sei zwar wie Don Quixotes Kampf gegen Windmühlen, aber das würde dann doch besser zu mir passen.

Anonym hat gesagt…

Tabu Vergewaltigung - Frauen erzählen

Ein Film von Philippe Mach und Marc Wolfensberger

Rund 550 Vergewaltigungen werden in der Schweiz jedes Jahr angezeigt. Doch sexuelle Gewalt ist immer noch ein Tabuthema. In diesem Film brechen vier Frauen das Schweigen. Sie erzählen vom ihrem Kampf, wieder Kontrolle über sich und ihr Leben zu gewinnen, einem Kampf mit dem eigenen Trauma - und mit der Stigmatisierung der Gesellschaft. Ein erschütterndes Dokument über vier starke Frauen.

Die ehemalige französische Tennisspielerin Isabelle Demongeot wurde neun Jahre lang von ihrem Trainer sexuell missbraucht. Beim ersten Mal war sie gerade einmal 13 Jahre alt. Sie hat lange geschwiegen. Erst 25 Jahre später zeigte sie ihren Trainer an. Und sie zog den Fall mit 23 weiteren betroffenen Frauen vor Gericht.

Auch Cécile Zec sagte vor Gericht aus: Sie wurde von einem perversen Serientäter betäubt und vergewaltigt.

Marie-Ange Brélaz hat über dreissig Jahre geschwiegen - und den Mann, der sie mit 17 Jahren vergewaltigte, nie angezeigt.

Auch Manon Leresche wollte nicht zur Polizei gehen: Doch ihr Umfeld bewegte sie noch am selben Tag dazu, Anzeige zu erstatten.

Vergewaltigung ist ein Verbrechen, das grösstenteils ungestraft bleibt. Die meisten Fälle werden nie gemeldet. Und die wenigsten kommen vor Gericht.

Angst, Panik, Albträume - ein Leben in ständiger Alarmbereitschaft. Isabelle Demongeot, Manon Leresche, Cécile Zec und Marie-Ange Brélaz brauchten Jahre, um ihr Trauma zu überwinden. Sie waren wie paralysiert: Die Todesangst und das Gefühl des Ausgeliefertseins holt sie immer wieder ein.

Hinzu kommen die Schuldgefühle: Weshalb konnte ich mich nicht wehren? Und die Frage: «Ist es meine Schuld, dass ich vergewaltigt wurde?» Denn genau das wird ihnen von der Gesellschaft immer wieder vermittelt: War die Frau betrunken? Was trug sie? Sie hat die Vergewaltigung sicher provoziert.

Schweigen als Selbstschutz und als hilfloser Versuch, das Geschehene zu verdrängen. Doch nur indem sie das Schweigen brechen, können sich die vier Frauen von den Schuld- und Schamgefühlen befreien. Wichtig ist für sie dabei die heilende Erkenntnis, nicht das Opfer, sondern der Täter muss die Schuld tragen, und die Botschaft: «Wir schweigen nicht! Wir geben den Vergewaltigungsopfern ein Gesicht.»

Isabelle Demongeot, Manon Leresche, Cécile Zec und Marie-Ange Brélaz haben zurück in ihr Leben gefunden. Doch sie werden nie mehr die sein, die sie einmal waren.

Die beiden Filmemacher Philippe Mach und Marc Wolfensberger zeigen in ihrem Dokumentarfilm, welche Dramen sich hinter Vergewaltigungsfällen abspielen. Und sie zeichnen ein erschreckendes Bild der heutigen aufgeklärten Gesellschaft: Über Vergewaltigung zu sprechen scheint häufig noch immer eine Schande - für die betroffene Frau.

Die Doku wurde gestern Mittwochabend im Schweizer Fernsehen ausgestrahlt und kann wohl noch eine Weile angesehen werden (klick unten auf "Ganze Sendung starten").

http://tvprogramm.srf.ch/details/78560f72-3dae-4ae0-9dfa-56437336f122

Beste Grüsse
Mario

Sven Fuchs hat gesagt…

Der älteste nachgewiesene Mordfall der Menschheit fand schon vor 430.000 Jahren im heutigen Spanien statt: http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/kenia-knochenfund-laesst-auf-gemetzel-vor-10-000-jahren-schliessen-a-1073030.html

Der Artikel zeigt weitere Daten bzgl. Morden auf, bevor Menschen sich kulturell entwickelten. Forschende wie Arno Gruen oder auch Joachim Bauer beschreiben dagegen, dass erst mit Beginn der menschlichen Kultur und Sesshaftigkeit (also ca. vor 10.000 Jahren) Gewalt und Morde zunahmen.
Die Psychohistorie oder Forschende wie Steven Pinker sehen dies anders. Artikel wie der im SPIEGEL stützen die psychohistorische Sichtweise.

Susanne hat gesagt…

@Mario 21.1.2016: Noch schwerer als über Vergewaltigung zu sprechen ist es, über den Diebstahl des eigenen Selbst durch die Eltern zu sprechen, glaube ich.

Michael Kumpmann hat gesagt…

Bitte mir das jetzt nicht übelnehmen. Du hast gebeten, eigene Gedanken und Kritikpunkte auszusprechen (und Ich schätze Dich als Forscher im Sinne Karl Poppers ein, der durchaus bereit ist, sich mit Gegenreaktionen auseinanderzusetzen, um Fehler auszubügeln.)

Ich finde nämlich, insgesamt existiert bei Dir schon eine bestimmte Lücke deiner Theorie.

Ich bestreite nicht, dass Traumata einen Einfluss auf das Gewaltpotenzial haben und Menschen gewalttäter machen. ABER. Es gibt für mich gute Gründe zu bezweifeln, dass ein nicht traumatisierter Mensch unfähig zu schlimmer Gewalt und Friedliebend wäre.

Das Problem ist einfach Evolution.

Erstens brauchte der Mensch zur Entwicklung auch fleischliche Nahrung und musste deshalb aktiv auf die Jagd gehen. Er musste sich also dazu entscheiden, andere Lebewesen aktiv zu töten. Und dies nicht nur zur Verteidigung sondern im Angriff.

Dieser Angriff wird nicht "Kurz und Schmerzlos" verlaufen sein, wie heutzutage mit einem Gewehr, wo man dem Tier einfach in den Kopf schießen kann und das Tier ist sofort tot. Ein Tier ist zwar auch ein Mensch, aber ein Tier zeigt im Todeskampf genau so Zeichen eigenen Leids wie ein Mensch. Also würde das, was Konrad Lorenz als Tötungshemmung beschrieb, auch von Tieren getriggert werden können.

Wenn ein untraumatisierter Mensch nicht fähig wäre, wissentlich einem anderen Lebewesen Leid zuzufügen, dann wäre er unfähig zur Jagd.

Dann gibt es noch eine Untersuchung eines Psychologen namens Gilmartin zum Thema "Love Shyness", also Männer, die irgendwie keine Chance haben, eine Partnerin zu bekommen. Diese Männer sind nach Gilmartin sehr häufig als Kind misshandelt wurden. (Macht auch irgendwie sinn, denn wie soll man lernen, ein guter Vater und Ehemann zu sein, wenn der eigene Vater einem ein Antibeispiel vorsetzte?)

Also verhindert Traumatisierung also die Möglichkeit, sich fortzupflanzen. Und ohne Sex kann ein Traumatisierter seine eigenen Kinder nicht misshandeln, weil diese gar nicht existieren.

Dann stellt sich auch eine Frage: Wenn alle Gewalt nur Folge von Traumata sind, woher kommt das Urtrauma? Nach der Logik müsse ein Mensch, der nicht traumatisiert wurde, nicht in der Lage sein, einen anderen Menschen zu traumatisieren. Also wäre so ein Urtrauma nie passiert.

Michael Kumpmann hat gesagt…

Daneben gibt es noch in der Evolutionstheorie den sogenannten Baldwin Effekt. Dieser besagt, dass durch kulturelle Veränderungen der Selektionsbedingungen gewisse eigenschaften in die menschliche Natur unabsichtlich hineingezüchtet werden können. (Beispiele, die dafür diskutiert werden, ist das Thema Laktose Verträglichkeit, was in Europa durch Kultur in den Genpool gewandert sei, oder das kontrovers diskutierte Phänomen der "Anashkazi Intelligenz", die durch bestimmte Traditionen und Riten in der Partnerwahl entstanden sei.(Da man kulturell den intelligenteren Individuen auch intelligentere Partner vermittelte und so die Kinder angeblich noch intelligenter geworden seien.))

https://de.wikipedia.org/wiki/Baldwin-Effekt

Dies bedeutet also, wenn eine Gesellschaft durch Traumatisierungen so geworden wäre, dass brutale Machtmenschen am Meisten Erfolg in der Gesellschaft gehabt hätten, und sich Menschen an die Spitze kämpfen müssten, würde dies bedeuten, dass eben diese brutalen Machtmenschen am meisten Chancen auf Fortpflanzung gehabt hätten.

Es gibt dafür auch Belege, wie z.B. Studien, dass ein Großteil der heutigen Menschheit mit Genghis Khan und/oder Karl dem Großen verwandt ist.

Und um nochmal auf Gillmartin zurück zu kommen. Einige der Männer, die durch Traumatisierung keine Frau für sich gewinnen können, hätten theoretisch immernoch die Chance, sich zu vermehren, in dem sie eben diese Frauen einfach vergewaltigten. Also hätten selbst in dieser Hinsicht gewalttätigere Menschen bessere Chancen auf Fortpflanzung gehabt. (Dazu verweise Ich auch Aktuell mal um diesen widerlichen Typen "Roosh V", der sich auch explizit an Männer richtet, die keine Partnerin bekommen. )

Dann gibt es auch noch das seltsame Phänomen, dass viele Frauen auf extrem gewalttätige Männer stehen und "Nice Guys" oft eher unattraktiv finden. Beispielsweise wird Breivik im Knast mit Liebesbriefen überschüttet: http://www.straitstimes.com/world/europe/norways-mass-murderer-anders-behring-breivik-gets-hundreds-of-love-letters-a-year

Also auch hinsichtlich sexueller Selektion und Partnerwahl gibt es scheinbar Mechanismen, die gewaltbereiten Menschen mehr Fortpflanzungschancen einräumen. (Das macht Evolutionär auch sinn, denn ein Gewalttäter könnte Potenziell auch besser Jagen und die Familie beschützen. Und die Kinder von Gewalttätern wären möglicherweise ebenfalls stärker und besser im Überleben.)

Dies alles spricht also dafür, dass selbst wenn der Mensch zu Anfang keine gewalttätige Natur gehabt hätte, er sich diese gewalttätige Natur über die Jahrhunderte wahrscheinlich angezüchtet hätte.

Und Psychophatie etc. scheinen genetische Komponenten zu haben. Natürlich spielt da auch die Umwelt eine Rolle, aber es scheint also wirklich sowas wie "Gewalt Gene" zu geben, die evolutionär hätten weitergezüchtet werden können.

Angesichts dieser Argumente halte Ich es persönlich für unwahrscheinlich, dass der Mensch eine vollkommen friedfertige Natur besitzt und nur durch Traumatisierungen zum Gewalttäter würde. (Diese These scheint mir auch eher aus dem Standard Social Science Modell gekommen zu sein, welches von einer gewissen "Allmacht des Lehrers" die Schüler zu prägen ausgeht. Siehe Behaviorismus und BF Skinner.)

Michael Kumpmann hat gesagt…

Und der Evolutionsbiologe Christian Schmidt wies mich auch auf eine Studie hin, die beweist, die menschliche Schädelform ist durch anpassung an die brutale Umwelt evolutionär entstanden: http://www.telegraph.co.uk/news/science/evolution/10884763/Human-face-shaped-by-millions-of-years-of-fighting-study-finds.html

Und wenn es also sicher ist, dass unsere Physiologie auf das Kämpfen angepasst ist, warum nicht das Gehirn auch? Es ist ja von der Hundezucht bekannt, dass es möglich ist, über Zucht aggressivere Hunderassen zu züchten.

Also, warum soll die Evolution das nicht mit dem menschlichen Hirn auch gemacht haben? (Ich bin zwar ein Evola fan, aber Ich halte es mit Turing, Freud, Dawkins, Lorenz, Nietzsche etc. Unser Geist hat eine biologische Instinktkomponente auf der alles Andere aufgebaut ist. Wir sind nicht nur Kultur, sondern auch Biologie. )

Sven Fuchs hat gesagt…

Hallo Michael,

meine Gedanken dazu aus Hobbyforscher-Sicht :-)

Die Evolution des Menschen ist ein spannendes Thema, aber im Prinzip für das Hier und Jetzt fast unwichtig. Ich gehe nach allem, was wir heute wissen, davon aus, dass es die Möglichkeiten von Kindererziehung und Aufwachsen von Kindern, die wir heute in vielen Teilen der (meist westlichen) Welt vorfinden, so noch nie in der Menschheitsgeschichte gegeben hat. Also ein Aufwachsen von Kindern ohne Gewalt, ohne Kriegserfahrungen, ohne Hunger und Not und mit elterliche Fürsorge und Empathie + geistigerAnregungen durch Schule und Medien.
Und ich wiederhole hier meinen Ansatz: Solche Kinder (die ist so früher noch nie gab) werden später keine Gewalttäter und Kriegstreiber und Folterer und Vergewaltiger (es sei denn, sie haben eine hirnorganische Verletzung, die sie im wahrsten Sinne krank macht) .

Verteidigung ist etwas anderes. Wer direkt angegriffen wird, wird sich notfalls auch körperlich zur Wehr setzen und Gewalt anwenden, um sein Leben zu schützen. Selbstverteidigung ist aber etwas anderes, als Vergewaltigung, Terror, Kindesmisshandlung, Massenmord, Folter, „sich am Leid anderer erfreuen“. Und ja, ich denke auch, dass es etwas anderes ist, wenn Menschen ein Tier töten, um zu überleben oder ob sie einen Menschen töten. Ich würde das evolutionär nicht zusammenbringen wollen.

Es gibt und gab immer wieder Ereignisse, die auch als Kind geliebte Menschen zurückwerfen und – obwohl sie es selbst gut hatten – das Leben ihrer Kinder belasten. Ein Beispiel dafür ist Astrid Lindgren, die unter enormen Druck der Gesellschaft ihren Sohn weggeben musste und sich dies lebenslang vorwarf. Krassere Beispiele sind Menschen, die durch Katastrophen oder Gewalt so schwer traumatisiert werden, dass sie nicht mehr fähig sind, ihren Kindern Halt und Sicherheit zu geben, obwohl sie evtl. selbst geborgen aufgewachsen sind. Dann gibt es quasi Rückschritte in der Evolution der Kindheit.
Oder noch ein Gedanke: DeMause hat z.B. darauf hingewiesen, dass europäische Juden Anfang des 20. Jahrhunderts sehr viel weiter entwickelt bzgl. der Kindererziehungspraxis waren, als die Durchschnitts-Deutschen. Gerade diese Gruppe der Juden wurde weitgehend vernichtet und mit ihr alle kulturellen und auch Kindererziehungs-errungenschaften. Deutschland wäre demnach heute sehr viel weiter entwickelt, wären die Juden nicht ermordet worden.

Sven Fuchs hat gesagt…

Ansonsten empfehle ich Joachim Bauers „Schmerzgrenze“. In Kapitel 5 geht er sehr ausführlich auf die Evolution des Menschen ein. Da unsere Vorfahren oft Gejagte (nicht nur Jäger) waren und mit widrigen Umständen überleben (das „Urtrauma“, so du willst) mussten, konnten sie nur mit einem starken Gemeinschaftssinn, Kooperation und Vertrauen überleben. (ich selbst würde ergänzen, dass die menschliche Fähigkeit, auch unter unglaublich furchtbaren Bedingungen zu überleben, weil man Dinge abspalten / ausblenden kann, unsere Spezies hat überleben lassen. Leider bedroht auf der anderen Seite genau dieser Überlebens-Mechanismus unsere Welt) Auch heute noch sei, so Bauer, unser Gehirn darauf geeicht. Gewalt gegen andere Menschen ist zunächst keine Option, die der Natur des Menschen entsprechen würde. Bauer geht aber davon aus, dass menschliche Gewalt erst mit der neolithischen Revolution vor ca. 12.000 Jahren begann. (ich selbst habe ihn und seine Buch hier im Blog ausführlich kritisiert) Er selbst verweist darauf, dass man urzeitliche Jäger und Sammler auch heute noch studieren könne, weil es noch primitive Stämme gibt. Die Psychohistorie ist meines Wissens nach der einzige Forschungsbereich, der sich gerade auf Berichte von primitiven Stämmen stützt und dort extrem destruktive Erziehungsmethoden findet. Ich selbst glaube, dass viele Forschende in primitive Stämme viel hineinprojizieren, weil sie meinen, dass dieses Leben das eigentliche Paradies darstellt. Deswegen würde ich vorsichtig sein, wenn Forschende von diesen Stämmen berichten. Ach, es ist wirklich nicht so leicht.

Aber um zum Anfang zurückzukommen. Für unsere Zukunft scheint mir das eher unwichtig. Für uns muss einfach wichtig sein, dass Empathie und Selbstwertgefühl zentral für unsere Entwicklung sind. Wenn Eltern ihre Kinder demütigen und keinen Halt bieten, dann entsteht ein Knacks im lebendigen Fühlen eines Kindes. Ein Hass, der unter der Oberfläche lodert und je nach Umständen unterschiedlich zum Ausdruck an die Oberfläche kommt.

Michael Kumpmann hat gesagt…

Danke für die Ausführliche Antwort.

Kann es sein, wass wir uns zufällig auf die selben Juden beziehen? https://en.wikipedia.org/wiki/Ashkenazi_Jewish_intelligence

Und dass Du der Meinung bist, die Tatsache, dass Leute aus diesem Volksstamm im Durchschnitt 15 IQ Punkte mehr haben als andere Leute, läge nicht an den Genen (wie es beispielsweise von Thilo Sarrazin behauptet wurde), sondern an der Kindererziehung?

Sven Fuchs hat gesagt…

Ich selbst habe mich nicht mit der Kindererziehung von europäischen Juden befasst, sondern beziehe mich nur auf eine Textstelle von deMause in "Das emotionale Leben der Nationen", die mich gedanklich erstmalig in dieser Hinsicht anregte. Ich finde es schon auffällig, dass viele bedeutende Denker und Intellektuelle jüdische Wurzeln hatten/haben. Warum sollte man da nicht vermuten, dass auch die Kindererziehung und der "kulturelle Geist", in dem sie aufwachsen, da eine Rolle spielt?
Übrigens: Das Wort "Volkstamm" wie auch "Gene" gefällt mir gar nicht bzgl. Juden. Das Judentum ist eine Religion.

Michael Kumpmann hat gesagt…

Natürlich sind das eine Religion. Sorry, dass Ich mich so ausdrückte. Ich hatte eben etwas schnell geschrieben. Ich weiß auch, wir Deutsche sollten bei dem Thema besonders vorsichtig sein. Ich hab einen Fehler gemacht und dafür entschuldige ich mich. Niemand ist gefeit davor, in Fettnäpfchen zu treten.

Allerdings ist bei den Ashkenazi die Besonderheit, dass dort fast niemand von Außen deren Religion beigetreten ist und auch selten jemand von denen Personen mit anderer Religion geheiratet hat. Dies lag auch daran, dass die sozial ausgegrenzt wurden.

Auf grund dessen wurde deren Religion meistens nicht verbreitet, sondern von Generation zu Generation vererbt.

Deshalb sind Mitglieder der Ashkenazi genetisch "enger verwandt", als angehörige anderer Religionen und selbst als anderer Zweige des Judentums.

(Und deshalb habe Ich gedacht, der Begriff Volksstamm würde hier schon passen. Ich vermute ja, bei Deutschen wird es auch einen höheren Verwandschaftsgrad zu Deutschen geben, als zu Menschen aus anderen Ländern. Und der Verwandschaftsgrad zu anderen Christen wird wahrscheinlich deutlich schwächer sein, als zu anderen Deutschen. Außerdem ist das Judentum vor der Diaspora ja nicht nur eine Religion, sondern die Volksreligion Israels gewesen.)

Und das ist wirklich empirisch belegt und kein Schwachsinn, der von Sarrazin erfunden wurde. Der hat das, was er meinte, nur sehr missverständlich ausgedrückt.

Das dies aber so stimmt, kann man in mehreren seriösen Quellen nachlesen. (In dem Wikipedia Artikel, den Ich verlinkte, stehen dazu auch Quellen angegeben.)

Und genau aus diesem Zweig des Judentums stammen wirklich die meisten Nobelpreisträger und ebenfalls ist ein sehr deutlicher Teil der Studenten an US Eliteunis Ashkenazi. Ebenfalls, wie Ich schon sagte, schneiden Ashkenazi bei IQ Tests mehrheitlich ungewöhnlich hoch ab. Und eben dieses Phänomen, was wir beide ansprechen, wird als "Ashkenazi Intelligenz" bezeichnet. In Deutschland wurden sehr viele Ashkenazi umgebracht oder ins Ausland vertrieben, weshalb hier kaum noch Leute aus diesem Zweig des Judentums leben.

Die am Häufigsten gehörten Theorien gehen davon aus, dass die Ashkenazi aus religiösen Gründen im Mittelalter ein System der arrangierten Ehe führten. Da hätten aber die Rabbiner darauf geachtet, dass besonders oft "intellektuelle" Mitglieder der Gemeinde miteinander vermählt wurden. Und deshalb hätte sich die Intelligenz bei dieser Religion besser vererbt, als bei Christen und anderen Religionen.

Thilo Sarrazin hat sich auf diese Theorien bezogen, diese aber ziemlich verzerrt wiedergegeben und daraus entstand die "Juden haben ein bestimmtes Gen" Kontroverse, an die Du dich bestimmt erinnern kannst. Das hat hier einen ziemlichen Wirbel in den Medien erzeugt.

(Es ging auch die ganze Zeit nicht wirklich um alle der Religion Judentum angehörigen Menschen. Mir ging es in meinem Posting auch nicht um "alle Juden", obwohl Ich mich da scheinbar missverständlich ausdrückte. Es geht bei dem Thema nur um eine bestimmte Gruppe von Juden. )

Und gerade, weil die Debatte um dieses Thema vor einigen Jahren war, fragte Ich Dich, ob Du für das Thema eine andere Erklärung hast, als "Ashkenazi suchten sich bevorzugt intelligente Partner", weshalb sie intelligentere Kinder bekamen.

Michael Kumpmann hat gesagt…

https://blog.23andme.com/ancestry/the-uniqueness-of-ashkenazi-jewish-ancestry-is-important-for-health/
http://www.latimes.com/science/sciencenow/la-sci-sn-ashkenazi-jews-dna-diseases-20140909-story.html

Hier Artikel, darüber dass die Ashkenazi tatächlich näher verwandt sind, als viele andere Religionen.

Michael Kumpmann hat gesagt…

Und Sven, wie Du Dich erinnern wirst, hat Sarrazin ja damals auch eine autoritärere Erziehung gefordert und damit ordentlich Kasse gemacht. Da Sarrazin sich explizit auf diese Ashkenazi Juden bezogen hat, war mir besonders aufgefallen, dass Du erstens sagtest, deren "Intelligenz" (muss Ich gerade so nennen, weil das Phänomen Wissenschaftlich so heißt) beruhe gar nicht auf Genen sondern auf Erziehung, wo Du indirekt Sarrazin widerlegst. Zweitens gehst Du hier von freierer Erziehung aus. Damit würdest Du also aussagen, das, was Sarrazin damals forderte, sei für die von ihm intendierten Ziele sogar noch komplett kontraproduktiv gewesen. Und Du würdest Dich da auf das exakt selbe Phänomen beziehen, wie Sarrazin damals, aber zu einem komplett gegenteiligen Ergebnis kommen.

Michael Kumpmann hat gesagt…

Ich entschuldige mich hiermit nochmal ausdrücklich für meine Postings von Heute. (Ich hoffe aber, Du verstehst, was Ich eigentlich aussagen wollte.) Ich hab mich buchstäblich um Kopf und Kragen geredet.

Nur wie gesagt, ich war ziemlich perplex, dass ich diese Vorwürfe bekam, da Ich mich hier, wie Du nachlesen kannst, nicht auf irgendeinen rassistischen Mumpitz bezog, sondern auf seriöse wissenschaftliche Untersuchungen (die zu großen Teilen sogar in Israel selbst durchgeführt wurden. Ich bezweifle, dass man in Israel eine Professorenstelle bekommen würde, wenn man Antisemit wäre). Und wie ich schon beschrieb, hielt ich in dem Fall die Bezeichnung "Volk" nicht wirklich für problematisch, denn wenn man die selbe Kultur und auch die selbe Abstammung teilt, dachte ich, ist es da nur logisch, da von Volk zu sprechen. Wie Ich erklärt hatte, Christentum kommt ja aus verschiedenen Richtungen, da viel missioniert wurde, aber bei dieser Menschengruppe, von der Ich sprach, ist es nicht so verlaufen, wie man es sonst von missionierenden Religionen kennt. Es gab zwar einige Konvertiten, aber signifikant weniger als bei anderen Religionen. (Und wie gesagt, ich sprach nicht von allen Juden, sondern von einer bestimmten Untergruppe der Juden.)

Außerdem werden die Juden in der Torah selbst als Volk bezeichnet.

Deshalb war ich dann ziemlich perplex. Es war von mir keine Absicht, irgendwas auszusagen, was als Antisemitisch missverstanden werden konnte. Dafür entschuldige Ich mich ausdrücklich.

Sven Fuchs hat gesagt…

Ich würde Dir keinen Antisemitismus unterstellen, wollte aber einfach darauf hinweisen, dass ich solche genannten Wörter nicht mag. Lassen wir es dabei.

Schau mal den Text unter "THE INNOVATIVE PHASE: WEIMAR GERMANY AND THE FORBIDDEN LEAP INTO MODERNITY" in "Das emotionale Leben der Nationen": http://psychohistory.com/books/the-emotional-life-of-nations/chapter-6-war-as-righteous-rape-and-purification/

DeMause hat ziemlich ausführlich dargestellt, dass europäische Juden - speziell auch in Deutschland - bzgl. des Umgangs mit Kindern weit vor den Deutschen lagen und eine höhere Psychoklasse hervorbrachten. Er vermutet, dass - natürlich neben weiteren Faktoren - dies Juden zum besonderen Ziel der Nazis machte. Unabhängiges, freies Denken - ursprünglich befördert durch fortschrittlichere Kindererziehung - musste jene in besonderen Neid und Hass versetzen, die als Kind beschnitten, geschlagen und bei jeder Regung von freiem Denken und Entwicklung bestraft wurden.

Noch mal zur Intelligenz: Entwicklungsverzögerungen, -störungen wie auch verminderte Intelligenz sind nachweisbar mögliche Folgen von Kindesmisshandlung. Umgekehrt sollten Kinder ihr Potential (was ganz sicher auch genetisch bedingt ist) optimal entwickeln können, wenn sie frei, sicher und geborgen und natürlich gewaltfrei aufwachsen dürfen. Außerdem: Ich selbst habe in meinem Leben zwei Personen kennengelernt, die Hochbegabt waren, aber auf Grund schwerer Missbrauchserfahrungen immer wieder in ihrem Leben zurückfielen. Die Intelligenz war da, aber das Trauma legte ständig Steine in den weg.

Thilo Sarrazin irrt mit seinen Ansätzen zur Kindererziehung. er verkennt auch das, was z.B. in dem Buch "Die Modernisierung der Seele" beschrieben wurde: Das eine moderne Kindererziehung (also keine autoritäre) die Persönlichkeiten in Deutschland hervorbringt, die bestens geeignet sind für eine flexible und sich ständig entwickelnde Gesellschaft. De Mause würde sagen, dass solche Menschen auch keine "Panik" vor Wachstum und Veränderungen haben. Deutschland schafft sich nicht ab, es entwickelt sich zur "Leitnation" für die Welt :-)

Sven Fuchs hat gesagt…

Nebenbei bemerkt: Da ich hier im Blog eh fast nie Kommentare bekomme und auch fast nie Emails oder sonstige Kritik (trotz ca. 300 Zugriffen pro Tag), können wir hier gerne auch etwas diskutieren, ist ja genug Platz da :-)

Heike hat gesagt…


Dann sag ich auch mal was ;-)

Der Historiker Götz Aly hat ein sehr kenntnisreiches Buch zum Thema geschrieben, mit viel Information zur Bildungsaffinität der jüdischen gegenüber der nichtjüdischen Bevölkerung.

Zitat Wikipedia:
"In seinem 2011 erschienenen Buch >Warum die Deutschen? Warum die Juden?< vertritt Aly die These, dass die zentrale Ursache für den Holocaust ein spezifisch deutscher Sozialneid auf die bildungsaffineren Juden war, der sich erst im Zuge der Industrialisierung im 19. Jahrhundert herausbildete."

Sven Fuchs hat gesagt…

Hallo Heike,

zu dem Buch hatte ich kurz im Blog etwas kommentiert (ohne es je gelesen zu haben :-) ) : http://kriegsursachen.blogspot.de/2011/09/warum-die-deutschen-warum-die-juden.html

Falls Du es komplett gelesen hast, würde mich interessieren, ob ich recht damit hatte, dass der Autor das Thema "Kindheit der Deutschen" bzw. unterschiedliche Erziehungsstile bei Juden und Deutschen (und entsprechenden Einfluss auf das Gefühl von Neid) ausgeblendet hat.

Michael Kumpmann hat gesagt…

https://www.youtube.com/watch?v=v5sg1UJGC1k

Das ist ein Interview mit 2 Lehrern. Das Widerspricht Dir ein wenig, weil es sagt, es gäbe immer mehr Problemfälle und Gewalt an Schulen. Also würde es momentan definitiv nicht besser.

Allerdings wird hier für freiem gewaltlose Erziehung ausgesprochen, was Dir wieder gefallen dürfte.

Sven Fuchs hat gesagt…

http://oe1.orf.at/programm/428054

Ein sehr guter Bericht, der endlich auch die gesellschaftlichen Folgen der Gewalt gegen Kinder deutlich benennt. Ich beobachte derzeit, dass das Thema Kindesmisshandlung immer mehr "beleuchtet" wird. Studie, die das Ausmaß und Folgen behandeln, schießen überall wie Pilze aus dem Boden. Es passiert gerade ganz ganz viel. wenn das so weitergeht, werden auch Folgen wie Krieg und Terror bald öffentliche Themen.

Anonym hat gesagt…

Körperstrafen: Streit um Schläge

Eine Ohrfeige habe noch keinem Kind geschadet, glaubt die Mehrheit der Schweizer. Fachleute sehen das anders. Ein Urteil aus Strassburg liefert ihnen jetzt neue Argumente.

http://www.beobachter.ch/justiz-behoerde/gesetze-recht/artikel/koerperstrafen_streit-um-schlaege/

Grüsse aus der leider immer noch von der SVP (*) dominierten Schweiz
Mario

(*) eine bürgerliche, rechtsgerichtete Partei

Anonym hat gesagt…

Wie das Gehirn die Seele formt

Gene, vorgeburtliches Erleben und die Erfahrungen mit Bindungen und mit Stress in der frühen Kindheit prägen das Gehirn – und bestimmen, ob jemand psychisch krank wird.

Das Wichtigste in Kürze:

•Psyche und Persönlichkeit des Menschen entwickeln sich in strengem Zusammenhang mit der Entwicklung seines Gehirns. Gene und Epigenetik sind maßgebliche Größen.

•Vorgeburtliche epigenetische Prozesse bestimmen vor allem die untere limbische Ebene von Hypothalamus, Hypophyse und den vegetativen Zentren des Gehirns. Diese legen die psychische Grundausstattung eines Neugeborenen und damit sein Temperament als Kern seiner späteren Persönlichkeit fest.

•Besonders wichtig sind die Bindungserfahrungen in den ersten zwei bis drei Jahren nach der Geburt. Sie beeinflussen die mittlere limbische Ebene.

•Die obere limbische Ebene wird durch psychische Erfahrungen in Familie, Kindergarten und Schule – durch "Erziehung" und "Sozialisierung" beeinflusst.

Von hier: https://www.dasgehirn.info/entdecken/grosse-fragen-1/wie-das-gehirn-die-seele-formt-6091

Gruss
Mario

Anonym hat gesagt…

Hallo Sven

Danke für den Hinweis zur Radiosendung im österreichischen Rundfunk. Ich habe mir die Sendung gestern Abend angehört und man kann sie noch weiterhin anhören unter Deinem Link.

Gleich zu Beginn wird folgendes gesagt:

"Man stelle sich folgendes Szenario vor: In einer Morgenzeitung findet man eine Schlagzeile, dass Wissenschaftler eine neue Krankheit entdeckt haben.
Wenn man dann den Artikel liest, erfährt man, dass laut wissenschatlichen Studien jährlich eine Milliarde Kinder an dieser Krankheit leiden. Das zieht schwere Folgen nach sich, denn dadurch steigt das Risiko später an Depression oder Angstzuständen oder an Infektionen wie HIV-Aids zu erkranken. Auch das künftige Risiko für chronische Krankheiten wie Diabetes, Krebs und Herzleiden ist erhöht. Was würde man also unternehmen, wenn es eine solche Krankheit mit so schwerwiegenden Folgen gäbe? Tatsache ist, eine solche Krankheit existiert und sie nennt sich Gewalt gegen Kinder!"

James Mercy, Direktor des Zentrums für Gewaltprävention der Centers for Disease Control and Prevention in den USA

Interessant ist dann auch, dass offenbar immer mehr Politiker endlich merken und begreifen, was durch die Misshandlungen an Kinder für unermessliche Schäden/Leiden entstehen und dass Investitionen in die Prävention (Aufklärung) viel günstiger kämen und vor allem viel sinnvoller wären.

Die Hoffnung lebt!

Gruss
Mario

Sven Fuchs hat gesagt…

Hallo Mario,

das Zitat von James Mercy ist glatt etwas für meine Zitatleiste rechts im Blog!!
Ich versuche nächste Woche einmal den Beitrag hören, man muss sich da ja wohl anmelden.

Viele Grüße

Heike hat gesagt…


Hallo Sven,

gestern (1.3.) saß bei Lanz ein Ex-Salafist, der sagte, das Label sei egal (Rechtsextrem, Salafismus usw.), es ginge um das Muster. Diese Erkenntnis hat er durch die Aussteiger-Szene, in der er sich bewegt und in der alle möglichen Richtungen zusammenkommen.
Die Naivität von Lanz angesichts der gut bürgerlichen Herkunft des Betroffenen (Vater Polizist) war rührend.

Ich musste nur an den (ich glaube) Spiegel-Titel denken (anlässlich eines Amoklaufs): junge Männer sind die gefährlichste Spezie der Welt.

LG, Heike

Heike hat gesagt…

Hallo Sven, ich nochmal.

Du hattest mich nach dem Buch von Götz Aly gefragt (Warum die Deutschen? Warum die Juden?). Ich finde gerade den richtigen Strang nicht mehr, daher antworte ich hier.

Ich habe das Buch komplett gelesen, das ist aber schon ein paar Jahre her. Ich kann mich an die Thematisierung von Erziehungsstilen nicht erinnern, was nicht heißt, dass das in dem Buch nicht vorkommt. Allgemein kann ich sagen, dass die Gewährung von höherer Bildung in den jüdischen Elternhäusern bei mir als Wertschätzung des Nachwuchses ankam.

Wobei die Bildungs- und damit auch Erfolgserwartung durch das Elternhaus ja durchaus zweischneidig sein kann.
(Ich muss an folgenden Witz (sinngem.) denken: Treffen sich 2 jüdische Mamas, fragt die eine die andere: und was macht dein Sohn so? Antwort: Er ist Arzt für Allgemeinmedizin. Sagt die Erste: Na, ja, er war ja schon als Kind etwas langsam.)

Zu Aly möchte ich noch sagen, dass dies ein sehr interessanter Autor ist. Er forscht z.B. auch zur "Euthanasie" im NZ und setzt sich vehement für ein namentliches (!) Erinnern an die Opfer ein (z.B. durch Totenbücher, wie für Holocaustopfer selbstverständlich - und stößt damit auf Ablehnung. Selbst ein Sozialpsychiater wie Dörner hat sich nicht entblödet zu sagen: ach nein, das kann man nicht machen, wegen Datenschutz und die armen Angehörigen, die kann man doch nicht outen und bloßstellen usw.

Aly hatte herausgefunden, dass die Chance der Opfer, zu überleben, von der Anzahl der Besuche und dem Engagement der Angehörigen abhing. D.h. je weniger Engagement, desto sicherer der Tod.

An dieser Stelle möchte ich auch nochmal meine Anerkennung für Deinen Blog hier zum Ausdruck bringen. Ich finde, Du solltest einen Lehrstuhl für dieses Thema haben....... aber so weit ist die Welt wohl noch nicht.

LG, Heike

Sven Fuchs hat gesagt…

Hallo Heike,

lustig, ich habe Lanz gerade vor 3 Tagen geschrieben und angeregt, das Thema "Kindheit in Nah Ost" aufzugreifen + die Psychohistorie. Mal schauen.

Lehrstuhl für mich? Nein danke. Bin ich auch nicht für geeignet, da ich mich nur begrenzt für Themen interessiere und intellektuell meine Grenzen habe :-) Ich konzentriere mich auf das Wesentliche und das drückt mein Blog u.a. aus. Aber danke für die Würdigung :-)

Michael Kumpmann hat gesagt…

Lehrstuhl für Dich würde mir aber auch gefallen. Kann aber sein, dass die deutschen Unis sowas nie machen, weil die Psychohistorie stellenweise zu nah an der ursprünglichen Psychoanalyse ist und deshalb dem herrschenden Behaviorismus im Weg steht. Außerdem wird de Mause mit seiner zyklischen Geschichtsschreibung wahrscheinlich dem Progressivismus vieler deutscher Sozialwissenschaftler im Weg sein. (Mein Gefühl ist, seit den 60er Jahren dominiert in Deutschland das Marxistisch/Hegelianische Modell vom linearen Fortschritt. Die wollen denken, dass dank ihrer Arbeit wir es heute besser haben und in Zukunft es noch besser haben werden. De Mause impliziert aber, dass irgendwann alles wieder zusammenkracht und wir wieder bei den Barbaren landen werden.)

Außerdem gibt es noch eine gewisse Bewegung von sehr jungen Studenten, die die deutschen Unis in Richtung der amerikanischen "Analytic Philosophy" (also John Locke, Karl Popper etc.) ausrichten wollen und die Continental Philosophy der Europäer hart bekämpfen. Michael Klein und Heike Diefenbach sehe Ich da mit ihrem Blog "Sciencefiles" als Speerspitze.

Und die Psychohistory ist meiner Meinung nach auch ganz stark Continental Philosophy.

Deshalb sehe Ich für einen Lehrstuhl in Psychohistory eher Schwarz.

Michael Kumpmann hat gesagt…

Psychohistorie ist in Deutschland auch relativ unbekannt. Ich habe sehr viel Zeug aus Philosophie und Psychologie gelesen, was die meisten Leute nicht kennen. (z.B. Konrad Zuses philosophische Schriften, Julius Evola, der hier in Deutschland nur mal von CG Jung und Thomas Mann erwähnt wurde, den Personalismus etc.) Trotzdem hatte ich bis vor einem Jahr nur einmal eine Erwähnung von de Mause gefunden. Und das war in einer Fußnote bei Isaac Asimovs Foundation Romanen, wo drin stand, Asimov hätte sich ausdrücklich nicht auf de Mause bezogen.

Michael Kumpmann hat gesagt…

Ich selbst bin vor Kurzem vom Politmagazin "Eigentümlich Frei" übernommen worden. http://ef-magazin.de/autor/michael-kumpmann

Ich habe vor, irgendwann in Zukunft auch mal was über de Mause zu schreiben, weil das zu meinem Ansatz passt, dass "die Politik weg von Legalismus, Materialismus, Ethnie, Klassen etc. und hin zum menschlichen Dasein kommen soll".

Ich weiß nur nicht, in wie fern Ich den mal unterbringen kann. Momentan überlege ich mir, mal was zum Thema "Politische Ideologie und Zeitwahrnehmung" zu schreiben und dort auf die historischen Zyklen von Aristoteles und Oswald Sprengler einzugehen. Da würde Ich dann auch auf de Mause und Adorno eingehen müssen.

Zum Thema Kindererziehung werde Ich wahrscheinlich bald was veröffentlichen. Da werde Ich aber erstmal mich mit BF Skinner beschäftigen und seiner Ansicht, der Mensch sei beliebig formbar, was dann zu brutalen Methoden führte. (Siehe Ivar Lovaas und Mathew Israel).

Alice Miller macht ein Kollege von mir, der mit der Zeitschrift verbunden ist. Der schreibt aber keine Artikel, sondern hält Vorträge.

Heike hat gesagt…


Sven, zum Thema Lehrstuhl: ein Lehrstuhlinhaber für Psychiatrie und Chefarzt schrieb kürzlich in der SZ, dass die Ursachen für psychische Erkrankungen weitgehend ungeklärt seien.

Ich habe ihm geschrieben: entspricht das Ihrem Kenntnisstand? Sprechen Sie gelegentlich mit Ihren Patienten? Lesen Sie gelegentlich ein aktuelles Fachbuch?

Antwort: ja, das entspricht meinem Kenntnisstand. Was sind denn die Ursachen für Depression, Sucht und Schizophrenie?

Ich habe ihn dann kurz auf die neuesten Erkenntnisse der Traumaforschung, Bindungsforschung usw. hingewiesen.

Das muss man sich mal vorstellen!!!!!!!!!!!

Du siehst: man kann von begrenztem Interesse und begrenztem Intellekt sein und trotzdem einen Lehrstuhl haben.

Der EX-Salafist war übrigens ein deutscher Konvertit, nix Kindheit in Nahost.

LG, Heike

Sven Fuchs hat gesagt…

Ja, der fehlende Kenntnisstand in der psychiatrischen Zunft ist manches mal erschreckend. Ich selbst hatte in Hamburg einen Soziologieprof. der ein Seminar über Kindheit und Familie - dabei auch als Unterthema Kindesmisshandlung - durchgeführt hat - ca. 2003 - und mit Literatur aus den 70er und vor allem 80er Jahren arbeitete, unfassbar!!

Ich glaube aber weniger, dass der fehlende Intellekt das Problem dieser Leute ist, sondern dass ihnen eher der emotionale Zugang fehlt. Gerade psychiatrische Berufe werden vermutlich auch gerade Leute anziehen, die selbst ihre "guten Gründe" für diese Berufswahl haben, sprich eigene emotionale Verstrickungen.

Ich mache es übrigens sehr oft so wie Du, Heike, und schreibe die Experten einfach an, wenn sie öffentlich am Thema vorbeischreiben oder Kindheit ausblenden. Kürzlich bekam ich von zwei Fachleuten sehr positive Rückmeldung nach dem Motto "Da habe ich den Wald vor lauter Bäumen wohl nicht gesehen", das sind aber eher Ausnahmen.

Einmal schrieb ich zwei Dozenten an, weil die eine Studie mit inhaftierten Rechtsextremen gemacht haben und auch die Kindheit abfragten. Eine davon zitierte in zwei ihrer Arbeiten aus dieser Studie. Die Studie an sich wurde aber nie veröffentlicht, obwohl mit staatlichem Geld gefördert und auf einer Veranstaltung in Ostdeutschland vor Politikern besprochen. Auf Nachfrage beim Hauptprofessor bekam ich schon per mail richtige Rüffel und deutlich genervte Reaktion nach dem Motto (und ohne Anrede oder Verabschiedungsfloskeln) "Weisen sie sich erst mal aus, warum wollen sie überhaupt etwas über die Studie wissen? Sind sie denn Student bei mir?" Bis heute wurden mir keine Daten bzgl. der Studie zugesandt oder mir weiter geantwortet. Das entspricht nicht der offenen Forschung. Man erlebt vieles in dem Bereich, wirklich.

Euren Hinweis bzgl. dem Lehrstuhl nehme ich als symbolisches Kompliment. Ich bin aber stolzer Studienabbrecher, habe nicht einmal ein Diplom. Der Lehrbetrieb mit seiner Sprache und Regeln entspricht auch nicht meiner Natur. Ich bin und bleibe also Hobby-Forscher. (Mit einem Blog, der googel bzgl. dem Thema dominiert :-) )

Michael Kumpmann hat gesagt…

Traumaforschung hat meiner Meinung nach deutliche Lücken. Es wird zwar immer gesagt: Ach ja, dieser Gewalttäter ist in seiner Kindheit misshandelt wurden etc.

Was aber fehlt ist: Welche Art von Misshandlungen führt zu Shizophrenie, Depression oder Gewalttätigkeit

Das ganze traumatologische Modell ist kein Prädiktives Modell. Und deshalb sind die Ursachen psychischer Krankheiten unklar, weil eben nicht klar ist, warum manche Leute Shizophren werden und andere Leute andere Symptome besitzen.

Michael Kumpmann hat gesagt…

Ach ja, kurz was Anderes: Hab vor Kurzem dieses Buch zum Thema 9-11 entdeckt, wo der Autor sich auch dem Bereich Psychohistory zuordnet. Der bringt da teilweise erstaunliche Parallelen zum Vorschein. z.B. nannten die USA das Ziel der Atombombenabwürfe in Japan "Ground Zero" http://www.amazon.com/Deaths-Dream-Kingdom-American-Psyche/dp/0745324681#reader_0745324681

Sven Fuchs hat gesagt…

"Was aber fehlt ist: Welche Art von Misshandlungen führt zu Shizophrenie, Depression oder Gewalttätigkeit"

Das ist genau das, was nie eindeutig zu klären sein wird. Es kommen zu viele Faktoren dazu (Geschlecht, Kultur, Milieu, Gene, Persönlichkeit des Kindes, Umfeld, "helfende Zeugen" usw. usf.)

Zudem wandeln sich ja auch die Folgen teils und/oder überschneiden sich. Ein Mörder wird später vielleicht depressiv und bringt sich um. Ein Depressiver wird vielleicht - unter den Bedingungen des NS-Regimes - irgendwann zum Mörder. Ein anderer drückt seinen Hass im "Fressen" auf, bläht quasi seinen Körper immer mehr auf (bindet darin symbolisch seinen Hass) und kann dadurch psychisch normal wirken. Wenn er zur Diät gezwungen wird, wird sich der unverarbeitete Hass eine andere Ausdrucksform suchen usw.

Man muss eine destruktive Kindheit wohl eher symbolisch als eine "Vergiftung der Seele" begreifen. Dieses Gift wirkt auf jeden Fall, nur unterschiedlich. "Entgiftungen" sind dann z.B. Therapien aber auch glücklich machende Lebensumstände wie eine gesunde Partnerschaft oder Vertrauen zu Freunden.

heikophilo hat gesagt…

Patricia Crittenden hat ihr Leben lang erforscht, wie das Erleben von Gefahr sich in der weiteren Entwicklung auswirkt. Da lassen sich schon gewisse Zusammenhänge von Störungen mit Erlebnissen finden. Hier ein Vortrag von ihr.
http://www.bps.org.uk/system/files/images/crittenden_kn_presentation_0.pdf

Heike hat gesagt…


Sven, ich bin davon überzeugt, dass es im individuellen wie auch kollektiven Unterbewussten ein überaus mächtiges Bedürfnis gibt, die Eltern als "gute Objekte" zu erhalten. Anders kann man es nicht erklären, dass Psychiater, die sich ihr Berufsleben lang die Horror-Lebensgeschichten ihrer PatientInnen anhören, von nix was wissen. (Persönliche Defizite kommen da sicher dazu).
Anders kann man sich auch den lächerlichen Kinderschutz in diesem Land nicht erklären und vieles mehr.

Die Erkenntnisse sind da, aber es folgen daraus keine Konsequenzen.

Eine destruktive Kindheit ist keine symbolische Vergiftung, es ist eine reale!! Es gibt umfangreiche Studien, die in bildgebenden (MRT) und anderen Verfahren zeigen, d.h. beweisen können, welche Hirnareale geschädigt werden und welche Folgen das hat.
Das bedeutet, Traumatisierungen sind zelltoxisch!!
In dem Buch "Trauma und Persönlichkeitsstörungen" aus dem Schattauer-Verlag wird diese Gehirnzellschädigung mit den Folgen von Mangelernährung oder dem Ausgesetztsein von giftigen Substanzen verglichen!!

Ich war übrigens selbst Patientin auf der Station in Göttingen, als Prof. Sachsse dort seine MRT-Studien gemacht hat. "Die Röhre" war für meine Mitpatientinnen nicht leicht zu bewältigen.

Es geht um schwere (sexueller) physischer Gewalt oder psychische Misshandlung, die immer auch in einem bindungs- und beziehungstraumatischen Zusammenhang stattfindet.
Welche Richtung (Diagnose) die Erkrankung nimmt, hängt wohl von mehreren Faktoren ab (z.B. protektiven Faktoren und der von mir weniger geschätzten (Epi-)Genetik). Und natürlich auch, welche Ausdrucksformen eine Kultur bereitstellt. Vor Napoleon, wird sich niemand als Napoleon dargestellt haben - logisch.

Ich war jahre-/jahrzentelang als Patientin in der Psychiatrie unterwegs und was Jens Söring über seine Knastkollegen sagt, kann ich von meinen MitpatientInnen sagen: alle, ausnahmslos alle ..........

Ich habe von Deinem ambivalenten Verhältnis zur Wissenschaft gelesen. Ich kann das verstehen, aber ich könnte mir auch vorstellen, dass Du Dich da unterschätzt. Das akademische, universitäre Milieu ist ja ein ziemlich spezielles.....

Mir hat meine Erkrankung die Karriere verhagelt, ich bin bis in ein Graduiertenkolleg gekommen. Fast alle KollegiatInnen sind heute ProfessorInnen. Sehr traurig für mich.

@ Michael: Du bist leider nicht auf dem neuesten Stand.

LG, Heike

Anonym hat gesagt…

Hallo Sven, hallo Heike

Susan Forward hat ein Buch geschrieben mit dem Titel "Toxic Parents: Overcoming Their Hurtful Legacy and Reclaiming Your Life", welches im Deutschen unter dem Titel "Vergiftete Kindheit" erschienen ist.

Auf dem Buchrücken heisst es: "Millionen von Menschen erleben ihre Kindheit als Alptraum, der sie auch als Erwachsene nicht loslässt. Mangelndes Selbstwertgefühl und latente Aggressionen sind häufig die Folgen. Susan Forward will mit ihrem Buch helfen, den düsteren Schatten der Vergangenheit zu entkommen und endlich zu sich selbst zu finden.“

Ich selbst hatte eine sehr vergiftete Kindheit bzw. sehr giftige Eltern und eine der Folgen war und ist, dass ich im alltäglichen Leben tatsächlich immer wieder das Gefühl hatte und manchmal noch habe, vergiftet zu werden (vor allem durch Nahrungsmittel oder Spülmittel am Geschirr).

Schöne Grüsse
Mario

Sven Fuchs hat gesagt…

Ja, an das Buch "Vergiftete Kindheit" (was ich natürlich kenne :-) ) hatte ich auch gedacht. Und natürlich ist "symbolisch" untertrieben, die Vergiftung ist real. Dazu passt, was deMause bzgl. der Suche nach Feinden als "Giftcontainer" meint. Das "Gift" wird kurzzeitig entlastend nach außen gebracht, wenn andere Menschen verletzt werden.

Und ja, es gibt Schäden durch eine vergiftete Kindheit, die sich nicht wieder beheben lassen. Das müssen die Betroffenen dann für sich betrauern und akzeptieren.

Mir ist zum Thema "Veränderung der Folgeschäden" noch etwas eingefallen aus meiner ZIVI-Zeit in einer Drogentherapie. Ein Patient bekam nämlich eine schwere Psychose. Die Drogen hatte er nicht mehr. Zudem wurde er in der Therapie mit seiner Kindheit konfrontiert. Für ihn war das zu viel. Und, weg war er. Für seine Psyche eine Lösung. Das ist wie mit dem "Dicken", der eine Diät macht und sein Grundthema nicht verarbeitet hat, danach wir eine neue Störung auftauchen.

Sven Fuchs hat gesagt…

Noch mal zu Michael.

Letztlich ist es doch auch egal, was wie zu welchen Störungen führt. Wenn man darum weiß, dass Kindesmisshandlung in ihren vielfältigen Ausdrucksform doch alle betroffenen Kinder schädigt und Wahrscheinlichkeiten (darum geht es doch !) für z.B. Gewaltverhalten, Sucht, psychische Störungen usw. deutlich erhöht, dann muss man präventiv gegen Kindesmisshandlung angehen. Punkt.
Und wenn jemand eine Störung entwickelt hat, kann es ihm letztlich auch egal sein, ob es nun die 160 Schläge oder sexuelle Missbrauch des Onkels oder die verbale Demütigung der Mutter war, die den Ausschlag für die eine Folgeerscheinung gab (was nicht heißt, dass man diese Erfahrungen nicht bearbeiten sollte). Die Schädigung ist da, damit muss man erst mal leben und das beste - trotz allem - draus machen.

Michael Kumpmann hat gesagt…

http://www.cracked.com/personal-experiences-2188-my-parents-paid-rehab-camp-to-abuse-me-5-dark-realities.html

Artikel zum US Erziehungssystem. Diesmal wieder der Einfluss von Behavioristen.

Michael Kumpmann hat gesagt…

http://ef-magazin.de/2016/03/13/8564-behaviorismus-gender-und-andere-hirnwaescher-skinners-erben

Mein erster Artikel zum Thema Erziehungssysteme und Kindesmisshandlung. Ich hab mich hier mit dem Thema der Behavioristen auseinandergesetzt. Meine These ist, wer glaubt, man könne Kinder beliebig formen, und menschliche Natur, Freier Wille etc. seien nur Störfaktoren, ermöglicht am Ende Gewaltexzesse gegen Kinder, weil diese Überlegung, man könne den Menschen beliebig formen, keine Toleranz gegenüber Normabweichungen erlaubt.

(Die Gender Theorie kritisiere Ich im Artikel auch, weil Ich stark der Meinung bin, das ist am Ende Behaviorismus durch die Hintertür, und Gender arbeitet eigentlich nach exakt den selben Prinzipien. Auch Gender geht eigentlich vom beliebig sozial konstruierbaren, ohne Natur geborenen Menschen aus.

Ich frage mich auch, ob Freiheit mit der Idee fester, standardisierter Bildungspläne vereinbar ist und kontrastiere das mit der Idee der Existentialist Education, die davon ausgeht, dass der Wille und das Wohl des Kindes bei der Erziehung und Bildung die Hauptrolle spielen sollte, und kein von Oben herab verordneter Bildungsplan. )

Michael Kumpmann hat gesagt…

http://www.news4teachers.de/2016/02/internationaler-vergleich-nirgends-sonst-gehen-kinder-so-ungern-zur-schule-wie-in-deutschland/

Eine neue Studie hat ergeben, Deutschland gehört zu den 3 Ländern weltweit, wo die Kinder am Meisten Gewalt in der Schule erleiden müssen, und Deutschland ist das Land, wo die Schule die Kinder am Unglücklichsten macht.

Sven Fuchs hat gesagt…

Hallo Michael,

hmmm also ich glaube, dass diese Studie zwangsweise kaum vergleichbare Daten hervorbringen kann. Ich stelle mir vor, dass in Äthiopien der Schulbesuch das größte Glück für die Kinder und ihre Familien ist. Verbunden mit großen Hoffnungen und verbunden mit finanziellen Belastungen (Investitionen) für die Schulbildung der Kinder. Diese SchülerInnen in ihren Emotionen zur Schule mit den "Wohlstandskindern" in Deutschland zu vergleichen, ist fragwürdig.

Zweiter Gedanke: Kritisches Denken und Kritik an Erwachsenen ist - das unterstelle ich jetzt - sowohl in Äthiopien wie auch Algerien (in dem Land wurde ja auch befragt) nicht erwünscht, um es milde auszudrücken. Ich unterstelle, dass deutsche Kinder durchaus kritischer sind und somit sich auch trauen, Schule und Lehrkräfte deutlicher zu kritisieren.

3. Kürzlich sah ich einen Bericht über die Schule in Syrien (vor dem Krieg). Das war ein unglaublicher Drill, Gleichmachung, strenge und Disziplin + Erziehung zur Führerverehrung. In dem Bericht wurde deutlich gesagt, dass syrische Kinder nur an einer Stelle frei sind: auf dem Schulweg zwischen Elternhaus und Schule... Algerien ist ein anderes Land. Ich denke aber schon, dass auch dort Schule real weit aus weniger demokratisch ist, als hierzulande.

4. Sogenannte "Raufunfälle" an deutschen Schulen sind seit Jahren deutlich rückläufig. Sprich gewaltbedingte Verletzungen von Schülern nehmen ab. Siehe Daten z.B. hier. http://www.dji.de/fileadmin/user_upload/jugendkriminalitaet/Zahlen_Daten_Fakten_Jugendgewalt_Jun_2015.pdf auf Seite 5.

Michael Kumpmann hat gesagt…

http://www.economist.com/news/special-report/21688587-young-single-idle-males-are-dangerous-work-and-wedlock-can-tame-them-men-and-mayhem

Dieser Artikel hat einige interessante Fakten zum Thema Kriegsursachen auf Psychologischer Ebene. Besonders Interessant finde Ich folgende Überlegung: Krieg bietet für Leute, die sich auf der Verliererseite fühlen, die Hoffnung, dass "Erfolgreichere Rivalen" am Ende unter den Kriegsopfern sind. Also die Hoffnung, dass erfolgreichere Gegner durch ein Geschichtsereignis aus dem Weg geräumt werden, weil diese Leute sich selbst als zu Schwach empfinden, die Rivalen selbst zu "besiegen".

Michael Kumpmann hat gesagt…

Hab gerade ein extremes Indiz dafür gefunden, dass Du recht haben könntest, dass das Phänomen der Ashkenazi Intelligenz an der Erziehung liegt. Scheinbar haben Communities von sehr religiösen Juden in Israel eine sehr niedrige Rate von Gewalt und Kriminalität, weshalb es sich als erfolgreiche Resozialisierungsmaßnahme erwies, wenn man verurteilte Straftäter von solchen Gemeinschaften und "Großfamilien" aufnehmen ließ.

https://www.questia.com/library/3413735/reform-through-community-resocializing-offenders
http://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1300/J076v44n01_01

Sven Fuchs hat gesagt…

Michael,

na das Thema treibt Dich aber um.
Nur kurz: Ich lese deine Links so, dass die Straftäter nicht in eine streng religiöse Familie kamen, sondern in ein Kollektivsystem (Kibbuz). Mich wundert es gar nicht, dass die Leute dort weniger straffällig wurden. Arbeit, feste Strukturen und Tagesabläufe, Kollektivbesitz, Gemeinschafserleben usw.
Es gibt diverse "Systeme", die Destruktivität "binden". Z.B. auch kirchliche Gemeinschaften in Deutschland, Vereine usw. Das bedeutet aber nicht, dass die innere Destruktivität verpufft, sie wird nur "gebunden", was ja im Grunde erst einmal auch gut ist, solange die "Bindung" anhält.

Michael Kumpmann hat gesagt…

Ich hab das nur Zufällig entdeckt. Mir hat jemand empfohlen, einen Dokumentationsfilm zu gucken, wo es über um eine politisch linke "Silicon Valley Philosophie" ging. Den Film hatte Ich mir eben angeguckt, und da direkt das Entdeckt, weil dies in diesem Film erwähnt wurde. Das war also purer Zufall.

Michael Kumpmann hat gesagt…

Mein nächster Artikel für Eigentümlich Frei wird sich unter Anderem um Lloyd de Mause und die Psychohistorie gehen. Ich bin dafür dabei, Geschichtstheorien der politischen Linken, Rechten und Liberalen auf einen gemeinsamen Nenner hin zu untersuchen und bestimmte "Diskussionstrends" zu bewerten. Da beim Thema "Religiöser Traditionalismus" diese Gruppen von strenggläubigen Juden die Erfolgreichsten sind (selbst, wenn die ein fortschrittliches Erziehungssystem nutzen. Die sind trotzdem deutlich traditionsbewusster als Christen und die meisten Asiaten. ), muss Ich die immer ein wenig im Hinterkopf behalten. Deshalb ebbt da mein Interesse an denen nicht ab.

(Komischerweise sind diese Juden scheinbar bei den Traditionalisten die "zivilisatorisch Erfolgreichsten" und die Islamische Kultur mit die zivilisatorisch Erfolgloseste.)

Jedenfalls dazu, meine bisherige Erkenntnis ist, sowohl wirtschaftlicher Erfolg als auch kulturelle Leistungen hängen massiv vom "psychischen Zustand" einer Gesellschaft ab.

Wer kulturell und wirtschaftlich Erfolgreich sein will, muss eine bestimmte "Selbstwirksamkeitserwartung" und Langzeitorientierung haben. Untergehende Kulturen haben aber vorherrschend ein Gefühl von Kontrollverlust, "ausgeliefert sein gegenüber zuknftigem Leid" etc. Dieser psychische Zustand wirkt sich auf alle Bereiche aus, von Religion über Korruption bis hin zu Wirtschaft und Währungspolitik.

Scheinbar sind Kulturen, die Untergehen, irgendwie massenhaft psychisch Krank. Und vom wirtschaftlichen her scheinen Untergänge von Kulturen meistens von jeweiligen Herrschern mit völliger Absicht ausgelöst worden zu sein. Kulturen sterben scheinbar meistens nicht an Mord, sondern an kulturellem Selbstmord.

Bin noch nicht fertig, aber das, was Ich bisher als Erkenntnisse gewonnen habe, gruseln mich ehrlichgesagt massiv.

(Zwar kann es sein, dass Ich momentan selbst psychisch angekratzt bin, und manche Dinge deshalb sehr drastisch sehe, aber trotzdem ist das mehr als Gruselig.)

Michael Kumpmann hat gesagt…

Religiöse Tradition scheint aber meiner Erkenntnis nach erstmal einen positiven Effekt auf eine Zivilisation zu haben. Durch Religion werden die Leute angeleitet, weit über ihren eigenen Tod hinaus zu planen. Dies sorgt, wie Hans Hermann Hoppe richtig erkannte, erstmal für "Reichere Kulturen". Nur an irgendeiner Stelle schwappen Kulturen ins Gegenteil und es entwickelt sich zu einer extremen Kurzzeitorientierung, wo man den geschaffenen Reichtum bewusst vernichtet.

Seltsamerweise entspricht das, was ökonomisch als extreme Kurzzeitorientierung definiert ist, emotional sehr stark dem emotionalen Zustand von blanker Verzweiflung.

Michael Kumpmann hat gesagt…

Damit das mit der Langzeitorientierung besser verständlich ist: J.R.R. Tolkien hat am Herrn der Ringe 32 Jahre lang gearbeitet. Das ist fast ein Drittel eines durchschnittlichen menschlichen Lebens. Diese Zeit, die er daran schrieb, hätte Tolkien für schneller Geld bringende Arbeiten nutzen können. Und wenn der Herr der Ringe gefloppt wäre, oder durch ein Feuer etc. die Aufzeichnungen vernichtet worden wären, hätte Tolkien einen massiven Verlust von Investition befürchten müssen. (Allein schon die Arbeitszeit sind Opportunitätskosten.)

Damit man dieses Risiko eingeht, braucht man psychisch eine hohe Selbstwirksamkeitserwartung. Man muss etwas anfangen und die Hoffnung haben können, dass dies in 30 Jahren Ertrag bringt. Ein traumatisiertes Kind, was nicht in der Lage ist, ins eigene Können zu vertrauen, wäre zu so etwas nicht in der Lage.

Und wenn Religion ins Spiel kommt, wird es noch extremer. Die Leute, die Kirchen bauten, mussten darauf vertrauen, dass die 4. oder noch spätere Generation ihr Werk fertig macht. Und genau für sowas hilft Religion, weil das die Zeitplanung noch weiter verschieben kann.

Sven Fuchs hat gesagt…

Ich habe schon überlegt, ob ich einen Beitrag zum Thema "Regretting Motherhood" schreiben soll, weil mich die Diskussion aufregt. Jetzt hat mir Harald Martenstein das Ganze quasi abgenommen. Unter dem sehr gelungenen Titel "Über die Kinder bereuender Mütter" (http://www.zeit.de/zeit-magazin/2016/14/harald-martenstein-regretting-motherhood-mutter-kind-beziehung#comments) hat er kurz und knapp einen wunderbaren und lesenswerten Kommentar zum Thema geliefert. Mensch lese selbst.

Michael Kumpmann hat gesagt…

Regretting Motherhood ist ein weiterer Grund, warum Ich diesen politischen Gruppierungen organisierte Verantwortungslosigkeit vorwerfe. Diese Leute wollen alles tun und lassen, aber jegliche Pflichten und Verantwortung für Andere schön abgeben. Und wenn die Verantwortung für ihr Handeln übernehmen müssen, sind diese Leute dann natürlich mal wieder angeblich so schrecklich unterdrückt.

Und Kinder sind für diese dekadenten Gestalten nur Mittel zur eigenen Selbstverwirklichung.

Das fing aber schon weitaus früher an, z.B. mit Engels Unsäglichem Begriff der "Reproduktionsarbeit"

Michael Kumpmann hat gesagt…

Ich würde es Gut finden, wenn Du darüber schreiben würdest.

Ich gebe es aus meiner Erfahrung zu: Ich hab wirklich das Gefühl, ich hab meiner Mutter durch meine Existenz leider das Leben ruiniert. Auch Optisch. So eine Veränderung, wie sie meine Mutter durchmachte, ist echt unnormal. Und das geht über die normalen Folgen von Schwangerschaft weit hinaus. Ich muss ehrlich zugeben, als Ich Bilder von meiner Mutter sah, bevor ich auf der Welt war, hat mich das echt gegruselt hoch 10.

Ich hab mich auch echt gefragt, was ich der durch meine bloße Existenz wohl angetan haben muss. (Ich weiß auch, ich bin nicht allein Schuld an der Situation. Das liegt unter Anderem auch an meinem Vater, der sich für seine Familie am hintersten Kaff in der Walachei ein Haus kaufte und damit effektiv dafür gesorgt hatte, dass meine Mutter, die keinen Führerschein hatte, von der Zivilisation abgeschnitten war, was den in seiner Egozentrik aber nicht kümmerte. )

Mitleid habe Ich mit Ihr ehrlichgesagt nicht mehr. Die hat zu mir mal gesagt, ihr größtes Vergnügen sei es, mir Weh zu tun. Damit hat die jedes Recht auf Mitleid komplett verwirkt.

Ich weiß, es ist ein schlechtes Gefühl, wenn das eigene Kind behindert ist, aber auch wenn Ich das Gegenteil eines Wunschkindes war. Mit mir hätte man auch arbeiten können, sodass ich ein würdiger Stammhalter hätte sein können.

So haben meine Eltern aber definitiv erreicht, dass alles, was sie aufgebaut haben und was ihre Großeltern und die Generationen davor aufbauten, unwiderbringlich weg sein wird, sobald Ich sterbe. Ich war nämlich ein Enzelkind und bin der letzte in der Erbfolge. Mich hat aber nie jemand geliebt und mich wird auch nie jemand lieben können. Deshalb werde Ich selbst Kinderlos bleiben müssen. Dumm gelaufen, aber Pech gehabt.

Sven Fuchs hat gesagt…

Interessante Forschungsarbeit: "Nicht nur Bomben, auch Nazi-Erziehung traumatisierte Kinder" http://evangelischesfrankfurt.de/2014/07/nicht-nur-bomben-auch-nazi-erziehung-traumatisierte-kinder/

Kriegserlebnisse und vererbte Traumata wurden in den letzten Jahren viel öffentlich diskutiert. Das Zusammenspiel von Kriegstrauma und Kindheitstrauma auf Grund destruktiver Erziehung wurde dagegen kaum beachtet. Ebenfalls kaum besprochen wurde, was mit den Kindern/Menschen ist, die als Kind liebevoll und gewaltfrei aufgewachsen sind und dann Kriegserfahrungen machten. Wie haben sie den krieg verarbeitet? Evtl. besser als die, die schon durch Eltern traumatisiert wurden? Die genannte Studie scheint auch da in ihrem Rahmen anzusetzen. Alles sehr interessant.

Anonym hat gesagt…

Zum Thema "Regretting Motherhood" erschien in der Schweiz, im "Beobachter" in diesen Tagen ebenfalls ein Artikel darüber mit einem Interview mit der israelischen Soziologin Orna Donath:

http://www.beobachter.ch/familie/kinder/artikel/mutterschaft_dieser-druck-kinder-lieben-zu-muessen/

Gruss
Mario

Anonym hat gesagt…

"Der noch immer gebräuchliche Begriff des "sexuellen Missbrauchs" ist deshalb problematisch, weil er suggeriert, es könne - als Gegenteil von "Missbrauch" - einen "Gebrauch" von Menschen geben. Gleichwohl findet er in der Literatur weiterhin Verwendung, zumal im englischsprachigen Raum der Begriff "abuse" für alle Formen körperlicher, sexueller oder emotionaler Misshandlung uneingeschränkt benutzt wird. Der besser geeignete Begriff "sexualisierte Gewalt" unterstreicht, dass auch dann, wenn eine sexuelle Handlung durch Verführung und ohne Anwendung oder Androhung von physischer Gewalt geschieht, in einem umfassenderen Sinne eine gewaltsame Interaktion vorliegt."

Siehe Seite 27, Fussnote 1, im Buch "Trauma und Persönlichkeitsstörungen" von Wolfgang Wöller.

Grüsse
Mario

Michael Kumpmann hat gesagt…

http://ef-magazin.de/2016/04/15/8792-oekonomische-betrachtungen-zur-geschichtsphilosophie-wie-inflation-kulturen-zerstoert

Bei Eigentümlich Frei ist heute mein Artikel über de Mause, Sprengler, Evola, Adorno etc. erschienen.

Johanna hat gesagt…

Hallo Sven, bin durch Zufall auf deinen Blog gestoßen, dessen Thema auch meins ist. Habe diverse Hausarbeiten und teilweise auch meine Diplomarbeit damit verbracht. Alice Miller habe ich auch sehr lange verehrt... aber wie so oft bei Menschen, die sich leidenschaftlich voll und ganz einem Thema widmen, mußte ich feststellen, dass sie mehr als einen blinden Fleck bzgl. des Themas Kindesmißhandlung hatte...
Kennst du das Buch von ihrem Sohn? Falls nicht hier ein Link http://www.verlag-kreuz.de/buecher/details?k_tnr=61168
LG Johanna

Michael Kumpmann hat gesagt…

Sven kennt dieses Buch und hat es auf der Seite schon in mehreren Artikeln besprochen. u.A. hier: http://www.kriegsursachen.blogspot.de/2013/10/martin-miller-das-wahre-drama-des.html

Sven Fuchs hat gesagt…

Tagungsbericht "Zucht und Ordnung: Gewalt gegen Kinder in historischer Perspektive":

http://www.hsozkult.de/conferencereport/id/tagungsberichte-6499

Anonym hat gesagt…

Long Term Physical Health Consequences of Adverse Childhood Experiences

Prepared for the 2014 Annual Meeting of the Population Association of America
Boston, MA

http://paa2014.princeton.edu/papers/140160

Michael Kumpmann hat gesagt…

ist das neu oder gehört das zur bekannten ace studie?

Anonym hat gesagt…

Heute erschien in der Schweiz auf 20Minuten-online ein Artikel mit der Überschrift "Die Ohrfeige für Kinder soll verboten werden". Im Schweizer Parlament debattieren Politiker zu diesem Thema..., einmal mehr. Und wie üblich finden die "Rechten" Gewalt gegen Kinder nicht so schlimm und verharmlosen sog. Erziehungsmassnahmen mit Gewalt.

Ich kann solche Politikeraussagen fast nicht mehr lesen. Sie machen mich sehr wütend. Ebenso wie die vielen Kommentare zum Artikel, die Gewalt gegen Kinder ebenfalls verharmlosen, relativieren und bagatellisieren, da sie noch immer mit ihren Eltern/Erziehrn identifiziert sind und diese idealisieren, ja zuweilen gar glorifizieren. Ihr Zugang zu den eigenen, wahren Gefühlen und Empfindungen ist total verschüttet.

Der mit den meisten Daumen nach oben hat geschrieben:
"Ich bin für die wenige Ohrfeigen meiner Eltern sehr dankbar. Ihr habt keine Ahnung was ihr mit dieser Gesellschaft anstellt."

Der Schreiber und die ihm Zustimmenden haben noch nicht gemerkt, dass gerade solche Aussagen davon zeugen, welch' schlimme Auswirkungen Schläge bei Kindern haben.

http://www.20min.ch/schweiz/news/story/Die-Ohrfeige-fuer-Kinder-soll-verboten-werden-20113082

Grüsse
Mario

Anonym hat gesagt…

Frage von Michael Kumpmann: "ist das neu oder gehört das zur bekannten ace studie?"

Die bekannte ACE-Studie (vrmtl. ist die von Felitti/Anda gemeint?) hat mittlerweile - zum Glück! - wenigstens in den USA weitere Nachfolger gefunden. Die hier verlinkte Studie ist - wie geschrieben - für eine Jahrestagung 2014 zusammengestellt worden, und entspricht einer Meta-Studie, d.h. sie führt die aktuellen Forschungsstände verschiedener ACE-Studien zusammen. Besonders macht sie, dass sie nicht nur allgemeine Zusammenhänge zwischen ACEs und späteren Krankheiten feststellt, sondern dass sie BESTIMMTE ACEs BESTIMMTEN FOLGEN zuordnet:

"This is important because we found that the associations between ACEs and adult health outcome were not universal; some ACEs were associated with certain health outcomes but not others.


Experiencing childhood physical abuse was significantly and substantively associated with worse self-rated health and increased odds of diabetes, heart attack, heart disease, and functional limitations;

parental divorce was associated with increased odds of all but a diabetes diagnosis;

verbal abuse, sexual abuse, living with someone who was depressed, and living with someone who abused alcohol were all associated with worse self-rated health and increased odds of a functional limitations; sexual abuse was additionally associated with increased odds of diabetes;

living with someone who abused drugs or who had been incarcerated was associated with increased odds of a heart attack and a functional limitation;

living with someone who had been incarcerated was additionally associated with increased odds of heart disease;

witnessing parental domestic violence was only significantly associated with increased odds of diabetes."

(S. 26)

Insofern handelt es sich hier tatsächlich um mehr als "die bekannte ACE Studie"! Auf jeden Fall lesenswert!

Anonym hat gesagt…

Findings from the 1958 British birth cohort study (2013):

Adverse childhood experiences and physiological wear-and-tear in midlife: http://www.pnas.org/content/112/7/E738.full

Childhood adversity as a risk for cancer: https://hal.archives-ouvertes.fr/inserm-00868744/document

Michael Kumpmann hat gesagt…

Ah, Danke.

Sven Fuchs hat gesagt…

Danke auch für diese wichtigen Infos bzw. Links!!

Übrigens wird in Deutschland gerade die Befragung von 200.000 Menschen durchgeführt (http://nako.de/). Ich habe Verantwortliche angeschrieben und es werden auch Daten bzgl. kindlicher Traumatisierung erfragt (die ACE Studien sind denen ebenfalls bekannt). Dafür nutzen sie den "Childhood Trauma Screener".

Ich bin nicht auf dem aktuellen Stand des Projektes, die Ergebnisse werden aber sicherlich interessant sein.

Anonym hat gesagt…

Bzgl. der Ergebnisse der NAKO-Studie:

Das kann noch dauern...

"Die Studie erstreckt sich über einen längeren Zeitraum. Zwischen 2014 und 2018 werden die Erstuntersuchungen vorgenommen. Nach 4-5 Jahren erfolgt eine identische Folgeuntersuchung, um zu sehen, ob und was sich in der Zwischenzeit verändert hat. Alle 2-3 Jahre wird den Studienteilnehmenden ein Fragebogen zugesandt mit der Bitte diesen auszufüllen und zurückzusenden."

Sven Fuchs hat gesagt…

Falls es nicht gleich auffällt, ab sofort kann mein Blog komplett in alle Sprachen übersetzt werden, die googel anbietet. Die neue Funktion findet sich oben rechts.
Die Übersetzung ist nicht perfekt, aber einigermaßen ok, zumindest in englisch. Die Grundinfos kommen gut rüber.

Wer also dänische, chinesische oder türkische Freunde hat: Gerne weitersagen!

Heiker hat gesagt…


Neues zum Thema Salafisten:

http://www.spiegel.de/panorama/justiz/duesseldorf-salafist-wegen-misshandlung-seiner-familie-verurteilt-a-1090680.html

Heike hat gesagt…


Warum ist da immer ein r am Ende meines Namens, obwohl ich Heike eingebe?

Neuer Versuch:

Aha, das r ist eine automatische Korrektur, weil ich mich einmal vertippt habe......

Michael Kumpmann hat gesagt…

Vielleicht wäre dies auch wichtig für deine Recherche: Weil ich mich momentan näher mit Architektur beschäftige, fiel mir das besonders ins Auge.

Bei sehr vielen berühmten Architekten und Künstlern existiert ein extremer Hass auf die Gegenwart. Nicht nur Marinetti, sondern auch die deutschen Architekten Hilbersheimer und Le Corbusier, der, als er Paris umbauen sollte, ernsthaft vorschlug, im Voisin Plan ganz Paris (notfalls gegen die Bewohner) komplett niederzureissen und von Grund auf neu zu bauen. Haussmann fällt da in eine sehr ähnliche Tendenz, der das bei Paris sogar teilweise durchgezogen hatte. (Der Boulevard Haussmann war ein solcher Neubau z.B..)

(Es geht übrigens meistens nicht um die Zerstörung der Vergangenheit. Marinetti z.B. war zu meiner Überraschung mit Julius Evola befreundet, der die "glorreiche Vergangenheit" wiederherstellen wollte. Die hätten sich nicht so gut verstanden und nicht zusammen gemalt, wenn die beiden vollkommen entgegengesetzte Ziele gehabt hätten.)

Es ist seltsam, dass bei vielen Künstlern ein radikaler, brutaler Hass auf die Gegenwart vorhanden ist, und dass man an der Zerstörung dieser Gegenwart arbeitet. Und in der Regel ist das für die Hausbewohner keine Utopie, sondern eine Horrorvorstellung, die Gegenwart zu zerstören.

Die Frage ist, ist das nur künstlerischer Gestaltungswille oder steckt hinter der Wut auf die Gegenwart möglicherweise mehr?

Michael Kumpmann hat gesagt…

Natürlich muss in dem Zusammenhang das Projekt Welthauptstadt Germania erwähnt werden, wo Albert Speer ja die Zerstörung Berlins bejubelte, obwohl das eigentlich die eigene Niederlage bedeutete. (und jedem Rational denkenden Menschen hätte klar sein müssen, dass wenn die Alliierten Berlin in Schutt und Asche legen können, die Möglichkeit eigentlich gestorben war, im Namen des Führers die Stadt neu aufzubauen. )

Michael Kumpmann hat gesagt…

Hab gestern was Interessantes gefunden: Schonmal von r und k Strategien gehört? Scheinbar überall im Leben (also auch im Tierreich) gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Aufwand, den Eltern in die Kindererziehung investieren und der Möglichkeit der Kinder, selbstständig zu leben und in schwierigen Umgebungen zu überleben. Kinder, die eine bessere Erziehung genossen, sind eher bereit, anderen Leuten zu helfen.

Das ist nicht nur unterschiedliche Spezies, sondern auch innerhalb von Spezies. (z.B. bei Gürteltieren kann beides auftreten.)

"Schlecht erzogene Tiere" wie Insekten, Ratten etc. werden Parasiten, die nichts leisten, nicht in Kinder investieren, schwach werden, Umwelt zerstören etc. wärend "gut erzogene Tiere" wie Wölfe, Hunde, Löwen etc. hohe Gruppenloyalität haben, Intelligenter werden und besser mit gefährlicheren Umgebungen zurecht kommen.

Das ist eine interessante These, die den Effekt von Erziehung noch mal extrem generalisiert und erweitert. Das kann auch belegen, dass es eine Beziehung zwischen Erziehung und Umweltzerstörung geben kann.

Sven Fuchs hat gesagt…

Bzgk. der Tiere:

Mir ist keine Spezies bekannt, die eine so lange Kindheitsphase hat, wie der Mensch. Das an sich macht uns anders. Und das an sich macht auch deutlich, dass die Kindheit die zentrale Phase im Leben eines Menschen ist, die die Weichen stellt und die die psychische Evolution massiv beeinflusst.

Nebenbei bemerkt wundere ich mich immer, dass in der Öffentlichkeit so etwas wie eine traumatische Erfahrung anerkannt ist und man ungefähr weiß, was das heißt und was das für Folgen haben kann. Wenn z.B. ein Journalist 6 Wochen lang entführt wird, gefoltert wird und dann frei kommt, dann ist jedem klar, der Mann ist traumatisiert, das wird sein Leben ändern und er wird Hilfe brauchen.

Wenn ein Kind 14 bis 18 Jahre in den Händen von destruktiven Eltern ist (und diese destruktiven Eltern weltweit die Mehrheit stellen), in einer Phase, in der sich das Gehirn und die Persönlichkeit entwickelt, dann wird dies nicht öffentlich eingeordnet. Dabei müsste beständig die gesellschaftliche Alarmglocke läuten.



Sven Fuchs hat gesagt…

Der ehemalige Salafist Dominic Musa Schmitz berichtete aktuell (12.05.2016) bei Maischberger folgendes:

"Manche sagen, diese extremen Ideologien sind vielleicht auch in gewisser Art Vaterersatz.“ und „Mir hat in meiner gesamten Kindheit und Jugend einfach Liebe gefehlt oder Interesse.“ Er habe sich nach einer heilen Familie gesehnt. Manchmal ging er aus Langeweile heraus in Möbelhäuser und hat sich dort vorgestellt, wie sein „kleines perfektes Heim aussieht“. Das klingt nach einer ziemlich einsamen und traurigen Kindheit, wie ich finde. Mich wundert immer wieder, dass diese Sachverhalte in solchen Diskussionen nicht aufgegriffen und gezielt besprochen werden...

http://www.daserste.de/unterhaltung/talk/maischberger/index.html

Heike hat gesagt…


Hallo Sven,

ich habe hier auf der Facebook-Seite der sehr bemerkenswerten Schriftstellerin Sibylle Berg einen sehr interessanten Text unter der Überschrift "Swissness" gefunden.
Darin beschreibt sie ihre Beobachtung, dass die Schweizer im Allgemeinen weniger Angst haben und erklärt das damit, dass es in der Schweiz seit Generationen keinen Krieg gab.

https://www.facebook.com/notes/sibylle-berg/swissness/300258530198

LG, Heike

Anonym hat gesagt…

Hallo Sven - Sie schreiben am 8.2. 2016: "DeMause hat z.B. darauf hingewiesen, dass europäische Juden Anfang des 20. Jahrhunderts sehr viel weiter entwickelt bzgl. der Kindererziehungspraxis waren, als die Durchschnitts-Deutschen." Können Sie mir das genaue Zitat nennen? Danke! Viele Grüße, Susanne

Sven Fuchs hat gesagt…

Hallo Susanne,

siehe meinen Kommentar vom 9. Februar 2016 um 09:50.

Viele Grüße

Sven Fuchs hat gesagt…

Eine schockierende Fotoserie zeigt aktuell der SPIEGEL: http://www.spiegel.de/fotostrecke/indien-kinder-an-der-leine-halten-fotostrecke-137357.html

Ich bin der Meinung, das Armut ursächlich nicht unbedingt mit Kindesmisshandlung zusammenhängt, sondern das eigene Misshandlungserfahrungen die wesentliche Ursache dafür darstellen. Auch arme Menschen können ihre Kinder gewaltfrei erziehen und sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten um sie sorgen. Die o.g. Fotostrecke zeigt allerdings, dass existenzielle Armut deutlich mit der Schädigung von Kindern einhergehen kann. Im o.g. Beispiel haben die indischen Eltern wohl in der Tat keine andere Wahl, als ihre Kinder anzubinden und für ihr Überleben zu niedriglöhnen zu arbeiten.

Ich erinnere mich an dieser Stelle an eine alte Dame, die mir berichtete, dass sie früher in Norddeutschland erlebt hätte, wie Bauern ihre Kleinkinder draußen auf dem Hofgelände anbanden und dann den Tag über zur Arbeit gingen. Im Internet habe ich dazu bisher nichts gefunden. Mich würde interessieren, ob sich Forschende mit dieser Praxis befasst haben. Vor allem würde ich vermuten, dass diese deutschen Bauern nicht in der existenziellen Not lebten, wie die oben gezeigten Menschen aus Indien. Sie hätte sicher die Wahl gehabt, die Kinderbetreuung anders zu organisieren, ohne dadurch gleich verhungern zu müssen. Insofern würde ich das Beispiel aus Norddeutschland als bewusste Kindesmisshandlung werten, das Beispiel aus Indien als für das Kind gefühlte und real erlebte Kindesmisshandlung, allerdings mit Eltern, die einfach keine Wahl hatten. Für das Erleben der Kinder macht dies natürlich keinen Unterschied.

Anonym hat gesagt…

@Sven 23.5.: danke fürs Zitat! Viele Grüße, Susanne

Sven Fuchs hat gesagt…

Kurze technische Infos:

Seit Kurzem werden rechts im Blog nicht mehr die letzten 5 aktuellen Kommentare angezeigt! Diese Funktion ist sehr praktisch, da man so ggf. aktuelle Diskussionen wahrnehmen kann oder auch Kommentare zu Beiträgen, die lange zurückliegen. Leider bin ich derzeit technisch heillos überfordert, wie ich das wieder hinbekomme. Sofern ein besonderes Interesse an Kommentaren bzgl. einzelner Beiträge besteht, so kann mensch diese ganz unten am Ende unter dem Beitrag per Klick abonnieren.

Grundsätzlich bekomme ich aber - wie schon gesagt - eher seltener Feedback und entsprechend verpasst Ihr auch nicht all zu viel :-)

Michael Kumpmann hat gesagt…

Um Dir helfen zu können, müsste Ich leider den Quellcode einsehen.

Was Anderes, was Dir aber vielleicht helfen kann: Wusstest Du, dass es ein Hitler Zitat gibt, wo er Erziehung Wörtlich als "Gift" bezeichnet?

Und zwar das hier:

"Die Allgemeinbildung ist das zersetzendste Gift, das der Liberalismus zu seiner eigenen Zerstörung erfunden hat"

Michael Kumpmann hat gesagt…

Wie gesagt: Ich finde das irgendwie mega auffällig. De Mause nutzt den Begriff "Gift" als Metapher, um das zu beschreiben, was Monster wie Hitler und Stalin fühlten und rein zufällig nutzt Hitler selbst den exakt selben Begriff, um Schulbildung zu beschreiben.

War dem doch bewusster, was mit ihm passierte und was Eltern und Erzieher mit ihm anstellten? Oder hat de Mause einfach nur die perfekte Metapher gefunden? Oder beides?

Sven Fuchs hat gesagt…

Hallo Michael,

"In Hitlers "Mein Kampf" fällt eine vom Unbewußten beherrschte Sprache auf. Sie ist voller Symbolismen, die aus der Welt des Traumes stammen. In "Mein Kampf" tauchen 54mal die Angst vor Vergiftung, vor Schlangen und der Ekel vor dem Parasitentum auf, das in seiner Symbolik eingehend untersucht ist (2, 8, 33). Die Angst vor Vergiftung, vor Verschmutzung und vor der parasitären Ausbeutung durch die Juden beherrscht Hitlers Ideologie und die seiner Anhänger (15, 16, 17, 34). In Hitlers "Mein Kampf" finden sich Sätze wie "Der Jude ist ein Parasit." "Der Jude ist ein Menschenausbeuter." "Der Jude vergiftet unseren Volkskörper." Wilhelm Reich war bereits "die stereotype Gleichsetzung von 'Rassenvergiftung' und 'Blutvergiftung'" aufgefallen (28) Die Angst und der Ekel vor einem verschlingenden mütterlichen Objekt, das sich der Seele und des Körpers des jungen Adolf ermächtigt hatte, stehen hinter Hitlers Feindbild eines aussaugenden, zersetzenden und identitätszerstörenden Ausbeutertums."
(http://www.wilhelm-griesinger-institut.de/veroeffentlichungen/gewalt.html)

Nebenbei: Ich finde deine Email Adresse nicht mehr. Schickt mir doch kurz eine Nachricht, dann kann ich Dir mal den Quellcode bzgl. der Kommentarfunktion schicken. Vielleicht findest Du den Fehler?

Michael Kumpmann hat gesagt…

https://www.berlinonline.de/themen/familie/4411449-2864640-eltern-so-wenig-zeit-verbringen-sie-mit-.html

Laut einer neuen Studie verbringen Eltern aktuell rund Eineinhalb bis Zweieinhalb Stunden Täglich mit Kindererziehung.

Michael Kumpmann hat gesagt…

Hast Du eigentlich schonmal von Marc Passio gehört?

https://www.youtube.com/watch?v=ZSqBNGxLiAs

Das ist ein religiöser Autor in den USA, der sich mit Okkulten Traditionen beschäftigt, und der die These vertritt, die Mehrheit der Leute in den USA sei durch Misshandlung und Vernachlässigung(der meint keine verschwörerischen Dinge wie MKUltra, sondern normale Erziehung, obwohl der als Aufhänger Verschwörungsbegriffe wie Mind Control nutzt) zu "Rückgratlosen Ja Sagern, die ohne Probleme auf Befehl töten würden" gemacht worden.

Seiner Meinung nach sei die Bereitschaft, andere Menschen auf Befehl zu töten, ohne zu fragen, das ultimative Böse in der Menschheit, und um die Amerikaner zu befreien, müsste man ihnen beibringen, wieder zugang zu ihrem Hirn zu erlangen. (Der geht sogar so weit, zu sagen, die US Amerikanische Erziehung hätte teile des Hirns der meisten Amerikaner aktiv getötet. Meistens redet der vom Corpus Callosum, was normalerweise dafür sorgt, dass wir mit jedem Teil unseres Hirns verbunden sind, und quasi der Zentrale Hub ist. Stellenweise geht der aber davon aus, dass bei vielen Menschen sogar die Hälfte des Hirns durch Kindheitstrauma irreversibel beschädigt ist. )

Der geht davon aus, dass es bei Rosenkreuzern, Freimaurern, Thelemiten, ursprünglichen Christen etc. eigentlich darum geht, diese Beschädigungen zu reparieren und wieder einen richtigen Umgang miteinander zu lernen. ( z.B. die Gnostiker haben davon geredet, dass die Menschen in einer Scheinwelt leben und nur durch ein Wissen daraus befreit werden können. Marc Passio meint, das Wissen, was die meinen, sei die Tatsache, dass man Menschen nicht mit Gewalt unter Kontrolle halten soll. Und das sei der Grund, warum die Katholische Kirche die umbringen wollte, weil die nicht wollten, dass jemand sowas predigt.) Auf der anderen Seite stehen für ihn die Staatskirchen, die in seinen Augen die wahren Lehren der Religionen verfälschen und Menschen aktiv nieder machen, um sie unter Kontrolle zu halten.

Man müsse also, wie es so schön heißt, sprichwörtlich "erst aus der Kirche austreten", um dann ein "wahrer Christ" zu werden.

Der redet sehr viel von Religion und Okkultismus, aber der Autor ist extrem gut. Und Psychologisch ist der Typ extrem gut geschult. (Obwohl ich vermute, dass manche Neurologie Fakten, die der nennt, so nicht ganz stimmen.)

Ich habe auch vor, mich in meinen eigenen Artikeln demnächst intensiver mit dem Typen zu beschäftigen. Wenn meine Buchrezension angenommen wird, könnte der schon relativ schnell dran kommen. Wenn die nicht angenommen wird, werde ich erstmal was über die Nymphenburg Gruppe aus Deutschland schreiben, da die dem Existenzialismus näher steht und diesen wissenschaftlich belegt. (Und da Ich bekanntlich ein Existenzialist bin, ist dieses Thema für mich von höherer Priorität. Vielleicht kann Ich aber beides miteinander verbinden. )

Anonym hat gesagt…

Besser Lernen ohne Schule

André Stern im Gespräch mit Ulrike Timm

http://www.deutschlandradiokultur.de/musiker-und-autor-andre-stern-besser-lernen-ohne-schule.970.de.html?dram:article_id=355297

"André Stern musste nie zur Schule gehen - und dennoch spricht er fünf Sprachen, wurde Musiker, Instrumentenbauer und Autor. Er sagt: Kinder können alles lernen - auch ohne Unterricht und Termine."

"Der Blick, den wir heute auf uns selbst werfen, ist der Blick, der auf uns geworfen worden ist, als wir Kinder waren. Wir tragen alle in uns ein verletztes Kind, weil man uns gesagt hat, du genügst noch nicht, du musst dich erst entwickeln. Die Versöhnung mit dem verletzten Kind wäre für uns alle ein neuer Weg in eine selbstbewusste Gesellschaft."

Schöne Grüsse
Mario

Heike hat gesagt…

Hallo Sven,

Du hattest irgendwo mal was über die junge Frau geschrieben, die ihre (Ex-)Freundin so grausam umbrachte.
In der Zeit gibt es darüber einen Artikel.
Wie immer ist es erschütternd, dass Kinder in Familien aufwachsen müssen, die ihre Gewalttätigkeit bereits unter Beweis gestellt haben.

http://www.zeit.de/2016/23/mord-maedchen-pubertaet-teenager-beziehung-prozess

Viele Grüße
Heike

Sven Fuchs hat gesagt…

Gestern schaute ich etwas in der ARD über das Leben von Jimi Hendrix (http://www.ardmediathek.de/tv/Doku-in-Einsfestival/Jimi-Hendrix-The-Guitar-Hero/Einsfestival/Video?bcastId=13980890&documentId=36007342)

Dabei wurde auch einiges über seine Kindheit gesagt.

Im Internet habe ich zwei Textstellen gefunden, die die Kindheit wohl ganz gut zusammenfassen:

"seinen Vater, einen überforderten Kriegsveteranen, der Sohn und Mutter prügelt, während letztere wiederum ständig betrunken ist, lieber auf Partys geht und Affären hat, als sich um die Kinder zu kümmern. Jimi Hendrix wird seine ganze Kindheit über von einer "Leihmutter" zur nächsten weitergereicht, zu Pflegemutter, Tante und Großmutter." http://www.deutschlandradiokultur.de/gitarrengott-auf-dem-drogentrip.950.de.html?dram:article_id=136921

"Hendrix’ Kindheit war vor allem von sehr schwierigen Lebensumständen geprägt: Er wurde als Zweijähriger von seiner Mutter in die Obhut einer befreundeten Familie gegeben und ab 1946 von seinem Vater, der kurz zuvor aus dem Militärdienst entlassen wurde, versorgt. Zwar kehrte Hendrix’ Mutter kurz darauf wieder zur Familie zurück, doch bestimmte die folgenden Jahre eine Reihe schicksalhafter Fügungen. Hendrix hatte vier Geschwister, von denen drei von Geburt an mit schweren gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatten. Nachdem sich Hendrix` Eltern 1950 endgültig scheiden ließen, wuchs er bei seiner Großmutter im kanadischen Vancouver auf; Hendrix’ Geschwister wurden in Pflegeeinrichtungen untergebracht oder zur Adoption freigegeben. Jimi Hendrix’ Mutter starb 1958 nach schwerer Alkoholkrankheit an einem Milzriss."
http://six-strings.de/blog/portraits/jimi-hendrix

Sein Drogenkonsum ist sicherlich vor diesem Hintergrund zu sehen.

Mir fallen immer wieder destruktive Kindheitsgeschichten bzgl. prominenter Menschen auf. Natürlich gelten auch für diese Menschen die allgemeinen Raten von Kindesmisshandlung. Vermutlich drängen auf das Licht der Bühne aber auch überproportional viele Menschen, die als Kind gequält und vernachlässigt wurden. Das Thema an sich wäre fast einen zweiten Blog wert, für mich aber zeitlich nicht drin :-)

Sven Fuchs hat gesagt…

Christian Pfeiffer bringt es - im Gegensatz zu vielen vor allem psychiatrischen Experten - mal wieder deutlich auf den Punkt. In diesem fall bzgl. Silvio S.:

"Solche Täter sind sehr oft in der eigenen Kindheit schlimmen Erfahrungen von sadistischer Gewalt, von sexuellem Missbrauch, von demütigender Ohnmacht ausgesetzt gewesen. Ob das bei Silvio S. der Fall war, werden wir sehen."

und

"Er ist kein Tier, er ist ein Mensch. Er ist auch nicht böse auf die Welt gekommen. Er ist auch Opfer, Opfer seiner eigenen Obsessionen und Zwangsphantasien, oft auch Opfer seiner eigenen von Gewalt und Ausgeliefert-Sein geprägten Kindheit. Ich sage immer: Als Sexualmörder wird man nicht geboren. Zum Sexualmörder wird man gemacht."

http://www.stern.de/panorama/gesellschaft/silvio-s---kriminologe-pfeiffer-ueber-kindermoerder-und-triebtaeter-6909818.html

Sven Fuchs hat gesagt…

Über den Sänger Anthony Kiedis von den "Red Hot Chili Peppers" wurde in einem aktuellen Stern Artikel einiges zu dessen Kindheit geschrieben. Sein Vater war ein Dealer und gab auch Anthony Drogen.
Und: "Sex hatte Kiedis das erste Mal mit zwölf - mit der Freundin seines Vaters. Der hatte das Mädchen dazu angestiftet: So würde sein Sohn schneller zum Mann." http://www.stern.de/kultur/musik/red-hot-chili-peppers--anthony-kiedis-ueber-heidi-klum-6906526.html
Es ist erstaunlich, dass bzgl. Männern/Jungen oft andere Maßstäbe angesetzt werden. Man stelle sich den Fall so vor: Die 12 jährige Tochter wird von der Mutter zum Sex mit dem mütterlichen Freund gebracht, damit sie zur Frau würde. ich bin sicher, dass der stern-Journalist dann von sexuellem Missbrauch gesprochen hätte. Dabei ist der Fall bzgl. Anthony Kiedis juristisch eindeutig als sexueller Missbrauch einzustufen, auch wenn er selbst dies als "erste sexuelle Erfahrung" umgedeutet hat.

Auswirkungen werden im Artikel ebenfalls beschrieben: eigene Drogensucht und Beziehungsunfähigkeit. (Wer mag findet im Netz noch mehr über die Kindheit des Sängers und dem Agieren des Vaters.)
Was für "Helden" und "Vorbilder" sind das eigentlich, die auf den Bühnen der Welt stehen?

Sven Fuchs hat gesagt…

"The Global Initiative to End All Corporal Punishment of Children" hat kürzlich eine neue interaktive Karte veröffentlicht: http://www.endcorporalpunishment.org/interactive-map
Es ist absehbar, das irgendwann in der ganzen Welt Gewalt gegen Kinder gesetzlich verboten sein wird. Das reale Erziehungsverhalten muss natürlich nachziehen, aber Gesetze sind eine wichtige Grundlage!
Für Viele vielleicht nicht unbedingt bekannt: Südamerika ist bei der Gesetzgebung vorbildlich (vor allem seit 2014)

Michael Kumpmann hat gesagt…

Was makaber ist: Lies Dir die Karte genauer durch. Laut der Karte ist Körperzüchtigung in den USA mehr erlaubt, als in China, Japan und Russland. (Die USA haben durchschnittlich ein oder 2 bereiche mehr.)

Michael Kumpmann hat gesagt…

Dein Kommentar Widget ist wieder abgestürzt.

Michael Kumpmann hat gesagt…

http://www.cracked.com/article_24052_5-people-who-changed-world-to-get-back-at-their-family.html

Der Artikel über die Kindheit von Washington, Dali etc. könnte für Dich vielleicht Nützlich sein.

Anonym hat gesagt…

Zitat gefunden:

„Gewalt in der Kindheit hat denselben Stellenwert für die Psychiatrie, wie Zigarettenrauchen für die restliche Medizin.“

Steven Sharfstein
APA-Präsident 2005-2006

http://www.dgtd.de/fileadmin/user_upload/issd/Tagung-2012/Nachlese/PDF/DGTD-Vortrag2012_Schaefer.pdf
(S. 3)

Heike hat gesagt…

Hallo,

über Gewalt in der Erziehung in muslimischen Communities.

http://www.taz.de/!5317219/

LG, Heike

Anonym hat gesagt…

Dass so viele Journalisten einfach nicht weiterdenken können/wollen. Natürlich war der Täter psychisch krank und seine Amokfahrt verrät ja nur allzu deutlich, wie es ihm in seiner Kindheit ergangen sein muss:

http://www.tagblatt.ch/nachrichten/international/international-sda/Nizza-Attentaeter-offenbar-psychisch-krank;art253652,4690741

Sein Vater wird wie folgt zitiert:
"Sein Sohn habe von 2002 bis 2004 "Probleme" gehabt, die zu einem "Nervenzusammenbruch" geführt hätten. Er sei dann "wütend" geworden, habe geschrien und Sachen kaputt gemacht, berichtete der Vater. Ein Arzt habe ihm Medikamente gegen Depressionen verschrieben. Seine Familie sei "entsetzt" über die Geschehnisse in Nizza, fügte er hinzu."

Ich würde dem Vater ganz andere Fragen stellen.

Gruss
Mario

Sven Fuchs hat gesagt…

Hallo Mario,

ich habe noch gelesen, dass der Vater keinen Kontakt mehr mit ihm hatte, habe die Quelle aber vergessen...

Ansonsten noch das hier: "Lahouaiej-Bouhlels Frau - die sich gerade scheiden ließ und von ihm schwer misshandelt wurde - war am Wochenende freigekommen." http://www.sueddeutsche.de/politik/frankreich-der-attentaeter-von-nizza-radikal-kaltbluetig-und-labil-1.3084147

Die häusliche Gewalt, die er selbst ausübte, spricht einmal mehr (neben seiner Tat und psychischen Krankheit) , das er selbst ähnliches zu Hause erlebt hat.

Heike hat gesagt…

Hallo,

Nachbarn der Herkunftsfamilie des Nizza-Attentäters berichten, der Vater sei "sehr streng" mit seinen Kindern gewesen.

http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/die-familie-des-attentaeters-von-nizza-ist-ratlos-14349642.html

LG, Heike

Anonym hat gesagt…

Hallo

Hier mal etwas Erfreuliches.

Von André Stern erscheint Anfang August ein neues Buch! Es heisst "Spielen - um zu fühlen, zu lernen und zu leben."

http://andrestern.com/de/andre-stern/veroeffentlichungen/buecher/spielen-um-zu-fuehlen-zu-lernen-und-zu-leben.html

Gruss
Mario

Michael Kumpmann hat gesagt…

Das Buch hört sich interessant an. Die Mehrheit der "Kritik an der Aktuellen Situation" teile Ich.

Nur zu dem Satz

"hat ein fesselndes Plädoyer für bedingungsloses Vertrauen in die natürliche Entwicklung unserer Kinder verfasst. Statt Leistungsoptimierung und Konkurrenzdenken setzt er auf die individuelle Entwicklung und das eigene Tempo des Kindes."

Da Schwingt Jasper Juuls "Kompetentes Kind" durch. Und obwohl ich das für deutlich humaner als z.B. den Behaviorismus finde, kann ich dieses Konzept nicht glauben. Und zwar aus einem ganz persönlichen Grund:

Ich hatte nie eine Freundin, und neben der Tatsache, dass Ich scheinbar viel zu hässlich bin, um je geliebt zu werden, fehlen mir scheinbar auch kognitive Fähigkeiten um mich diesem Ziel näher zu bringen.

Dies widerspricht nun der Theorie, dass Kinder sich quasi von Selbst die Fertigkeiten aneignen können, die sie im Leben brauchen. Denn mal ehrlich: Gibt es eine grundlegendere Fähigkeit im Menschen? Von der Natur ist jedes Lebewesen nichts weiter als eine Genkopiermaschine und jemand, der keine Kinder produzieren kann, dessen Gene werden vom Erdball gefegt. Damit eine Genkombination erhalten bleiben kann, müssen also Nachkommen produziert werden, denn sonst kommt es zur "natürlichen Auslese".

Kinder Kriegen ist also der primäre biologische Imperativ eines jeden Lebewesens.

Und Ich bin nicht in der Lage, diesen primären Imperativ zu erfüllen.

Genau diese Tatsache hat mich persönlich davon überzeugt, dass das Konzept des Kompetenten Kindes, obwohl es Nett klingt, nicht stimmen kann. Denn wenn einem Lebewesen auf diesem Planeten eine Fähigkeit nicht fehlen darf, dann ist es exakt diese, die mir fehlt.

Und genau dieser Gedankengang hat mich persönlich überzeugt, dass wohl eher Arnold Gehlen mit seinem "Mangelwesen" recht hat und jeder Mensch ein "kaputtes" Programm der Natur hat, was erst durch Kultur und Erziehung vervolständigt werden muss.

Und um meinem persönlichen Beispiel zu bleiben, man hätte mir etwas explizit beibringen müssen, und meine Probleme rühren daher, das man dieses nicht tat. Hätte nun Jasper Juul recht gehabt, hätte man mir das aber gar nicht beibringen müssen, weil ich da von alleine, ohne Hilfe drauf gekommen wäre.

Und genau deshalb kann ich Jasper Juuls Ideen nicht glauben, weil dies bei mir zu einem extremen logischen Widerspruch führt, den ich auch nicht durch zusätzliche Infos auflösen kann.

heikophilo hat gesagt…

Ohne die näheren Umstände deines Aufwachsens zu kennen, möchte ich doch etwas zu der Mängelwesen-Theorie sagen, die du für dich zutreffend hältst.
Mit Stern und den Entwicklungspsychologen, denen ich folge, müßte es so sein, dass du unter Umständen gelernt hast zu überleben und dich an sie angepasst hast, die dich so geformt haben, dass es bisher noch nicht mit einer Freundin geklappt hat. Es ist also kein Mangel an dir, sondern deine Kompetenz, dich an eine verrückte, gefährliche, menschenfeindliche Umwelt anzupassen, die dich so verformt hat, dass du zwar überlebt hast, aber nun zu einer Liebesbeziehung nicht ohne weiteres fähig bist, wie du sagst, soweit ich das verstehe.
Insofern hätte Stern doch recht: Du hättest gegen die feindlichen und widrigen Bedingungen, die während deines Aufwachsens herrschten (und die ich nicht näher kenne, sowenig wie die Hürden vor einer Liebesbeziehung - Intelligenzmangel ist es sicher nicht), in deinem Tempo, selbstorganisiert, kreativ, ohne Anleitung ihnen zu trotzen und mit ihnen fertig zu werden gelernt. Das ist erstmal eine nicht zu unterschätzende Leistung, und du kannst deinen inneren Kindern, Soldaten und Managern dafür danken, dass sie dich soweit durch die Welt geschaukelt haben. Du bist ja noch eine Weile fruchtbar, also würde ich das mit dem Reproduzieren nicht so schnell abschreiben. Wenn du deine inneren Teile kennenlernst, die einer Liebesbeziehung entgegenstehen, sie sabotieren oder was sie auch immer tun, wirst du auch Lösungen finden, Liebe zu leben, da bin ich sicher. Allerdings braucht man für gewöhnlich für solche Selbsterkundungsreisen einen Begleiter, Therapeuten oder sowas. So wie Andre Stern es über seine Eltern sagte oder über die Mentoren, die er hatte, um alles Mögliche zu lernen.
Das heißt, man kann Kindern vertrauen, dass sie sich an ihre Umwelt anpassen, aber wenn das eine kranke Umwelt ist, verformen sie sich entsprechend "krank". Man kann also nicht sagen, und das würde Andre auch nicht behaupten, dass Kinder unabhängig von ihrer Umwelt immer gute tolle liebevolle neugierige Menschen werden. Nicht umsonst betont er immer wieder, wie sehr er vom Vertrauen seiner Eltern profitiert hat und wie dankbar er dafür ist, dass die so weise waren, ihm das zu schenken, und dass er anders wäre, hätten sie andere Entscheidungen getroffen.

Michael Kumpmann hat gesagt…

In Psychotherapie bin ich. Jetzt schon zum 2. Mal. Das nutzt aber leider rein gar nichts. Das ist bisher nur Symptombekämpfung, hilft aber nicht, das Ursprungsproblem zu lösen.

Sven Fuchs hat gesagt…

Ein Artikel, der in die richtige Richtung geht: http://www.welt.de/politik/ausland/article157411985/Die-maximale-Rache-der-Gekraenkten.html

Erstaunlich auch, dass mögliche vorgeburtliche Erfahrungen von Attentätern erwähnt wurden (z.B. Gewalt gegen die schwangere Frau), das habe ich bisher in keinem Medienartikel über Gewalttäter gelesen, obwohl das Thema wichtig und bedeutsam ist.

Ansonsten ist der Artikel aber auch lückenhaft. Breiviks Kindheit z.B. wurde nicht annähernd so dargestellt, wie sie real war. Auch reicht ein abgelehnter Heiratsantrag nicht aus, um einen Menschen zu einem Mörder zu machen (was so im Artikel als demütigende Erfahrung eines Täters angedeutet wurde) bzw. geht eine solche Ursachenerklärung vollkommen an den Ursachen vorbei. Wie oben schon gesagt ging der Artikel an sich in die richtige Richtung. Solche Artikel sind selten und werden entsprechend von mir besonders erwähnt.

Anonym hat gesagt…

Lieber Michael
Ich habe auch diverse Therapien bzw. Versuche hinter mir. Am meisten geholfen hat mir bzw. habe ich profitiert von der sog. ISTDP nach Davanloo. Hier die Website mit allen nötigen Infos:
http://istdp.de/

Alles Gute.
Mario

Sven Fuchs hat gesagt…

Wieder ein Artikel auf Welt-online, der in die richtige Richtung geht:
"Früher gingen sie zur SA, heute gehen sie zum IS" http://www.welt.de/print/die_welt/politik/article157647517/Frueher-gingen-sie-zur-SA-heute-gehen-sie-zum-IS.html

Mir ist aufgefallen, dass der Autor drei Dinge in seinem Artikel eingefügt hat, die ich einst auch in einem Blogbeitrag mit ähnlichem Grundthema wie dem des Welt-Autors aufgeführt habe:
Ein Zitat von Willi Voss, eines von Ebrahim B. und ein Linkhinweis auf die Studie "Die Sicht der Anderen": http://kriegsursachen.blogspot.de/2015/07/ideologie-ist-niemals-selbst-motivation.html

Vielleicht ist es Zufall, vielleicht finden die Autoren jetzt auch langsam zu den INFOs, auf die man eigentlich zwangsläufig stoßen muss, vielleicht hat der Autor auch meinen Blog entdeckt, letzteres würde mich natürlich besonders freuen :-)

Sven Fuchs hat gesagt…

Eine extrem gute Übersicht über die Entwicklung von Terror:
http://www.watson.ch/Wissen/Schweiz/982459207-Die-vergessenen-Jahre-des-Terrors--In-den-70ern-und-80ern-zogen-Terroristen-eine-Blutspur-durch-Europa

Sven Fuchs hat gesagt…

Ein interessanter Beitrag zum Thema Beschneidung von Jungen: http://www.beschneidung-von-jungen.de/home/psychologische-aspekte-der-beschneidung/beschneidung-und-verhalten.html?L=0%27A%3D0%5C%27%5C#verhalten-von-beschnittenen-im-spaeteren-leben

Das Thema ist ja auch gerade für den muslimischen Kulturkreis ein großes. Folgeschäden scheinen bereits gut belegt zu sein. Für mich besonders passend ist das Schlusswort:
"Die beste Möglichkeit den Kreislauf des Traumas zu durchbrechen ist die Beschneidung von Kindern zu beenden. Nicht-traumatisierte, intakte Kinder wachsen normalerweise nicht zu Beschneidern heran, sodass der Kreislauf des Traumas enden würde."

Anonym hat gesagt…

Hallo Sven

Zur Beschneidung habe ich gerade ein Buch zu Ende gelesen von Clemens Bergner mit dem Titel "Ent-hüllt!". Das Buch ist sehr informativ. Die Beschneidung ist ein grosses Tabu und Männer sprechen nicht gerne darüber bzw. verleugnen die vielfältigen nachteiligen Auswirkungen.

Hier auch noch ein Interview mit Clemens Bergner:
http://abgeblogged.rz-etelsen.net/interview-mit-clemens-berger/

Die Frage ist auch, wer und warum hat der Mensch damit angefangen? War es ein Vater oder eine Mutter? Laut dem AT war es Abraham, der als 99-jähriger auf "Befehl Gottes" damit angefangen hat und worauf sich auch das Judentum begründet. Die Beschneidung als Zeichen des Bundes mit Gott! (siehe AT, Genesis 16, Kap. 17)

Gruss
Mario

Michael Kumpmann hat gesagt…

Männliche Beschneidungen sind nicht komplett Sinnlos. Glaubt mir. Wenn man mal eine Entzündete Vorhaut hatte, dann kann man den Sinn hinter Beschneidungen leider schon verstehen.

Michael Kumpmann hat gesagt…

Sven, das könnte Dir gefallen:
https://youtu.be/Kwf5TP44clE?t=2h14m

Zitat u.A. "Ich werde meine Kinder nicht zu einer Welt (und einem Leben) ohne Freiheit verurteilen"

Sven Fuchs hat gesagt…

Die Journalistin und Autorin Ute Scheub hat in einem Interview in eine ihrerer Fragen eine Feststellung über die Kindheit von Mohammed Atta eingebaut: "Mohammed Atta hatte ebenfalls einen strengen, misshandelnden Vater, den er ehren sollte – und übertrug seine kaputte Vaterbeziehung auf Allah." http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/sonntagsinterview-ich-bin-ein-mann-mit-einem-mutterherzen/1560132.html

Ich habe Sie bereits angeschrieben und nach der Quelle dieser Info gefragt.

Michael Kumpmann hat gesagt…

Das ist bei Religion aber auch sehr einfach. https://de.wikipedia.org/wiki/Theodizee

Michael Kumpmann hat gesagt…

http://www.dailymail.co.uk/news/article-3790614/They-don-t-like-drugs-gay-marriage-HATE-tattoos-Generation-Z-conservative-WW2.html

Die ab 2000 geborenen werden wieder konservativer. Also stimmen Deine "Vorhersagen" nicht und die politisch korrekte "Safe Space", "Trigger Warnings", "Check your priviledge" etc. Millenial Generation ist doch nicht die Zukunft der Menschheit.

(Bitte nimm mir da meinen Tonfall nicht übel, aber ich muss zugeben, ich mag die typische Millenial Generation PC Attitüde nicht nur im Bereich Politik nicht besonders. Ich weiß, Gott Sei Dank sind nicht alle Millennials so, aber das ist die Attitüde, die man mit der Millennial Generation meistens assoziiert. Insbesondere, wenn es ums Politische geht.

Und im Gegensatz zu Dir halte Ich diese Generation gerade wegen dieser Attitüde nicht für die geistig gesündeste. Es spricht nämlich nicht für geistige Gesundheit, wenn Millennial Studentinnen einen Traumatherapeuten brauchen, weil Milo Yiannopulous ihnen widersprochen hat. )

Natürlich, einiges, was am Artikel steht, halte Ich auch für Ungut und Übertrieben. Insbesondere die "Unfreiheitlichen" Positionen. Vielleicht ist dies aber auch zum Teil ein notwendiger extremer "Backlash". Da der Universitäre und Öffentliche Diskurs von Lauten Spinnern einer Seite beherrscht wird, muss man vielleicht genau so extrem auftreten, um sich gegen die Bekloppten Gehör veraschaffen zu können.

(Und die Politisch Korrekten nennen sowieso jeden, der ihnen in kleinster Weise widerspricht, pauschal einen Neonazi. Das kann vielleicht auch dazu führen, dass man sich gegen die auch radikalisiert.)

Sven Fuchs hat gesagt…

Hallo Michael,

1. In England ist die Kindererziehung rückständiger als in vielen anderen Teilen Europas. (Und Schläge gegen Kinder sind dort immer noch legal)
2. Was heißt hier "konservativ"? Sie nehmen - laut deinem link - weniger Drogen, trinken weniger Alkohol und verhalten sich weniger riskant im Leben. Alles Dinge, die ich in einen Zusammenhang zu verbesserter Kindererziehung sehen würde, die auch in der UK stetig in Entwicklung ist. Bzgl. Gewaltverhalten, Zustimmung zu Kriegen usw. wurden die jungen Leute nicht befragt. Ich sehe nicht, dass diese Generation ein großes Problem ist.

Michael Kumpmann hat gesagt…

Oh ja. Stimmt. Das ist wirklich eine Verbesserung. Besonders wenn Ich bedenke, was die Jugendlichen zu meiner Oberstufenzeit angestellt haben. (Einige von Uns haben sich wirklich richtig selbstzerstörerisch verhalten. Ich bin nicht komplett gegen Drogen und Alkohol, aber z.B. sich volllaufen lassen und dann Nachts auf dem nach Hause weg den Bus vollkotzen ist keine gute Lebensart. Allein schon wegen sowas ist es eine gute Entwicklung, wenn es die Jugendlichen etwas "ruhiger" angehen lassen und keine extremen Exzesse machen.)

Michael Kumpmann hat gesagt…

Vielleicht war Ich bei dem Bericht auch etwas voreingenommen, da ich das auf einer konservativen Seite fand.

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