Freitag, 18. Februar 2011

Die Kindheits-Ursprünge des Krieges in Jugoslawien werden nicht gesehen

Aktuell treibt mich intensiv die Frage um, warum Thesen, wie sie in diesem Blog vertreten werden (und wie sie durch BestsellerautorInnnen wie Gruen, Miller und deMause in etlichen Büchern nachvollziehbar ausgearbeitet worden sind), im Allgemeinen und in Fachkreisen und Medien im Besonderen i.d.R. gemieden werden wie die Pest. Genauer, eigentlich treibt mich mehr die Frage um, wie man diese Thesen weiter in die Öffentlichkeit bekommt.
Ein Beispiel: Die Slowenin Alenka Puhar hat zwei erschütternde aber sehr klare Beiträge veröffentlicht, die eindrucksvoll und gründlich die „Die Kindheits-Ursprünge des Krieges in Jugoslawien“ und die „Kindheitsalpträume und Rachephantasien“ auf dem Balkan analysieren. Bei aller Gründlichkeit und Nachvollziehbarkeit dieser Beiträge sollte man doch meinen, dass zumindest hier und da diese Texte zitiert oder besprochen wurden (gerade auch, weil die Texte zudem schon seit ein paar Jahren online für alle Interessierten kostenlos zu lesen sind). Vielleicht sogar ein Interview in einer Zeitung mit Puhar zu diesem Thema zu finden ist.

Wenn ich bei Googel "Die Kindheits-Ursprünge des Krieges in Jugoslawien" eingebe, erhalte ich heute ganze 39 Treffer. Für die Suchbegriffe "Alenka Puhar" + Krieg + Jugoslawien erscheinen 89 Treffer. Gibt man "Alenka Puhar" +Kindheit + Jugoslawien ein, erhält man ganze 30 Treffer. Die einzigen paar brauchbaren Treffer, die wirklich in Teilen auf die Texte und Thesen von Puhar eingehen, sind wiederum psychohistorische Texte, vor allem von Winfried Kurt. Natürlich erscheint auch mein Blog in der Trefferliste. Ansonsten erhält man weitegehend Treffer der Personensuchmaschine „yasni“ und ähnliche Registerseiten oder zwei, drei Links auf die Texte. Das war es! Keine einzige deutsche Zeitung scheint – zumindest laut Onlineabfrage – auf diese tieferen Ursachen des Krieges aufmerksam geworden zu sein. Der einzige – außerpsychohistorische – wissenschaftliche Beitrag, der sich kurz und eher in einem Nebensatz auf Puhar bezieht, ist der von Mišković unter dem Titel „Rezension zu Holm Sundhaussen: Geschichte Serbiens. 19.-20. Jahrhundert“.

Gebe ich dagegen als Suchworte „Ursachen + Krieg + Jugoslawien“ ein, dann erhalte ich enorme 297.000 Googel-Treffer. Die Ursachen des Krieges im ehemaligen Jugoslawien waren und sind also von Interesse. Dass die psychohistorische Analyse im Grunde gar keine Aufmerksamkeit bekommt, ist niederschmetternd, leider aber nun mal Realität. Insofern hoffe ich, dass ich durch meinen Blog zukünftig etwas mehr Menschen dazu anrege, sich mit den Texten von Alenka Puhar zu befassen.

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